Trotz des Wetters blickt man auf einen guten Start der osteuropäischen Waldpilzsaison zurück. "Die Pfifferlingkampagne ist besonders gut angelaufen. Die Wunschkaliber sind alle in ausreichenden Mengen vorhanden und auch die Preise sind bislang besonders erfreulich gewesen. Wir sind zurzeit voll ausgelastet", so Ramazan Gülnar, Geschäftsführer des Pilzgroßhandels Paris Direkt GmbH, der seine Pfifferlinge überwiegend aus Bulgarien bezieht.
Vielerorts bietet der LEH bereits seit Wochen parallel zum regionalen Spargel auch Pfifferlinge in der bewährten 250g-Holzschliffschale an, fährt Gülnar fort. "Das war in anderen Jahren nahezu undenkbar. Erst nach Johannistag am 24. Juni, dem offiziellen Ausklang der Spargelsaison, startete man so richtig mit Pfifferlingen durch. Ich sehe diesen Wandel auch als Zeichen, dass insbesondere der jüngere Verbraucher den Pfifferling zunehmend wahrnimmt und das Vermarktungsfenster tendenziell verlängert wird."
Erwartungsgemäß werden die Tagestemperaturen im Balkangebiet in den kommenden Wochen sukzessive steigen. "Irgendwann wird es dann für die Pfifferlinge langsam zu heißt, was dazu führt, dass die Ware kleiner, jedoch auch aromatischer wird. Es handelt sich schließlich immer noch um ein Naturprodukt. Sobald die Ware allmählich knapper wird, beziehen wir unsere Pfifferlinge zusätzlich auch aus Litauen", schildert der Münsteraner den weiteren Saisonverlauf.
Russland-Embargo & Klimawandel
Nichtsdestotrotz geriet der Waldpilzsektor aufgrund des Russland-Embargos und der erschwerten Importabwicklung im osteuropäischen Raum im vergangenen Jahr unter Druck. Gülnar: "Den Import aus Belarus sowie dem bewährten russischen Sammelgebiet Kaluga kann man heutzutage vergessen, nicht nur wegen des Embargos, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass es beim Kunden nicht mehr erwünscht ist." Erschwerend hinzukommen auch die hohen Transport- und Verpackungskosten. "Hier zahlt sich unser langjähriges und verlässliches Lieferantennetzwerk aus, das hat man auch im vergangenen Jahr gesehen. Ware war aufgrund der Trockenheit nur in beschränkten Mengen vorhanden, wir haben unsere Bestandskunden jedoch bis Saisonende beliefern können."
Neben dem Ukraine-Krieg setzt die wiederkehrende Trockenheit dem Waldpilzsektor in den vergangenen Jahren extrem zu. "Dies hat uns dazu bewogen, unser Beschaffungsgebiet in Richtung Norden zu erweitern, weshalb wir seit vergangenem Jahr auch Pfifferlinge aus Schweden und Estland beziehen", sagt Gülnar. Die europäische Pfifferlingkampagne wird je nach Witterung im Oktober-November beendet. August sowie September seien nach wie vor die stärksten Verkaufsmonate.
Das Gros der Pfifferlinge wird über einen bulgarischen Partner bezogen. Ergänzende Mengen stammen aus Bosnien, Serbien sowie Mazedonien.
Steinpilze & Morcheln
Zu den beliebtesten Waldpilzen am deutschen Markt zählen eben auch Steinpilze und Morcheln. "Sommer-Steinpilze sind verglichen mit dem herbstlichen Pendant in der Regel qualitativ etwas schwächer. Bisher sind die Preise auch noch zu hoch gewesen, weshalb wir erst in der KW 25-26 richtig durchstarten werden. Dennoch rechne ich erst ab Mitte Juli mit besseren Qualitäten. Anteilig spielen für uns vor allem die Herbst-Steinpilze eine wesentliche Rolle. Insbesondere im Oktober und November ist in der Regel reichlich Ware vorhanden aus zahlreichen Ursprungsländern."
Die Morchelsaison wurde währenddessen bereits vor gut zwei Wochen beendet. "Es gibt zwar noch Ware aus Mazedonien und Kanada, uns ist es aber auch wichtig, alles zu seiner Jahreszeit anzubieten", so der Pilzkaufmann und weist auf die mengenmäßig schwache Morchelkampagne hin. "In der Türkei, einem der wichtigsten Beschaffungsländer in Sachen Morcheln, hat es eine katastrophale Saison gegeben. Ich würde sogar von der schlechtesten Ernte im vergangenen Jahrzehnt sprechen."
Bilder: Paris Direkt GmbH
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