Fast täglich findet man Berichte über Versuche, die Plastikflut zu reduzieren. Oftmals findet sich hierbei der Obst- und Gemüsehandel im Kreuzfeuer. Es muss was getan werden, ist man sich in der Branche einig – aber was? Mögliche Optionen wurden Anfang des Monats beim ersten European Packaging Forum in Düsseldorf diskutiert. Zahlreiche Experten reisten an um die Besucher über Themen wie Recycling, Marketing und umweltfreundliche Alternativen zu informieren. FreshPlaza war vor Ort.
Hier finden Sie die Fotoreportage der Veranstaltung.
Ist Karton die einzige Alternative?
Wenn man darüber nachdenkt den Verpackungsmüll zu reduzieren, kommen vielen Papier und Karton als natürlichere Alternative in den Sinn. Das sind allerdings nicht die einzigen Optionen, betonen die Redner des Kongresses.
Dr. Melanie Kröger (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) & Elke Jahn (Interseroh Pool-System)
Dr. Melanie Kröger, von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, arbeitet am Projekt Unverpackt. Sie stellte den Besuchern die sozialwissenschaftliche Rahmung des "unverpackt"-Phänomens vor: Die gut 120 "unverpackt"-Läden sollen ein "change agent" sein und positives Beispiel für die Reduzierung des Plastikmülls. Deutschland läge, so Kröger, immerhin an dritter Stelle der Länder mit dem meisten Verpackungsabfall in Europa. "Diese Läden sind eine Nische, aber im Trend, und werden von unterschiedlichen Konsumentengruppen besucht. Und sie inspirieren auch andere: Viele Bioläden und Supermärkte bieten inzwischen Bereiche mit loser Ware zum selbst-abfüllen." In Deutschland seien diese Geschäfte oft noch Inhabergeführt, in Frankreich beispielsweise gäbe es bereits ein richtiges Franchise-System. Das Konzept funktioniert – wenn auch vorerst nur auf kleinerer Skala und vorwiegend für Trockenware.
(Nicht) auf dem Holzweg
Uwe Groll, vom GROW Verein für umweltfreundliche Holzverpackungen e.V., sah in vielen Präsentationen und Diskussionen, wie wichtig die Rolle von Holzsteigen am Markt wirklich sein könnte: "Ich habe mir heute öfters mal gedacht: Nehmt Holz, dann habt ihr eure Probleme gelöst", scherzt er zu Beginn seiner Breakout Session. "Holz(optik), Regionalität und Ehrlichkeit sind gefragt – unsere Verpackungen vereinen all das. Es ist ein natürlich nachwachsendes Rohmaterial, welches nur Sonnenenergie und Regenwasser zur Herstellung aufwendet. Zudem sind die Holzsteigen mehrmals verwendbar und recyclebar."
Dr. Hans-Christoph Behr (AMI) und Uwe Groll (Grow e.V.)
Aber Holz hat nicht nur aus sozialer Sicht einen Vorteil. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Holzverpackung eine positive Auswirkung auf die Ware haben: Dr. Florence Aviat, von YouR-ResearcH, hat sich ausgiebig mit Holz als Verpackungsmaterial beschäftigt und stellte den Zuhörern ihre Erkenntnisse kurz vor.
Dr. Florence Aviat, von YouR-ResearcH
"Im industriellen Maßstab das ökologischste Papier weltweit"
Im Zwischenschritt zwischen Kunststoffen und rein natürlichen Holzverpackungen fand sich Uwe D'Agnone mit seinem Graspapier: Gras (beispielsweise von Ausgleichsflächen oder Golfplätzen) wird ohne chemische Aufbereitung getrocknet und zu Pellets gepresst. Diese können, so der Unternehmer, direkt und ohne zusätzliche Investition für die Papierherstellung genutzt werden. "Wir benötigen hierbei fast kein Wasser und nur ein Zehntel der Energie, die für die Herstellung von Holzfaserpapier aufgewendet werden muss. Im industriellen Maßstab bieten wir das ökologischste Papier, das auf der Welt verfügbar ist." Er dürfe die fast alle Retailer in Deutschland inzwischen mit Obst- und Gemüseschalen aus seinem Material beliefern und biete eine große Auswahl an (hydrophoben) Produkten.
Uwe D'Agnone, Creapaper GmbH
Die Vortragsreihe zeigte deutlich, dass Verpackungen zwar nicht immer verzichtbar sind, es aber durchaus alternative Optionen geht. Die vielen Vertreter der Branche zeigten sich insgesamt zufrieden mit der Veranstaltung: Man fand Denkansätze und konnte Kontakte für die Zukunft knüpfen. Viele wollen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.