Letzte Woche fand in Düsseldorf das erste European Packaging Forum statt. Viele Besucher aus Deutschland und Europa reisten an um sich über die aktuelle Situation am Markt und auch mögliche Entwicklungen für die Zukunft zu informieren.
Hier finden Sie die Fotoreportage der Veranstaltung.
Die Vortragsreihe arbeitete sich langsam vor, den Anfang machte Dr. Bettina Sunderdiek von der Zentralen Stelle Verpackungsregister. Sie erklärte noch einmal in Grundzügen das Gesetzt: "Die Grundlage für das Gesetzt besteht schon sehr lang, seit Beginn dieses Jahres wird sie nur einfach strenger durchgesetzt. Das soll Unternehmen dazu zwingen ihrer Systembeteiligungspflicht gerecht zu werden." Tatsächlich, so die Expertin, hatten sich Unternehmen im Jahr 2018 nur zu 50% an den Abfallsystemen beteiligt - wachsende Sparten wie Essen 'to-go' und der online Handel wurden nicht ausreichend in Betracht gezogen. Die Zentrale Stelle Verpackungsregister soll dabei unterstützend und kontrollierend zur Seite stehen und arbeitet beispielsweise an einem Katalog aller Verpackungen mit entsprechend Abstufungen der Kosten. So sollen Unternehmen belohnt werden, die Verpackungen nutzen, welche leichter recycelt werden können.
Was ist beim Recycling zu beachten?
Die Besucher waren sich bei einem Punkt im Großen und Ganzen einig: Recycling ist, zumindest vorerst, der beste Ansatz beim Thema Verpackungsmüll. Frank Wellenreuther, Projektleiter am ifeu, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, gab den Zuhörern einen Einblick in das Thema bei seinem Vortrag "Recycling – ein Kreislauf ohne Ende?". Die Frage nach der Tragbarkeit einer Verpackung finde sich in der Ökobilanz: Die Umweltbewertung eines Produktes, die die gesamte Lebensdauer mit in Betracht zieht, von der Rohölgewinnung bis hin zur Entsorgung oder Verwertung. Wellenreuther: "Oftmals wird eine PET-Verpackung beispielsweise noch nicht oft genug wiederverwendet um die Ökobilanz zu verbessern. Das Ziel wäre die Circular Economy, also ein echter Kreislauf, das haben wir noch lange nicht erreicht."
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Ist der Fokus auf Recycling aus Umweltsicht also gerechtfertigt? Jein. "Eine reine Reduzierung des Verpackungsaufkommens ist natürlich in erster Linie effektiver, die Erhöhung der Recyclingquote aber trotzdem ein wichtiger Schritt. Man sollte sich einfach nicht eindimensional auf die Recyclingfähigkeit konzentrieren." Kompostierung sei in mancher Hinsicht sogar schlechter als Recycling, da das Material keinen Zweitnutzen hat (für neues Material oder zur Energiegewinnung).
Dr. Sergiy Smetana: Kann eine gute Verpackung nachhaltig sein?
Der Plattform-Leiter der Food Data Group am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik e.V. setzt sich in seiner Forschung mit der Umweltauswirkung, der Nachhaltigkeit und dem Substitutionspotenzial einer Verpackung auseinander, und betont erneut die Wichtigkeit von Verpackungen für Lebensmittel. "Eine Verpackung hat verschiedene Funktionen: Sie dient dem Schutz, der Haltbarkeit, hat Funktionen in der Logistik, für Convenience und Kommunikation. Entsprechend dieser Funktionen muss man ein Life-Cycle-Assessment (LCA) durchführen." Hier kommt erneut das Recycling ins Spiel, seiner Meinung nach sei das in der Theorie sehr gut, in der Praxis jedoch noch nicht genug umgesetzt. Ein weiterer Punkt, den er Anspricht sind erneuerbare Ressourcen beziehungsweise biobasierte Kunststoffe: "Erneuerbare Ressourcen schneiden in der Ökobilanz nicht immer unbedingt besser ab. Außerdem muss man zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Stoffen unterscheiden – ein Unterschied den viele Verbraucher noch nicht kennen und so, durch falsche Entsorgung, den Prozess weiter erschweren." In verschiedenen Fällen seien verschiedene Materialien von Vorteil, schließt der Experte, man müsse aber von Fall zu Fall das LCA betrachten.