Mit einem Wert von etwas über 100 Millionen Euro sind Haselnüsse das Kronjuwel der georgischen Obst- und Nussexporte. Im vergangenen Jahr brachten sie fast viermal so viele Devisen ein wie Mandarinen, Heidelbeeren oder Steinobst. Der Großteil – 90 Prozent bereits geschält – geht in die Europäische Union, die 62 Prozent der Exporte ausmacht (Quelle: Geostat). Dort sind sie besonders bei Schokoladenherstellern beliebt.
Für ein kleines Land ist Georgien ein wichtiger Akteur auf dem globalen Haselnussmarkt. Im Jahr 2023 produzierte es 36.900 Tonnen und war damit der sechstgrößte Produzent weltweit. Die Türkei bleibt mit 650.000 Tonnen unangefochtener Spitzenreiter, gefolgt von Italien (102.700 Tonnen) und den USA (85.500 Tonnen). Aserbaidschan (75.400 Tonnen) und Chile (65.600 Tonnen) vervollständigen die Top 5 (Quelle: Faostat). Danach folgt Georgien. Bemerkenswert ist, dass rund 66 Prozent der weltweiten Haselnüsse in den milden, feuchten Klimazonen entlang der Schwarzmeer- und Kaspischen Küste angebaut werden.
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Jener Belkania und David Ekhvaia leiten Geo Nuts, ein wichtiges Unternehmen der georgischen Haselnussindustrie.
Einer der wichtigsten Akteure der georgischen Haselnussindustrie ist Geo-Nuts, ein Anbau-, Verarbeitungs- und Exportunternehmen mit Sitz nur 30 Kilometer von Anaklia an der Schwarzmeerküste entfernt. Geo-Nuts wurde im Jahr 2000 gegründet, um den lokalen Markt zu beliefern, und begann 2006 mit der internationalen Expansion. "Wir haben mit dem Export nach Russland und in die EU begonnen", sagt David Ekhvaia, der das Unternehmen gemeinsam mit Jener Belkania leitet. "Heute gehen 90 Prozent unserer Exporte nach Europa, hauptsächlich geschälte Nüsse."
Geo-Nuts ist einer von etwa 50 Haselnussexporteuren in Georgien und gehörte zu den ersten, die für ihre Verarbeitungsanlagen die BRC++-Zertifizierung erhielten. Die Investition hat sich ausgezahlt: Im Jahr 2023 exportierte das Unternehmen 1.000 der 13.000 Tonnen geschälte Nüsse, die Georgien in die EU lieferte (Quelle: Faostat). Die Hälfte davon ging nach Deutschland, die andere Hälfte nach Italien.
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Geo-Nuts hat seinen Sitz in Zugdidi, nur 30 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt.
Eigene Obstgärten und lokale Partnerschaften
Seit 2015 baut Geo-Nuts auf einer eigenen, nach GlobalGAP zertifizierten Plantage mit einer Fläche von 110 Hektar Haselnüsse an. "Außerdem kaufen wir jährlich rund 3.000 Tonnen von etwa 800 Kleinbauern und 150 mittelständischen Erzeugern", ergänzt David. "Wir wenden strenge Qualitätsstandards an. Bei den kleineren Betrieben nehmen wir letztlich nur etwa die Hälfte des Angebots an. Der Rest entspricht einfach nicht unseren Kriterien." Samegrelo, die Region, in der Geo-Nuts ansässig ist, hat eine lange Tradition im Haselnussanbau. "Fast jeder Haushalt hat mindestens einen kleinen Obstgarten. Das liegt in der DNA dieser Region."
Italienische Sorte vs. lokale Konkurrenz
Geo-Nuts baut zu 70 Prozent die italienische Sorte Giffoni und zu 30 Prozent die lokale Sorte Anakliuri an. "Wir haben vor 20 Jahren mit Giffoni angefangen. Die Anpflanzung ist zehnmal teurer, aber der Ertrag ist doppelt so hoch – etwa vier Tonnen pro Hektar im Vergleich zu zwei Tonnen bei Anakliuri", erklärt David.
Giffoni-Nüsse sind zudem runder und haben einen höheren Kernanteil – 50 Prozent gegenüber 40 Prozent. "Aber unterschätzen Sie die lokale Sorte nicht. Sie ist ebenfalls von hoher Qualität. Das Problem ist, dass sie nicht einfach in kommerziellem Maßstab angebaut werden kann. Es gibt einfach keine Baumschulen dafür." Dennoch ist Giffoni nicht ohne Risiken. "Vor etwa zehn Jahren haben wir die ersten Anzeichen einer Krankheit bei den Giffoni-Bäumen entdeckt. Anakliuri ist viel widerstandsfähiger – vor allem in unserem Klima."
Die Marmorierte Baumwanze
Eine noch größere Bedrohung als Krankheiten war die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), ein invasiver Schädling, der um 2015 aus Asien auftauchte. "Die Erträge brachen ein, die Qualität litt und die Preise stürzten ab. Es war eine Katastrophe", erinnert sich David. Viele Kleinbauern konnten sich Pestizide nicht leisten – oder wollten sie nicht einsetzen. "Einige lehnten sie ab, weil sie Bienen halten. Das ist verständlich, hat aber zur Ausbreitung beigetragen."
Schließlich gelang es mit staatlichen Subventionen, den Befall unter Kontrolle zu bringen, aber Wachsamkeit ist nach wie vor geboten. Die Auswirkungen zeigen sich deutlich in den Erntezahlen von Geostat: Im Vergleich zum Durchschnitt von 31.600 Tonnen pro Jahr zwischen 2010 und 2014 sank der Ertrag zwischen 2015 und 2019 auf 25.400 Tonnen pro Jahr, mit einem Tiefstand von nur 17.000 Tonnen im Jahr 2018. Aber das Blatt hat sich gewendet – 2024 wurde mit 43.600 Tonnen ein Rekordwert erzielt.
Arbeitsintensive Arbeit
Der Anbau von Haselnüssen ist sehr arbeitsintensiv, insbesondere während der Erntezeit vom 1. bis 25. August. Geo-Nuts beschäftigt 20 Vollzeitmitarbeitende, benötigt aber während der Ernte 300 Saisonarbeiter. "In der ersten Runde sammeln wir etwa 80 Prozent der natürlich gefallenen Nüsse. In der zweiten Runde verwenden wir Baumschüttler, um den Rest einzusammeln." Der Arbeitskräftemangel ist in Georgien ein ernstes Problem. "Es gibt einfach nicht genug Arbeitskräfte. Vor allem junge Menschen wandern ab. Als Branche müssen wir uns dieser Herausforderung stellen."
Von der Trocknung bis zum Brikett
Nach der Ernte werden die Haselnüsse im eigenen Haus getrocknet – bis zu 100 Tonnen alle zwei Tage – und einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. "Wir testen auf Aflatoxine, eine natürlich vorkommende, aber giftige Substanz, die in Nüssen vorkommen kann. Georgische Nüsse enthalten dreimal weniger Aflatoxin als jene aus Aserbaidschan", sagt David stolz. Die Aflatoxin-Prüfung ist gesetzlich vorgeschrieben, aber Geo-Nuts testet auch auf Pestizidrückstände. Nach der Qualitätskontrolle werden die Nüsse mit einer Geschwindigkeit von 30 Tonnen pro Tag geschält. "Die übrig gebliebenen Schalen werden vor Ort verkauft und zu Briketts verarbeitet. Nichts wird weggeworfen."
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Haselnussröstmaschine des türkischen Maschinenherstellers Ceselsan
Von Größe 11 bis 15+
Geo-Nuts verkauft seine Haselnüsse in verschiedenen Größen: 11, 13 und 15+. "Etwa 60 Prozent der georgischen Ernte hat die Größe 13", sagt David. "In der Türkei dominieren die Größen 11 und 13. Für den Frischverkauf ist größer besser, aber Schokoladenherstellern ist das egal."
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Die geschälten Nüsse werden in 40-Kilo-Säcken verpackt und an Schokoladenlieferanten verschickt.
Nur 10 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Frischmarkt, die restlichen 90 Prozent sind für die Weiterverarbeitung bestimmt. "Unsere geschälten Nüsse werden in 40-Kilo-Säcken verpackt und an Schokoladenlieferanten verschickt. Etwa 20 Prozent der Menge werden geröstet und in 20-Kilo-Kartons verpackt." Der Frischmarkt ist zwar klein, aber vielversprechend. "Die Einzelhändler in Europa haben ihn noch nicht wirklich erschlossen. Wir würden gerne dabei helfen, dieses Segment auszubauen." Geo-Nuts bietet auch gehackte Haselnüsse und Haselnussmehl an.
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Etwa 20 Prozent der Menge werden geröstet und in 20-Kilo-Kartons verpackt.
Diversifizierung und große Träume
Mit Blick auf die Zukunft diversifiziert Geo-Nuts bereits. Vor kurzem wurden 15 Hektar Heidelbeeren angepflanzt. "Man weiß nie, was der Klimawandel oder Marktveränderungen mit sich bringen", sagt David. "Diversifizierung ist einfach klug." Aber sein größter Traum? Eine eigene Schokoladenfabrik. "Vom Baum bis zur Tafel – das wäre fantastisch."

Weitere Informationen:
David Ekhavia (Co-Direktor)
Jener Belkania (Gründer und Co-Direktor)
Geo-Nuts
Vil. Ingiri
2100 Zugdidi (Georgien)
Tel.: +995 415 222 371
info@geonuts.ge
www.geonuts.ge
Vorherige Veröffentlichungen in dieser Reihe:
1. Einführung 1: In den nächsten Wochen: Georgien-Special
2. Einleitung 2: Exportströme von georgischem Obst
3. Fotoreportage: Großmarkt in Tiflis
4. Barrylux: Georgiens erster ganzjähriger Hydrokultur-Erdbeerproduzent nutzt geothermische Energie
5. Geo Nushi: Bio-Pionierarbeit im georgischen Mandelanbau mit spanischem Know-how
6. Walnuts.ge: Erste georgische Walnüsse finden ihren Weg nach Italien und Deutschland
7. Colibri: Günstige Exportchancen für den aufstrebenden Heidelbeersektor
8. GFA: "Das Vertrauen der Obstbauern und -exporteure wächst"
9. Georgian Walnut Enterprise: Georgien will wachsende weltweite Nachfrage nach Walnüssen decken
10. AgroCom: "Um Apfeldumping zu verhindern, gibt es einen Mindestimportpreis"
11. Bachuki Ruadze: Wilde Preisschwankungen bei Maulbeeren
12. GeoOrganics: "90 Prozent unserer Heidelbeerernte sind für den Export bestimmt"
13. SpaceFarms: Modulare vertikale Farmen für Restaurants und Privatkunden in Tiflis und Umgebung
14. Alverdi: Anbau von Tafeltrauben steht noch in den Kinderschuhen