Im Marchfeld östlich von Wien heißt es nun Aufatmen nach den jüngsten Sturm- und Hagelböen in der KW 18. "Wir sind zum Glück mit einem blauen Auge davongekommen", berichtet Manfred Harbich, Steinobsterzeuger, Inhaber des gleichnamigen Obstbaubetriebs mit Sitz in Raasdorf. Nach einigen schwierigen Jahren seien die bisherigen Vorzeichen zur nahenden Steinobstsaison besonders gut. "Wir hatten bislang nur ein kritisches Frostereignis, welches wir jedoch dank modernem Frostschutz meistern konnten. Insgesamt sind wir mit dem aktuellen Behang bei sämtlichen Kulturen - ob Marillen, Süßkirschen oder Zwetschgen - sehr zufrieden. Einzige Ausnahme ist die Zwetschgensorte Haroma: Hier werden die Bäume nach zwei üppigen Erntejahren in Folge aufgrund der gewohnten Alternanz etwas weniger Früchte tragen."
Die Marillensorten Tsunami (l) und Robada. Letztere Sorte hat ein ähnliches Reifefenster wie die Orangered.
Im Gegensatz zum außergewöhnlich frühen Ernteauftakt im Vorjahr rechnet man in diesem Jahr mit einem normalen Saisonablauf. Harbich: "Erste Frühmarillen am 25. Mai wie im vergangenen Jahr wird es dieses Jahr definitiv nicht geben. Anfang Juni werden wir normalerweise erste Frühkirschen ernten, gefolgt von Marillen und Zwetschgen. Speziell bei den Marillen erwarten wir eine herausfordernde Vermarktungssaison, da die ersten Prognosen in den für den österreichischen LEH wichtigen Beschaffungsländern Frankreich und Italien auf recht üppige Erträge hindeuten. Dies wird sich aber im späteren Saisonverlauf zeigen."
Manfred Harbich baut auf insgesamt 19 Hektar Steinobst an, davon 13 Hektar Marillen. Zu den relativ neuen Sorten zählt die Pricia.
Erhöhter Krankheitsdruck
Als Steinobsterzeuger gilt Harbich - der den elterlichen Ackerbaubetrieb zum Obsthof umrüstete - als Exot im ostösterreichischen Gemüsegarten Marchfeld. Er beliefert sowohl Spar Österreich als auch regionale Hofläden. Ein wesentlicher Teil seiner Erträge findet über den eigenen Abhof-Verkauf seinen Weg zum Verbraucher. Gerade im letzten Segment erwartet er in diesem Jahr einen starken Zuwachs. "Aufgrund der nasskalten Witterung tritt die Krankheit Monilia in diesem Jahr vermehrt auf, insbesondere bei den Marillen. Wir als Erwerbsobstbauern verfügen über Mittel, um diese Krankheit entsprechend zu bekämpfen, in den Hausgärten wird es hingegen mitunter Totalausfälle geben. Diese Hobbygärtner werden sich dann vermehrt an den lokalen Direktvermarkter wenden."
Feldfallende Marillen der bewährten Sorte Bergeron. Die Sorte eignet sich sowohl für den Frischverzehr als auch für die Verarbeitung.
Absoluter Game-Changer in den vergangenen Jahren sei laut Harbich zweifelsohne der Klimawandel gewesen. Die Wetterkapriolen, allen voran die Spätfröste, haben insbesondere bei den Marillen mehrfach zu gravierenden Ernteausfällen geführt. "In der letztjährigen Saison haben wir etwa 50 Prozent Ausfall verschmerzen müssen. Wir haben dann fast alles Abhof vermarktet zu recht guten Preisen. Aufgrund wiederkehrender Schäden haben wir uns 2021 für eine Frostversicherung entschieden. Eine große, aber fast unumgängliche Investition. Vor 20 Jahren konnten wir schwächere Jahre immer mit einem üppigen Ertragsjahr auffangen. Dies ist allerdings auch aufgrund der stark gestiegenen Lohnkosten nicht mehr möglich", skizziert der Obsterzeuger.
Die Zwetschgensorte Haroma: Im Jahr 2019 wurde die Zwetschgenanlage auf 1,5ha erweitert.
Direktvermarktung als Zukunftsmodell
Trotz Klimawandel und steigenden Kosten blickt Harbich der Zukunft recht zuversichtlich entgegen. "Die Belieferung des Handels wird für uns als mittelständischer Obsthof tendenziell schwieriger, daher sehe ich das größte Zukunftspotenzial im Bereich der Direktvermarktung. Eine Flächenerweiterung kommt für mich momentan nicht in Frage, da meine Kinder noch jung sind und ich erstmal abwarten möchte, ob sie den Betrieb künftig eventuell übernehmen möchten", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
Manfred Harbich
Obstbau Harbich
Altes Dorf 20
2281 Raasdorf
[email protected]
www.obstbau-harbich.at