Die Angebotslage auf dem globalen Avocadomarkt ist momentan äußerst angespannt. "Aufgrund der hohen Bestände in Peru wurden während der Sommermonate jede Menge Aktionen im LEH gefahren, was die Nachfrage wiederum in die Höhe getrieben hat. Ab KW 35, gegen Ende der peruanischen Saison, haben sich die Ankünfte dann massiv reduziert und es entstand ein entsprechendes Loch. In Chile wird dieses Jahr eher verhalten und auf höherem Preisniveau Ware verladen und auch aus Israel kommt aufgrund der Kriegssituation derzeit weniger Volumen als sonst. Alles in allem haben sich die Preise im Vergleich zum Sommer mitunter mehr als verdoppelt. Denn der Avocadomarkt ist schlichtweg leer – es gibt momentan keinen Spotmarkt für die nachgefragten Größen", schildert Felix Sperl (r), Produktspezialist im Bereich Exoten beim Hamburger Importunternehmen Cobana.
Die Situation sei auch den schwierigen Rahmenbedingungen in den anderen Ursprungsländer geschuldet, fährt Sperl fort. "In Guatemala hat es Streiks gegeben, während man in Mexiko mit Sturm zu kämpfen hat. Bedingt durch El Niño hat es auch in Kolumbien in den vergangenen zwei Jahren wesentlich kleinere Erträge gegeben. Das heißt, die dortige Produktion wächst, aber die Erntemengen werden tendenziell kleiner. Hinzu kommt, dass etwa 70 Prozent der Ware eher kleinfallend - Kaliber 22 bis 30 - ist. Ostafrika - Kenia und Tansania - ist jetzt mit der Ernte durch. Interessanterweise hat El Niño dort eher einen positiven Effekt, was eben dazu führt, dass sie tendenziell früher circa ab Dezember in die Saison starten."
Blick auf eine Avocadoplantage in Kenia. Im Hintergrund der Kilimanjaro
Angespannter Mangomarkt
Auch bei den Mangos gerät die Versorgungslage zunehmend unter Druck. "Das wird sich zum Jahreswechsel zeigen, sobald die peruanische Saison in Schwung kommt. Denn aufgrund von El Niño haben sich die Blüten im Norden nicht vernünftig entwickelt können, weshalb es gravierende Ernteeinbußen geben wird. Gleiches gilt für den Süden, obwohl die Situation hier nicht ganz so extrem sein soll." Die laufende Saison in Brasilien wird ebenfalls durch große Herausforderungen geprägt. Sperl: "Es kommt immer wieder zu Schiffsverspätungen und auch die Spotpreise im Ursprung sind extrem angezogen. Letzteres ist der Tatsache geschuldet, dass die USA und Asien ihre Beschaffungsquellen ausgeweitet haben und nun vermehrt Ware aus Brasilien beziehen. Traditionell kaufen diese Märkte auch in Ecuador ein, jedoch ist die Menge aufgrund der klimatischen Bedienungen geringer. Dies trifft wiederum den europäischen Markt, in dem wir jetzt mit nie dagewesenen Preissprüngen konfrontiert werden. Durch den Engpass handeln wir außer den marktüblichen Kent- und Keith-Mangos auch die Sorte Palmer."
Die hohen Preise wirken sich entsprechend auf die Nachfrage aus. "Wir stellen bereits fest, dass der Abverkauf bei Mangos im LEH aufgrund des Preises nachlässt. Bei Avocados ist dies interessanterweise nicht der Fall. Da haben die Preiserhöhungen nicht zu einem nennenswerten Nachfragerückgang geführt." Erschwerend hinzu kommen die teils exponentiell gestiegenen Energiepreise, die sich insbesondere in der Exotenreifung bemerkbar machen. "Wir waren dementsprechend gezwungen, die Mehrkosten durchzukalkulieren und haben mittlerweile auch Modelle gefunden. Der nächste Kostentreiber wird die bevorstehende Mauterhöhung sein."
Einblicke in die Avocadoproduktion: Die Sorte Hass sei weiterhin mit Abstand die meist verzehrte Varietät in Deutschland.
Wachstumspotenzial bei Avocados
Durch die ganzjährige Verfügbarkeit sei die Nachfrage bei beiden Produkten über das ganze Jahr hinweg recht stabil. Generell habe es vor allem bei den Avocados im vergangenen Jahrzehnt massive Steigerungen gegeben, die größtenteils auf die Investitionen in Reifetechnik und die Ready-to-Eat-Qualität zurückzuführen seien. "Es gab Jahre, in denen es Zuwächse um 60-70 Prozent am deutschen Markt gab. Inzwischen hat sich der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland auf einem Niveau von 1,3kg/Jahr eingependelt, was immer noch weniger ist als beispielsweise in Frankreich (1,8kg/Jahr) oder Skandinavien (>2kg/Jahr). Insofern sehe ich nach wie vor Wachstumspotenzial, wobei es diese Steigerungsraten aus der Vergangenheit nicht mehr geben wird", prognostiziert Sperl abschließend.
Bilder: COBANA GmbH & Co. KG
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