"Der Heidelbeeranbau in Bayern ist noch recht überschaubar, weil es die notwendigen Böden hierfür eigentlich nicht gibt und dementsprechend viel in die Bodenaufbereitung investiert werden muss", so Andreas Kreuzmair, Prokurist der Herbert Widmann GmbH. Zusammen mit ihm waren wir bei der Pfundsbeeren GmbH, die auf etwa 45 Hektar Heidelbeeren anbaut und vor sieben Jahren von der Familie Riemensperger sowie der Herbert Widmann GmbH gegründet wurde.
Clemens Riemensperger und Andreas Kreuzmair
Zunehmend herausforderndes Wetter
"Unwetter tauchen immer häufiger auch. Mit der Trockenheit hatten wir früher nie Probleme, weshalb Beregnung für uns auch nicht infrage kam. Heutzutage geht es im Grunde genommen ohne Bewässerung nicht mehr", so die Familie Riemensperger. "Auch dieses Jahr fing extrem nass an, gefolgt von einer Trockenheit und Hitzewellen, unter denen die Pflanzen sehr stark leiden."
Etwa 25 Sorten werden auf dem Hof Riemensperger angebaut. "Es gibt mittlerweile Sorten, die maschinelles Pflücken besser vertragen. Zu den neuen Sorten zählen unter anderem Duke, Draper und Last Call. Ältere Sorten wie etwa die Hauptstandardsorte Bluecrop können wir aber nicht mehr anbauen. Denn aufgrund der fehlenden Haltbarkeit, Festigkeit und der mechanischen Belastung sind sie schwieriger an den Handel zu vermarkten." Zurzeit seien demnach vor allem maschinenpflücktaugliche Sorten auf dem Markt. "Das wird in der Zukunft vermutlich noch steigen. Die alten Sorten sind zum Teil auch noch im Anbau, werden aber schrittweise durch die neuen ersetzt."
Weltweite Produktionsbetriebe
Die Idee zur Kooperation stammte von Geschäftsführer Dr. Hans Widmann. "Die Firma Widmann hat seit fast 20 Jahren einen Produktionsbetrieb in Rumänien. Vor ca. zehn Jahren begannen wir parallel mehrere Eigenproduktionsbetriebe zu gründen und aufzunehmen. Mit Riemensperger startete dann der erste Eigenbetrieb in Bayern", so Kreuzmair. In den letzten Jahren kamen auch Südafrika, Namibia und Chile hinzu, um alle Saisonphasen durch Eigenproduktion abzudecken. In Norddeutschland beziehe man insbesondere Ware von der Nordgemüse Krogmann GmbH & Co. KG, die eine Tochtergesellschaft der Widmann GmbH ist.
Große Nachfrage, wenig Ware
Als man in Bayern mit dem Anbau anfing, wurde noch das meiste über die Direktvermarktung verkauft. "Der Verbrauch hat sich aber gewandelt. Früher zählten zu unseren Kunden etwa Tante-Emma-Läden und kleinere Obst- und Gemüsegeschäfte", erklärt Familie Riemensperger. Der größte Anteil werde nun an den LEH vermarktet, wobei auch kleinere Anteile an die Großmärkte gingen. "Die Verbraucher suchen regionale Produkte", weiß Kreuzmair. "Dadurch haben wir wenig Schwierigkeiten, die Ware zu verkaufen, da sowohl der LEH als auch der Großmarkt ein großes Interesse zeigen. Nur gibt es momentan zu wenig Ware."
Das Exportpotenzial wäre angesichts der hohen Produktionskosten und der Konkurrenz durch das jeweilige Inlandsangebot sehr gering. Mit regionaler Ware könne man in Süddeutschland ohnehin noch gute Absätze erbringen. "Der Inlandsmarkt nimmt die Ware gut auf." Eine große LEH-Kette fahre Kreuzmair zufolge hierbei zweigleisig: "Die größere Einheit kommt aus dem Ausland, während kleinere Einheiten aus deutscher Produktion stammen. Da können Verbraucher selbst entscheiden, welche Ware sie nehmen." Derselbe Kunde habe sich zur Saison auch vollständig der deutschen Ware zugewandt.
Riemensperger erinnert sich, wie die Heidelbeerproduktion sich bislang entwickelt hat: "Früher waren Heidelbeeren nur zu bestimmten Zeiten verfügbar. Aufgrund der weltweit hohen Produktionsrate sind sie nun ganzjährig verfügbar. Wir befinden uns auch gerade in einer für die deutschen Heidelbeeren ungünstigen Zeit. Immerhin ist die Ware aus Rumänien, Serbien und Polen auf dem Markt, was allerdings speziell die norddeutschen Produzenten treffen wird. Die Konkurrenz spüren wir ganz deutlich. Jedoch ist das Hauptproblem für uns der gestiegene Mindestlohn."
Produktionskosten um 35 Prozent gestiegen
Das Personal, etwa Arbeitskräfte aus Rumänien und Polen, hätten durch den höheren Mindestlohn einen neuen Anreiz gefunden. "Die Frage ist aber, inwieweit wir angesichts der hohen Kosten noch mit der Importware konkurrieren können. Unsere Produktionskosten sind um bis zu 35 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Generell ist alles teurer geworden, beispielsweise auch die Erntekosten, Betriebsmittel, Versicherung etc. Auch die Verbraucher scheinen zunehmend finanzielle Nöte zu haben. Wir können mit den gegebenen Löhnen nur schwer existieren, sofern sich nichts ändert."
Trotz alldem wurden die Vorzüge der regionalen Versorgung mit Waren betont, die sich durch die kurze Lieferkette ergeben: "Morgens wird die Ware geerntet, nachmittags abgepackt und am nächsten Tag befindet sie sich schon im Laden. Das ist wirklich der größte Vorteil der Regionalität."
Weitere Informationen:Familie Riemensperger
Pfundsbeeren GmbH
Ainertshofen 5
86570 Inchenhofen
Telefon: +49 176 17644181
E-Mail: [email protected]
Web: www.pfundsbeeren.de
Andreas Kreuzmair
Herbert Widmann GmbH
Schäftlarnstr. 10
81371 München
Telefon: +49 89 76 44 18
Telefax: +49 89 77 07 08
E-Mail: [email protected]
Webseite: https://www.widmann-fruechte.de