Sevilla ist die zweitgrößte Anbauregion für Wassermelonen in Andalusien. Die Erzeuger in der Provinz sind davon ausgegangen, dass die Preise wegen der kleineren Ernte in Almería und allgemein in Levante höher ausfallen würden. Dort haben der Regen und die Feuchtigkeit im Frühling die Bestäubung und die Aussaat stark beeinflusst.
Die Preise haben sich zwar tatsächlich gebessert, allerdings nur am Anfang der Saison. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums (MAP) ist die Saison in Woche 17 mit Preisen von 0,97 Euro pro Kilo gestartet. Das liegt weit über den 0,54 Euro und 0,48 Euro pro Kilo, die in der ersten Woche 2021 und 2020 erzielt wurden. In den vergangenen Wochen sind die Preise allerdings wieder gesunken. Allein zwischen Woche 22 und 23 sind die Preise für Gewächshausmelonen aus Almería um 40 Prozent nach unten gesackt. Das steht im aktuellen Bericht der Preis- und Marktaufsichtsbehörde der andalusischen Regierung. Diesen Herbst werden auch die Preise in der Provinz Sevilla betroffen sein.
Coag Sevilla warnt davor, dass die Preise, die den Erzeugern in Sevilla für ihre Wassermelonen geboten werden, in einigen Fällen schon auf 20 Cent pro Kilo gesunken sind und das in einer Zeit, in der die Anbaukosten enorm gestiegen sind. Im aktuellen MAPA Bericht heißt es, dass die Kosten im März im Durchschnitt um fast 38 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen sind und sie steigen weiterhin jeden Monat, da die Inflation in der gesamten Eurozone überhandnimmt.
"Einem Erzeuger in der Lebrija-Region wurden nur 20 Cent pro Kilo angeboten. Am Ende hat er sich entschieden, seine gesamte Ernte direkt auf dem Hof zu verkaufen, um so einen höheren Profit zu machen. Die Produktionskosten für Wassermelonen belaufen sich auf rund 9.000 Euro pro Hektar. Für 20 Cent pro Kilo zu verkaufen ist ein Verlustgeschäft und widerspricht dem Lieferkettengesetz", sagte Diego Bellido aus der landwirtschaftlichen Organisation Coag. "Gleichzeitig verkaufen Supermärkte Wassermelonen für 1,20 oder 1,50 Euro pro Kilo. Es ist eine Schande, mit ansehen zu müssen, dass Wassermelonen dieses Jahr ein Luxusprodukt sind."
"Im vergangenen Jahr hat der gleiche Erzeuger Verluste zwischen 60.000 und 70.000 Euro gemacht, weil er Wassermelonen mit europäischen Kalibern für ein niederländisches Unternehmen angebaut hat und als die Ernte eingefahren werden konnte, hat sich das Unternehmen entschieden, die Melonen doch nicht zu kaufen. Verträge bedeuten leider häufig nichts. Die Käufer erwarten, dass die Erzeuger Produkte abliefern, auch wenn sie diese gar nicht haben. Wenn es aber ein Überangebot gibt, dann winden sie sich irgendwie aus den Verträgen heraus."
"Ich denke deswegen, dass die Verbände in Sevilla und Andalusien ein Verkaufsbüro im Ausland brauchen, um so die Aussaat und Ernte besser planen zu können. Die Produkte wie Obst und Gemüse würden dann ausschließlich an diese Verkaufsstelle verkauft werden. Aktuell sind wir noch von Zwischenhändlern und ihren Kommissionen abhängig."
"Extenda, ein andalusisches Unternehmen, das auf Promotion im Ausland spezialisiert ist, hat bereits für die Einführung eines solchen Verkaufsbüros geworben", sagte Diego. "Private Unternehmen oder Verbände aus Almería und Murcia haben gezeigt, dass die Qualität sehr wichtig ist und das wir genau deswegen ein eigenes Verkaufsbüro im Ausland haben müssen. So könnten wir verhindern, dass den Erzeugern Dumpingpreise angeboten werden, wie es bei dem Erzeuger in Sevilla der Fall war. Er verkauft seine Wassermelonen für 70 Cent pro Kilo und an den Großhandel für 50 Cent pro Kilo, um so ein bisschen mehr zu verdienen, als was ihm angeboten wird", betonte Diego Bellido.
"Ich denke, dass ich fast 60.000 Kilo Wassermelonen geerntet habe und es sind noch immer welche auf dem Feld", sagte er. "Uns werden lächerliche Preise von gerade einmal 20 bis 25 Cent pro Kilo geboten, mit denen wir nicht einmal die Produktionskosten decken können. Die Preise sinken jede Woche und ich weiß nicht, wie weit sie noch fallen werden. Am Ende müssen wir den Leuten noch etwas zahlen, damit sie die Wassermelonen nehmen."
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Diego Bellido
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