Im riesigen Gewächshauskomplex von Bördegarten in Osterweddingen (Sachsen-Anhalt) werden nun während der Hochsaison wöchentlich tonnenweise Gurken und Kräuter aller Art geerntet. "Die Mengen können wie geplant geerntet werden. Das heißt, wir ernten in der Saisonspitze etwa 40.000 Stück Gurken je 400 Gramm pro Tag, bei Kräutern liegt die Tagesmenge bei 10.000 Stück je 120 Gramm. In der Summe werden bei Rennern wie Rosmarin, Basilikum, Petersilie, Dill, Schnittlauch und Minze bis zu 15.000 Kräutertöpfe pro Tag geerntet", schilderte Produktionsleiter Jos Houwen beim Pressebesuch am 14. Juni.
Unter anderem Sven Schulze, Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten, Daniel Krake als Mittelstandsbeauftragter des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, Andrea Voss von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen Anhalt sowie Robert Fassauer von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt erkundigten sich über die Gemüseerzeugung im Gewächshaus sowie den aktuellen Sachverhalt in der Gemüsebranche. "Produkte aus der Region und regionale Wirtschaftskreisläufe sind für die Wertschöpfung im ländlichen Raum von großer Bedeutung. Hier leistet die Wimex Gruppe bereits einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit frischen Lebensmitteln und zu mehr Nachhaltigkeit", sagte Minister Schulze.
Aussaat direkt in die Töpfe, bei Bördegarten geschieht dies automatisiert. Minister Sven Schulze (2.v.l.) zeigte sich beeindruckt von dem Blick hinter die Kulissen des High-Tech-Gewächshauses vor den Toren Magdeburgs. Betriebsleiter Jos Houwen sowie die beiden Geschäftsführer der Wimex Gruppe Ulrich Wagner und Leopold Graf von Drechsel erläuterten Details.
Gut zwanzig Fachkräfte bewältigen Anbau, Pflege und Ernte. Sie werden unterstützt von rund dreißig Helferinnen und Helfern, die tatkräftig mit anpacken. "Arbeitskräfte zu finden, ist eine der großen Herausforderungen, die wir bewältigen müssen", berichtete Wimex-Geschäftsführer Ulrich Wagner. Erschwerend hinzu kommen die momentanen Kostensteigerungen, etwa Dünger, Verpackungsmaterial und Mindestlohnerhöhung. "Die Mehrkosten im Einkauf von bis zu 40% sind im LEH schwer bis gar nicht durchsetzbar und belasten somit unser Betriebsergebnis", heißt es diesbezüglich.
Ausbaupotenzial im Handel und Gastronomie
Nichtsdestotrotz finden die Gewächshauserzeugnisse zunehmend guten Anklang bei den Verbrauchern. Houwen: "Gurken laufen in der Regel immer, Kräuter sind hingegen saisonal unterschiedlich nachgefragt: Im Sommer etwa erfreut sich Minze hoher Beliebtheit, während im Winter Dill, Schnittlauch und Basilikum eher gefragt sind. Ausbaupotenzial bietet die Gastronomie mit unterschiedlichsten Vorstellungen zur Verpackung sowie der LEH mit gelegter Ware im durchsichtigen PVC-Hartkarton. Neu in diesem Jahr sind auch unsere Minigurken, die wir auf Kundenanfrage ins Portfolio aufgenommen haben, zumal es sortimentstechnisch gut zu unseren Schlangengurken passt."
Nachhaltigkeit als Leitbild
Noch im Sommer wird das Kräutersortiment von Bördegarten das offizielle Bio-Siegel der Europäischen Union tragen. In Osterweddingen leisteten Betriebsleiter Jos Howen und sein Team dazu viele Monate Vorbereitungen: "Es gibt Gewächshausabschnitte, die jetzt der Bioerzeugung vorbehalten sind. Die komplette Logistik und Arbeitsorganisation sind darauf abgestellt", berichtet der erfahrene Fachmann. Rund ein Drittel der Fläche unter Glas sind nun Biofläche. Dort gedeihen Petersilie, Basilikum, Schnittlauch und Co., die als Topfware in den Handel gehen. Die Zertifizierung der Bioerzeugung sei ein wichtiger Meilenstein gewesen, unterstreicht Ulrich Wagner. Denn Nachhaltigkeit spielt bei der Wimex Gruppe eine große Rolle.
Die Biokräuter seien ein Leuchtturmprojekt, das dies nach außen gut sichtbar macht. Zusätzlich schafft es Bördegarten im Gewächshaus nicht nur sehr effizient und wassersparend, sondern auch klimafreundlich Gemüse zu erzeugen. Das bestätigten externe Zertifizierer mit dem Produktfußabdruck der Osterweddinger-Gurken: Ein Kilogramm bindet 362 Gramm CO2, damit erspart die Gurkenproduktion von Bördegarten der Umwelt jährlich rund 919 Tonnen des klimaschädlichen Gases. Möglich wird das durch die kontrollierten Bedingungen im Glashaus, die mit Hilfe von Sensoren vollautomatisch in Sachen Temperatur, Wasser- und Nährstoffversorgung, Frischluft und Beschattung hergestellt werden. Dank dieser optimierten Lebensbedingungen fühlen sich die Pflanzen so wohl, dass Pflanzenschutzmaßnahmen kaum notwendig sind.
Basilikum gehört zu den Kräutern, die Bördegarten in Bioqualität noch in diesem Sommer in den Lebensmitteleinzelhandel bringt. Minister Sven Schulze informierte sich bei Betriebsleiter Jos Houwen über die Besonderheiten der Umstellung auf die Bioproduktion.
Produktion mit Vollausstattung
Im Jahr 2018 übernahm Bördegarten, ein Tochterunternehmen der Wimex Gruppe, die bereits bestehende Gewächshausanlage in Osterweddingen. Heutzutage bewirtschaftet das Unternehmen eine 63.000 m2 große und mit modernster Technik ausgestattete Glashausanlage. "Wir haben den Produktionsstandort damals als nicht produktionsfähig übernommen und produzieren jetzt mit Vollausstattung wie Ebbe-Flut-System für die Kräuterbewässerung, Verschattung, Belüftung, CO2-Versorgung, neuster Klimatechnik und Beleuchtung in verschiedensten Wellenlängen. Somit haben wir unsere Produktionskapazitäten sowie die Produktqualität erheblich steigern können", heißt es abschließend.
Nun soll die Glasfläche deutlich erweitert werden, die ersten Schritte zur Realisierung des Vorhabens sind getan. Auch neue Ansätze – wie der etagenweise Anbau von Gemüse – prüft Bördegarten derzeit. "Es ist wichtiger denn je, in Forschung und Entwicklung zu investieren sowie Innovationen voranzutreiben. So birgt etwa Vertical Farming viel Potenzial für die Ernährungssicherheit", betonte Minister Schulze abschließend. Er unterstütze ausdrücklich das Engagement vor Ort, auch weil dadurch die Wege der Waren in die Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandels schlicht kürzer seien und so der Klimaschutz gleich doppelt profitiere.
Bilder: Bördegarten Gemüse Vertriebsgesellschaft mbH
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