Mit dem Eintreffen der ersten Chargen hat die diesjährige Steinobstkampagne in Spanien nun begonnen. Man schaut aber mit Sorge auf die witterungsbedingten Probleme im Ursprung, wie Roberto Tur, spezialisierter Importeur und Geschäftsführer der Fresh Fruit Alliance mit Sitz in Friedrichshafen, uns mitteilt. Schlimmstenfalls müsse man in diesem Jahr mit erheblichen Versorgungsengpässen rechnen.
Der Niederschlag in den zurückliegenden Wochen habe den Saisonauftakt leicht herausgezögert. Tur: "Generell schiebt der Regen die Menge nach hinten, auch der Konsum ist jetzt zu Saisonbeginn noch nicht so hoch. In England, Italien und Frankreich läuft die Vermarktung hingegen sehr gut." Im Vorfeld zur spanischen Steinobsternte mussten die Prognosen zwangsläufig revidiert werden, fährt Tur fort. "Eine größere Genossenschaft, mit der wir zusammenarbeiten hat im Herbst 2021 ein Gesamtvolumen von ca. 13,5 Mio. kg und zum Jahreswechsel sogar 15 Mio. kg prognostiziert. Nachdem der Niederschlag der Blüte dann gewaltig zugesetzt hat, wurde die Prognose letzten Monat auf 9 Mio. kg revidiert."
Roberto Tur bezieht sowohl konventionelle als auch Bio-Steinfrüchte aus Spanien. Mittelfallende Ware sei nach wie vor am beliebtesten am deutschen Markt.
Gravierende Folgen der Wetterkapriolen
Aufgrund der erwarteten Ernteeinbußen stehe eine herausfordernde Saison bevor, fährt Tur fort. "In gewissen Gebieten wird es Einbußen von bis zu 50-60% geben. Darüber hinaus rechnen wir auch mit einem relativ hohen Anteil an zweitklassiger Ware. Erwartungsgemäß wird es in der KW 24/25 - parallel zum Sortenwechsel - bereits zu einer knappen Versorgungslage und möglichen Engpässen kommen." Gemäß Tur hätten die Paraguayos am meisten gelitten, Pfirsiche sowie Nektarinen seien nach aktuellen Angaben nur leicht beeinträchtigt worden. "Es gibt allerdings eine Region, namens Lerida, die sehr stark beeinträchtigt war, und diese Mengen an Nektarinen und Pfirsichen werden ebenfalls fehlen."
"Ich würde mir wünschen, dass uns der LEH, den Umständen entsprechend, entgegenkommen wird. Auch der Handel muss sich aus meiner Sicht auf die Folgen des Klimawandels einstellen, etwa mittels sinnvoller Aktionen zum richtigen Zeitpunkt", plädiert Tur und weist ebenfalls auf die Kostensteigerungen im Ursprung hin. "Ähnlich wie in Deutschland, kämpfen auch die spanischen Erzeuger mit den momentanen Mehrkosten. Wir beobachten, dass der LEH bemüht ist uns in der Preisbildung zu unterstützen, wobei das Produkt letzten Endes zu erschwinglichen Preisen angeboten werden muss."
Steinobstanlage in Spanien
Entwicklung des Sortenportfolios
Momentan ist die komplette Skala an spanischen Steinfrüchten bereits zu haben, dennoch in begrenzten Mengen und in überwiegend kleineren Kalibern. Die spanische Steinobstbranche habe sich zunehmend den ändernden Bedürfnissen und Anforderungen des nordwesteuropäischen Verbrauchers angepasst, weiß Tur. "Das Volumen an älteren Aprikosensorten hat sich in den zurückliegenden Jahren reduziert, das Volumen neuer französischer Sorten hat sich währenddessen stark vergrößert. Auch hier hat das Wetter zugeschlagen, weshalb man mit Mindermengen rechnen muss. Paraguayos haben sich währenddessen einen festen Regalplatz erarbeiten können. Die Anbaufläche für Paraguayos wurde dementsprechend rasant erweitert zu Lasten der Pfirsiche."
Erntezeit in Spanien
Spanien vs. Italien
Die spanische Steinobstkampagne kann manchmal bis in den September hinein durchgezogen werden. Dieses Jahr müsse man aufgrund der Einbußen mit einem frühen Saisonende rechnen. Ausschlaggebend sei zudem auch die Produktionsmenge in den übrigen Steinobstgebieten Südeuropas. "Italien ist laut aktuellen Angaben von großen Wetterextremen verschont geblieben. Frankreich hat sich im Laufe der Jahre stark auf Premium-Ware fokussiert und kommt uns daher nicht in die Quere. Griechenland hat nach wie vor seine Marktanteile, vor allem später in der Saison", schildert Tur abschließend.
Bilder: FRESH FRUIT ALLIANCE
Weitere Informationen:
Roberto Tur
FRESH FRUIT ALLIANCE
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