Brennereien und Konfitürenhersteller suchen händeringend Quitten. Das Angebot ist knapp, weil in den letzten Jahren viele Bäume dem Feuerbrand zum Opfer fielen – und nicht ersetzt wurden.
"Ob kleine oder grosse Mengen: Wir kaufen sauber geputzte Quitten", heisst es im Inserat. Dieses erschien kürzlich in einer landwirtschaftlichen Zeitschrift, geschaltet hat es die Ottiger Spezialitäten AG aus dem luzernischen Ballwil. "Es ist das erste Mal, dass wir per Inserat nach Quitten suchen", sagt Geschäftsführerin Katja Ottiger. Das Echo sei jedoch bescheiden ausgefallen. Ottiger benötigt rund 40 Tonnen Quitten für die Herstellung von Konfitüren und Gelée. Diese hätten in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. "Der Quitten-Bedarf hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt", so Ottiger. Eine solche Menge aufzutreiben sei jedes Jahr schwierig, ein Kraftakt.
Ähnlich tönt es bei Roman Treichler. "So schwierig wie dieses Jahr war es noch nie." Der Geschäftsführer der Zürcher Firma "Haltbarmacherei" musste viel herumtelefonieren, bis er genügend Rohstoff für seine Produktion gefunden hatte. Quitten liefern ihm nun ein Baselbieter, Luzerner und Zürcher Obstbauer. Treichler verarbeitet diese zu Konfitüre, Gelée, Sirup und Fruchtmark. Mittlerweile braucht er 2,5 Tonnen Quitten, vor vier Jahren waren es lediglich 700 kg. "Quitten-Produkte liegen im Trend", freut sich Treichler.
Weniger Quitten
Dass derzeit viele Verarbeiter Mühe haben, Quitten zu finden, ist für Obstbauexperten keine Überraschung. In den letzten Jahren seien viele Bäume der Feuerbrand-Krankheit, die seit 1989 in der Schweiz wütet, zum Opfer gefallen, erklärt Klaus Gersbach, langjähriger Leiter der Fachstelle Obst am Strickhof. Quitten seien besonders anfällig auf Feuerbrand, deshalb sei teils rigoros gerodet worden; insbesondere dort, wo Obstanlagen in der Nähe waren. Sorten, die dem Feuerbrand trotzen, gebe es leider keine. "Auch solche Sorten, von denen man einst geglaubt hat, dass sie robust sind, erwiesen sich als feuerbrandanfällig", so Gersbach.
Geringe Bedeutung
Quitten spielten im Erwerbsobstbau eine geringe Rolle, erklärt Josef Christen, Mediensprecher des Schweizer Obstverbands. Meist handle es sich um Einzelbäume, grossflächige Obstanlagen gebe es bei Quitten kaum. Das zeigt ein Blick in die Statistik des Obstverbandes. Diese weist für das Jahr 2014 eine Quitten-Anbaufläche von lediglich 6 Hektaren aus, im Jahr 1994 waren es immerhin noch 19 Hektaren. Zum Vergleich: Äpfel werden derzeit auf knapp 4'000 Hektaren angebaut.
Die geringe wirtschaftliche Bedeutung zeigt sich auch darin, dass die Branche gar nicht weiss, wie viele Quitten alljährlich geerntet werden. Dies, während beispielsweise bei Äpfeln oder Birnen jedes Kilogramm, das im Grosshandel vermarket wird, minutiös erfasst wird. Quitten würden eben meist direkt ab Hof oder auf dem Markt verkauft, so Christen.
Quittenanbau fördern
Katja Ottiger hatte in den letzten Jahren stets Mühe, genügend Rohstoff zu finden, um die wachsende Nachfrage nach Quitten-Konfitüre und -Gelée abdecken zu können. Deshalb hat sie die Zusammenarbeit mit einem Obstproduzenten gesucht und mit ihm einen Abnahmevertrag abgeschlossen. Dieser hat seinerseits Quittenbäume gepflanzt, die mittlerweile im Ertrag stehen. Die aufwendige Suche nach Quitten dürfte sich damit künftig erübrigen, Inserate müsse sie wohl keine mehr schalten, hofft Ottiger.
Quelle: Michael Wahl / www.lid.ch



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