Regnerisches Wetter belastet die Erdbeerernte
Die vergangene Woche war regnerisch und kühl: das macht Erdbeerbauern nervös. „Es war viel zu nass, die Beeren sind aufgeweicht. Wir haben mit Fäulnis zu kämpfen“, berichtet Karl Knecht vom derzeitigen Stand der Ernte. Die hohe Luftfeuchtigkeit und der häufige Regen seien die größten Probleme. „Die Bestände trocknen dadurch kaum ab.“ Der Beginn der Ernte sei ganz ordentlich gewesen. Danach habe es zu viel geregnet. Das Pardoxe: das umgekehrte Szenario ist ebenso ungünstig. Die Hitze verträgt die Erdbeere noch weniger. Karl Knechts Wunschprogramm: zehn bis 14 Tage trockenes und stabiles Wetter, sonnig und bis 25 Grad. Im Moment heißt es allerdings durchhalten, bis sich das Sommerwetter stabilisiert. „Wir müssen weiter ernten, auch die geschädigte Beere. Sonst werden die anderen Pflanzen infiziert.“
Mit dem Verkauf seiner Ware ist Karl Knecht dennoch sehr zufrieden. Bei den Kunden herrsche große Nachfrage, der Verkaufsstand zwischen Ittendorf und Markdorf ist stets frequentiert. Auch der Preis sei im Moment im normalen Rahmen. Etwa 1,5 Hektar Fläche halten die Knechts für den Erdbeeranbau bereit, dort wachsen die Sorten Flair, Clery, Darselect und Malwina. 14 Helfer aus Polen arbeiten bei der Ernte mit.
Erdbeeren pflücken auf Augenhöhe
Bei einigen der von Knecht geschilderten Probleme kann sich Erich Pfleghaar entspannt zurücklehnen. Das Wetter beeinflusst seinen Anbau nicht so unmittelbar. Im Jahr 1991 hat er seine Produktion umgestellt, die Erdbeeren wachsen im Gewächshaus. Anlass sei aber nicht die unberechenbare Witterung gewesen, sondern die Überlegung, wie man die Ernte rückenfreundlicher gestalten könnte. „Das Arbeiten mit gebeugtem Rücken war immer schon die Hölle für mich“, sagt Pfleghaar. Das ist nun nicht mehr nötig: Im Gewächshaus plückt man die Früchte mit geradem Rücken auf Augenhöhe. Etwa 4000 Quadratmeter Fläche unter Dach stehen Pfleghaar für den Erdbeeranbau zur Verfügung. „Die Fläche ist schwer mit dem Freiland zu vergleichen. Wir pflanzen die Erdbeeren mehrmals gestaffelt.“ Mit Feuchtigkeit und dem daraus folgenden Erntestress oder auch Hitze muss sich Pfleghaar nicht mehr befassen. „Ich bin froh, dass wir umgestellt haben.“ Ein großer Vorteil: Die Frucht könne man ausreifen lassen. Er betont aber auch, dass die Investition in das Gewächshaus und der Betrieb ganz andere Kosten verursachten. Wenn es viel regne, werde das Gewächshaus beheizt – das erzeugt stabile Bedingungen, verursacht aber auch Kosten.
Hermann Klotz wiederum zeigt sich recht zufrieden mit dem jetzigen Stand der Ernte. Bei seinen sehr frühen Sorten, Flair und Clery, habe er das Feld mit Flies abgedeckt: „Das hat gut funktioniert.“
Ausfälle durch Frost
Etwa zehn bis 15 Prozent Ausfall habe es gegeben, die seien aber eher auf Frost als auf Fäulnis zurückzuführen gewesen. Ein Drittel seiner Anbaufläche sei mit sehr frühen, ein Drittel mit mittelfrühen und ein Drittel mit späten Sorten bebaut. Größere Befürchtungen hat Hermann Klotz eher, dass auf den recht kühlen Mai nun eine Hitzeperiode folge. „Die Beeren hatten jetzt Kältestress, heftige Schwankungen tun ihnen nicht gut.“
Schließlich gibt es noch einen weiteren Faktor: den Preis. Der sei stabil und gut in der Direktvermarktung, die bei Hermann Klotz etwa 60 Prozent ausmacht. „Die Kunden ziehen mit und sind zufrieden.“ Die Preissituation ändere sich mit dem Wetter natürlich auch. Sollte es heiß werden, werde das Angebot größer und der Preis fällt.
Quelle: www.suedkurier.de von Claudia Wagner