Die neue Apfelernte kommt vielerorts sukzessive in Schwung. Nach dem üppigen Erntejahr 2022 wird dieses Jahr in vielen Anbauregionen einen Mengenrückgang erwartet. FreshPlaza.de bündelt die jüngsten Ernteeinschätzungen und -kommentare.
Altes Land: Gute Qualität zeichnet erste Frühäpfel aus
Nach einem katastrophalen Jahr 2022 blicken die Obstbauern aus dem Alten Land jetzt optimistisch auf die anstehende Ernte. "Die ersten Frühäpfel schmecken schon richtig lecker", sagt Claus Schiecker, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen. Das Ziel angesichts der nun beginnenden Ernte lautet: 300.000 Tonnen Äpfel mit hervorragender Qualität. "Das turbulente Wetter hatte keine negativen Einflüsse", erläutert der Fachmann. "Durch die Sonne im Frühjahr gab es reichlich Zuckereinlagerungen, dann kam genügend Wasser vom Himmel." Der befürchtete "Juni-Fall" des Obstes durch Trockenheit ist ausgeblieben.
Die Lagerkapazitäten sind aufgebraucht, die Bauern ernten in ein Mengen-Vakuum hinein, das sind gute Voraussetzungen für den Start der Ernte. Auch die Vorräte der Fruchtsaft-Industrie sind weg; der Mostobstmarkt ist dadurch "froh gestimmt", so Schliecker. "Wir sind hierzulande aber nicht die einzigen Erzeuger, auch wenn jeder dritte in Deutschland produzierte Apfel aus dem Alten Land kommt", schränkt er ein. "Wir müssen das europäisch sehen – zusammen mit dem Streuobst aus privaten Gärten haben wir circa eine Million Tonnen Ernte zu erwarten, in Polen sind es allein fünf Millionen." Der Markt werde überschwemmt, da Belarus und Russland als Absatzländer weggebrochen sind. Schliecker: "Ware aus Polen gab es bisher nicht bei uns im Lebensmitteleinzelhandel, aber diese Linie wird durch Inflation und mangelnde Kaufkraft der Verbraucher langsam aufgeweicht."
In Niedersachsen wurde im Jahr 2022 auf insgesamt 9440 Hektar (ha) Baumobst kultiviert, davon 8353 Hektar Äpfel. Die Anbaufläche ist in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um 2,9 Prozent gestiegen, aber die Zahl der Obstbaubetriebe hat im gleichen Zeitraum abgenommen: Sie sank von 566 Betrieben im Jahr 2017 auf 492 Betriebe im Jahr 2022. Das entspricht einem Rückgang von 13,1 Prozent und spiegelt den Trend zu weniger, aber größeren Betrieben wider.
Brandenburg: Unterdurchschnittliche Apfelernte erwartet
Erste vorläufige Meldungen der Ernteberichterstatter gehen für das Jahr 2023 von einem weniger guten Apfelertrag von 240 Dezitonnen je Hektar aus. Das wären nach Informationen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg 86 Dezitonnen je Hektar weniger als im sehr guten Erntejahr 2022 und 25 Dezitonnen je Hektar unter dem langjährigen Mittel. Die Spannbreite der Hektarerträge liegt hierbei zwischen 165 dt/ha im Jahr 2019 und 325 dt/ha im Jahr 2022.
Derzeit ist von einer Erntemenge von rund 18 500 Tonnen Äpfel auszugehen. Ein Jahr zuvor wurden in Brandenburg 26 600 Tonnen Äpfel gepflückt. Die vergleichsweise mäßigen Ertragserwartungen sind unter anderem auf Frostschäden in der Blütezeit und Schädlingsbefall zurückzuführen, berichteten die Apfelproduzenten.
Mit einer Fläche von 771 Hektar ist die Apfelproduktion der bestimmende Faktor des Brandenburger Obstanbaus. Dabei verringerte sich die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um rund 46 Hektar. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Märkisch-Oderland sowie in der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder). Elstar, Gala, Pinova und Jonagold gehören zu den führenden Tafelobstsorten.
Baden-Württemberg: Geringere Erträge erwartet
Nach den Juli-Schätzungen der Ernteberichterstatterinnen und Ernteberichterstatter des Statistischen Landesamts wird die Baumobsternte in Baden-Württemberg dieses Jahr größtenteils schlechter ausfallen als letztes Jahr und als im Mittel der vergangen sechs Jahre. Gründe hierfür sind hauptsächlich Frost während der Blüte bei Äpfeln und Kirschen sowie regionale Hagel- und Unwetterschäden. Aber auch Trockenheit und Hitze, im vergangenen Sommer wie in diesem Jahr, hinterlassen ihre Spuren.
Nach den vorläufigen Schätzungen kann 2023 bei einem Ertrag von 26,4 Tonnen pro Hektar (t/ha) mit einer Apfelernte von 307 000 Tonnen (t) gerechnet werden. Das sind 18 % weniger als letztes Jahr und 12 % weniger als im sechsjährigen Mittel. Rund 42 % der zu erntenden Äpfel verteilen sich auf die Hauptsorten Elstar (40 000 t), Gala (38 000 t), Braeburn (27 000 t) und Jonagold (23 000 t).
OvB: SweeTango-Ernte startet mit guten Qualitäten
Im Bodenseegebiet hat die Ernte der Clubsorte SweeTango nun begonnen, wie Obst vom Bodensee in ihren eigenen sozialen Medien mitteilt. "Die diesjährige Ernte hat sich gut entwickelt und das Bodensee-Klima hat zudem einen perfekten Ausgleich aus Süße und Säure geschaffen. Die frühen Lagen beginnen jetzt mit der Ernte und so können wir zeitnah die ersten Foodtainer mit Ware auf den Weg bringen", so das Unternehmen. Man weist dabei auch auf die geplanten Marketingmaßnahmen, etwa Verkostungen, Gewinnspiele, Out-of-Home-Werbung und Social-Media-Aktionen, hin.
Niederösterreich: Vielversprechende Vorzeichen
Die niederösterreichische Apfelernte wird dieses Jahr besser sein als im letzten Jahr, wie Junior-Chef Andreas Gunacker vom gleichnamigen Obstbaubetrieb in Nadelbach im Gespräch mit NÖN berichtet. Durch den Frost im Frühjahr seien kaum Schäden entstanden. Minimal kleiner als in den Vorjahren seien die Früchte jedoch und durch die Feuchtigkeit hätten mehr Äpfel als sonst Schorf auf der Schale, einen harmlosen Schönheitsfehler. Die Region habe Glück gehabt, von größeren Unwettern verschont geblieben zu sein. Vor allem die Topaz-Äpfel würden heuer gut aussehen.