Josephine Hardt, Geschäftsführerin des Bio Kartoffel Erzeuger e.V.:

"In diesem Jahr stellt der Klimawandel die Bio-Zwiebelproduktion vor große Herausforderungen"

"Die ersten Lieferungen der neuen heimischen Ernte der Bio-Zwiebeln erfolgten zum Ende der KW 27. Zurzeit wird der Bedarf vor allem mit Ware aus den Niederlanden gedeckt", teilt uns Josephine Hardt mit. Sie ist die Geschäftsführerin des Bio Kartoffel Erzeuger e.V. " Die Aussaaten waren bundesweit durch die nassen und kalten Bedingungen verzögert. Die Böden waren lange nicht befahrbar, sodass es teilweise zu Verzögerungen in der Bestandsentwicklung von bis zu zehn Tagen kam."


Josephine Hardt (Foto: Bio Kartoffel Erzeuger e.V.)

Stetige Professionalisierung des Bio-Zwiebelanbaus
"Nach den niederschlagreichen Wochen im März und April folgte dann in den meisten Regionen eine lange Trockenperiode, die den Beständen zu schaffen machte. In diesem Fall konnten aber die Landwirtschaftsbetriebe, die mit Beregnungsanlagen arbeiten, klar profitieren, wozu auch ein Großteil der Bio-Zwiebelflächen zählt. Die aktuelle Situation ist im gesamten Bundesgebiet aber sehr heterogen: einerseits gibt es Betriebe mit guten Beständen, andererseits Regionen, die stark mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen haben. Rekorderträge werden in diesem Jahr nicht erwartet. Auch die Rodetermine werden sich verzögern."

Die Trockenheit führte 2022 zu einer geringeren Ernte von konventionellen Zwiebeln. Dank der größtenteils bewässerten Flächen seien die Bio-Zwiebeln allerdings weniger davon betroffen gewesen. "Zudem beobachten wir seit Jahren eine Ausweitung der Bio-Anbauflächen, so auch im Vorjahr. Bundesweit liegt die Fläche bei 1.560 Hektar, was etwa zehn Prozent der gesamten Anbauflächen für Zwiebeln entspricht." Ferner konnten viele Handelsketten bis in den Mai hinein deutsche Ware zu einer guten Qualität erhalten, bevor man sich anschließend der niederländischen Ware widmete.

Konstantes Preisniveau in den vergangenen Jahren
Die Rekordspitzen, Ausnahmesituationen und Turbulenzen hinsichtlich der Preise im konventionellen Bereich hätten sich im Bio-Markt nicht widergespiegelt. "In den vergangenen Jahren fanden wir ein konstantes Preisniveau bei den Bio-Zwiebeln vor. Die extremen Preisentwicklungen vom konventionellen Bereich sind im Bio-Markt nicht zu sehen gewesen."

Zwei Drittel der vermarkteten Menge sind gelbe Zwiebeln, während ein Drittel aus roten besteht. Weiße und Gemüsezwiebeln werden nur zu sehr geringen Mengen verkauft. Bio-Zwiebeln werden nahezu ausschließlich als Speisezwiebeln vermarktet. "Seit 2019 gab es auch eine Ausweitung im Anbau roter Bio-Zwiebeln, weil damals entsprechende Impulse aus dem Handel kamen. So wurde der konventionelle Artikel zugunsten der Bio-Variante ausgelistet, was damals den Anbau der roten Zwiebeln pushte."

Höhere Absätze in den letzten Monaten
"Es war allen klar, dass der Rekordabsatz der Pandemiejahre nicht so ohne Weiteres fortgesetzt werden kann", weiß Hardt. "Dennoch nimmt man am Markt stark wahr, dass die Bio-Branche nach der Absatzdelle der vergangenen Monate wieder positive Absatzimpulse erfährt. In den letzten Monaten konnten bei den Bio-Zwiebeln einige Zunahmen beobachtet werden, was unter anderem auch damit zusammenhängt, dass die Preise im konventionellen Markt so explodiert sind und sich die Verbraucherpreise im konventionellen, als auch im Bio-Bereich sehr stark angenähert haben. So wurde ein Teil des Absatzes zugunsten der Bio-Ware getätigt."

Für die Zukunft sei daher entscheidend zu analysieren, wie sich der Markt langfristig entwickeln werde. "Das Ziel für unsere Landwirte und Landwirtinnen ist Produktion und Absatz Hand in Hand zu denken und die Strukturen dahingehend weiterzuentwickeln. Bio-Zwiebeln sollten stets nur mit einer gesicherten Vermarktung angebaut werden. Wir wissen aber auch, dass die Kapazitäten für eine Langzeitlagerung noch nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. Da ist definitiv noch Potenzial zu erschließen."

Über 80 Prozent im Lebensmitteleinzelhandel
Im Vergleich zu manch anderen Bio-Produkten finden über 80 Prozent der Bio-Zwiebeln ihren Absatz im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel, wobei vor allem die Discounter als stärkster Absatzkanal zählen. "In den letzten Monaten haben auch große Absatzzunahmen stattgefunden", sagt Hardt. "Die heimische Ware konnte gut abfließen, bevor dann sukzessive auf Importmengen umgestellt wurde." Hardt zufolge lag 2021 der Importanteil bei 42 Prozent, wobei die Hauptursprungsländer die Niederlande sowie Ägypten sind.

Widerstandsfähigkeit des Öko-Anbaus
Mit Blick auf die vom Klimawandel verursachten Konsequenzen zeigt sich Hardt davon überzeugt, dass der ökologische Anbau ein Teil der Lösung und die bisher einzig nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen sei, die der Klimawandel mit sich bringe. "Unsere Produktion kommt vollkommen ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel aus. Wir produzieren mit der Natur und haben den gesamten Kreislauf im Blick. Das schlägt sich natürlich auch in der Produktion nieder, sodass der Anbau in gewissen Jahren auch widerstandsfähiger ist, was sich gerade 2022 bemerkbar gemacht hat. Die Bio-Landwirte und Landwirtinnen haben ihre Betriebe in den letzten Jahren konstant innovativ weiterentwickelt und dafür gesorgt, dass durch nachhaltige und resiliente, an der Umwelt orientierte Anbauverfahren, die Belieferung mit guten Bio-Produkten gewährleistet werden kann."

Weitere Informationen:
Josephine Hardt
Bio Kartoffel Erzeuger e. V.
Schwarzer Weg 3
29462 Güstritz
Tel: +49 5843 99090 10
E-Mail: info@bke-verein.de
Webseite: https://bke-verein.de


Erscheinungsdatum:
Author:
©



Erhalten Sie den täglichen Newsletter in Ihrer E-Mail kostenlos | Klick hier


Weitere Nachrichten in dieser Branche:


Melden Sie sich für unseren täglichen Newsletter an um immer auf dem neusten Stand zu bleiben!

Anmelden Ich bin bereits angemeldet

Sie haben eine Software (Adblocker) installiert, der unsere Werbung blockiert.

Da wir die Nachrichten kostenlos zur Verfügung stellen, sind wir auf die Einnahmen aus unseren Werbebannern angewiesen. Bitte deaktivieren Sie daher Ihren Adblocker und laden Sie die Seite neu, um diese Seite weiter zu nutzen.

Klicken Sie hier für eine Anleitung zum Deaktivieren Ihres Adblockers.