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Fruchtwelt Bodensee 2023

Podiumsdiskussion: "Zwischen Systemrelevanz und Kostenexplosion – Obstbau in unsicheren Zeiten"

Auf der Messe Fruchtwelt Bodensee fand zum Thema "Zwischen Systemrelevanz und Kostenexplosion – Obstbau in unsicheren Zeiten" eine Podiumsdiskussion zwischen Staatssekretärin Sabine Kurtz vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden- Württemberg, dem Vorsitzenden der Obstregion Bodensee e. V. Thomas Heilig, dem Geschäftsführer des Obstgroßmarktes Markdorf und Interimsgeschäftsführer der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft Nico Grundler sowie, Anthony Lee, dem Sprecher des Landwirtschaft verbindet Deutschland e.V. statt. Die Moderation übernahm Manfred Ehrle.

Engere Kooperation entlang der Wertschöpfung
Der Lebensmitteleinzelhandel sei für etwa 85 Prozent vom Apfelverkauf in Deutschland verantwortlich, so Heilig. Daher befürworte er eine engere Kooperation zwischen Erzeugern, Vermarktern und Handel, wünsche sich aber auch ein besseres Entgegenkommen vom Lebensmitteleinzelhandel. Als positives Beispiel nennt er hierbei ein Kommunikationsmodell in der Schweiz, bei dem sowohl der Handel, als auch die Genossenschaften und Erzeuger sich alle acht Wochen zusammensetzen und über die Marktlage diskutieren würden. Ferner sprach er sich insgesamt für eine transparente Kommunikation aus: "Der Markt muss wissen, was beim Landwirt am Ende übrig bleibt." 

Existenzschwierigkeiten in der Branche
Lee behauptet, der LEH hätte sich während "Corona dumm und dämlich verdient". Traditionsreiche Betriebe müssten ihre Arbeit einstellen, während sich der LEH bereichere. "Der LEH gibt uns gerade so viel, dass wir nicht krepieren. Er hält uns an der Nadel wie ein Fixer." Er kritisierte hierbei auch die Politik, die seiner Meinung nach stärker bei den Energiepreisen intervenieren könne. Zudem bezweifle er, dass die Mehrwertsteuersenkung den Betrieben helfen werde, sondern er dem LEH. Dennoch rechne aber damit, dass es in den kommenden zwei bis drei Jahren wieder aufwärts gehen dürfte. 

Grundler widersprach dem jedoch: "Ginge es wirklich nur um den reinen Profit, dann wären nur noch polnische Äpfel in den Regalen zu finden. Dem ist aber nicht so. Unsere Kunden bevorzugen unsere Produkte, aber natürlich nur zu marktgerechten Preisen." Das Problem liege vielmehr darin, dass man ein konkurrenzfähiges Produkt brauche, das produzierbar sein müsse und mit einem vernünftigen Preis im Laden liege. Zudem müsste die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Produzenten gerecht bezahlt werden. "Der LEH hat auch um jeden Kunden zu kämpfen." 

Wettbewerbsverzerrung durch Politik?
Kurtz merkte dazu an, dass vor allem die Direktvermarktung, der Bio- und Wochenmärkte mit Existenzschwierigkeiten umzugehen hätten. Jedoch könne und solle die Politik nicht direkt ins Marktgeschehen eingreifen. "Die Politik ist bei Wirtschaft nur für die Rahmenbedingungen zuständig. Wir greifen nicht in Marktgeschehen selbst ein. Angebot und Nachfrage bestimmen immer noch den Preis." Die Politik nähme sehr wohl Einfluss, so Heilig, und zwar in Form von der Mindestlohnregelung oder aber auch der Nichtzulassung von Pflanzenschutzmitteln. "Das ist eine Wettbewerbsverzerrung. Wichtig ist es aber nach wie vor, die offenen Grenzen und den freien Markt zu halten.


Den Kunden fehle nicht nur das Wissen darüber, was tatsächlich bei den Erzeugern ankomme, sondern haben auch kein Gefühl mehr für die Ware. "Das Problem ist nur durch Kommunikation zu lösen." Lee fände es auch wichtig, Handelspartner zu überzeugen und Kunden, dass es besser wird. Aber auch den Verbrauchern zu vermitteln, was wegbräche, wenn die Landwirte massenweise aufhören müssten. Rankommen durch Aufklärungsarbeit. "Wir in der LaWi stellen die meisten Arbeitskräfte. Weltweit sucht unsere Landwirtschaft seinesgleichen." Die Politik müsse gewaltig aufpassen, gerade was das Thema Pflanzenschutz beträfe. Lee sprach in diesem Zusammenhang davon, dass der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel zu erheblichen Ernteverlusten geführt habe, die das das Sri Lanka in eine Krise gestürzt hätten. "Stirbt der Bauer, stirbt das Dorf." Kurtz bevorzugt es daher, Herkunftsqualitäts- und das Biozeichen stärker und Kampagnen wie "Von Daheim" etc. oder Schulfruchtprogramme am Bodensee stärker zu promoten.  

Ehrle stellt die Frage, ob die Medien hierbei nicht in der Pflicht stünde, diese Probleme besser zu kommunizieren. Lee findet, dass alle in der Pflicht stünden. Gleichzeitig betont der ehemalige Polizist, dass alle in der Pflicht stünden. "Die vierte Gewalt leisten natürlich ihren Beitrag. Wir hatten in den letzten Jahren ein Framing der Landwirtschaft, das seinesgleichen sucht. Oftmals wird bewusst die Unwahrheit gesagt. Wer auch die Grünen wählt, bekommt nicht unbedingt immer grüne Politik." 

Lee meint, dass die Politik bei Lebensmittelimporten aus dem Ausland vehementer auf die hiesigen Qualitätsstandards pochen sollte. "Es kann nicht sein, dass wir etwa Bio-Äpfel aus Neuseeland importieren, was gerade umwelttechnisch gesehen keinen Sinn ergibt." Der LEH sollte sich insgesamt klarer zur regionalen Ware bekennen. Ministerin Kurtz antwortete darauf, dass diese Problematiken bereits über das Lieferkettengesetz abgedeckt seien. "Wir diskutieren hierbei aber womöglich auf einer Ebene, in der uns das Fachwissen fehlt", konstatiert sie.  

Vielschichtige Probleme
Rainer Wielatt, Geschäftsführer von Salem-Frucht und ein Kollege von Grundler sah hierbei ein vielschichtiges Problem, das mit den Sanktionen seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 begann. Die deutsche Obstwirtschaft habe erhebliche Mengen an Russland verkauft, die daraufhin massiv eingeschränkt wurden. Da Polen jährlich fünf Millionen und haben ebenso den russischen Markt verloren, der jetzt stärker in Europa vermarktet wird. Wir kämpfen eigentlich mit mehreren Themen, um Waren zu platzieren, Möglichkeiten sind eingeschränkter als noch vor sechs bis acht Jahren. 

Ferner würden dauerhaft schlechte Qualitäten im Regalplatz die Vermarktung einschränken. "Wir müssen ein Kernqualitätsmanagement etablieren, wodurch auch die Mengen reduziert werden. Es wird auch nichts weggeschmissen, sondern der Verwertung zugeführt. Die Chance in der Krise müssen wir uns bewusst machen und sie nutzen. Eventuell müssen aber auch die Sorten angepasst werden und die Mengen am Markt durch unpopuläre Maßnahmen reduziert werden." 

Weitere Informationen:
https://www.fruchtwelt-bodensee.de