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Todesopfer, leere Regale, Armee-Einsatz und Ernteeinbußen

Sturm Boris hinterlässt tiefe Spuren in Zentraleuropa - erneute Überschwemmungen möglich

Die Regenmengen der vergangenen Tage wirken sich auch auf die regionale Nahversorgung in großen Teilen Österreichs aus. Einige Supermärkte in den am stärksten vom Hochwasser betroffenen Regionen blieben am Montag wegen unmittelbarer Betroffenheit ganz geschlossen. Aber auch in manchen Wiener Filialen sowie im Großraum der Bundeshauptstadt blieben die Regale für Frischwaren vielfach vorübergehend leer. "Aufgrund der Situation der Wetterlage verzögert sich die Lieferung", ist auf einem Zettel auf einer verwaisten Fleisch-Kühltruhe zu lesen. Auch die Obst- und Gemüseregale blieben in manchen Filialen vorerst leer, berichtet Die Presse. So etwa im Interspar im Döblinger Einkaufszentrum Q19, wo es am Montagnachmittag kaum mehr Obst und Gemüse zu kaufen gab. Einzig ein paar Rettiche und Radieschen, eine Handvoll Salatköpfe und Pfirsiche waren noch erhältlich.

Niederösterreich: Verheerende Folgen bei Winterkulturen befürchtet
Auch bei Schneider's Gemüseland im niederösterreichischen Marchfeld seien die Aufräumarbeiten nun oberste Priorität. Diese Woche wird auf jeden Fall nicht mehr geerntet, berichtet Geschäftsführerin Barbara Kargl auf Anfrage: "Über das genaue Schadensausmaß können wir im Moment noch nicht allzu viel sagen. Die Zwiebelernte war zum Glück mehr oder weniger durch, bei Zuckermais und Karotten war die Ernte hingegen noch in vollem Gange. Auch für die Winterkulturen, wie Speiserüben und dergleichen, die bald geerntet werden sollten, kann das Hochwasser verheerende Folgen haben." Die Wetterkapriolen setzen insbesondere dem Gemüsebau im Freiland extrem zu. Hier stellt sich also die Frage, welche Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel ergriffen werden können. "Kulturschutz ist in Sachen Freilandgemüse durchaus schwieriger umzusetzen. Dennoch können wir darüber nachdenken, eine Art Pufferlager einzurichten und präventiv größere Mengen einzulagern, um Engpässen entgegenzuwirken. Für den Frischmarkt wäre das vielleicht keine sinnvolle Lösung, aber im Tiefkühlsegment, in dem wir ebenfalls tätig sind, gehört dies auf jeden Fall zu den Möglichkeiten."

Rumänien: Sechs Todesopfer
Die am stärksten von den Überschwemmungen betroffene Region, die nach Angaben der Behörden neue Rekordhöhen erreicht hat, liegt in Galati, wo sechs Menschen ihr Leben verloren haben. Laut Ilie Ghilerdea, Einkäufer für frisches Obst und Gemüse bei Select Fruits mit Sitz in Bukarest, Rumänien, "befinden sich in Galati einige der größten Anbaugebiete für Wurzelgemüse in Rumänien. Dort werden hauptsächlich Zwiebeln und Karotten angebaut." Weitere von den Überschwemmungen betroffene Landkreise sind Aslui und Lasi. Die Hilfsmaßnahmen sind noch im Gange, da Häuser, Brücken und ein Großteil der Infrastruktur durch die Überschwemmungen schwer beschädigt wurden.

Tschechien setzt Armee im Katastrophengebiet ein
Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophe den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Cernochova auf der Onlineplattform X mitteilte. Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.

Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens sieben weitere Menschen gelten als vermisst. In Ostrava, der drittgrößten Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen.

Dieses Copernicus Sentinel-3-Bild, das am 11. September 2024 aufgenommen wurde, zeigt eine Kaltfront, die sich den Küsten Frankreichs, Belgiens und der Niederlande nähert und auf ihrem Weg in Mitteleuropa schwere Schäden anrichten wird.

Schäden in Moldau halten sich in Grenzen
Auch Moldawien wurde vom Zyklon Boris getroffen, aber die Schäden waren nicht so groß wie im benachbarten Rumänien und in anderen mitteleuropäischen Ländern. Vor allem im Zentrum und Süden des Landes, wo viele Trauben angebaut werden, kam es zu erheblichen Wassermengen.

Ein Traubenerzeuger im Süden des Landes, etwa 100 km von Galati entfernt, einem rumänischen Bezirk, in dem sechs Menschen starben, als die Donau über die Ufer trat, sagt, dass am Sonntag in seinem Dorf 60 mm Regen fielen. Die Felder wurden nicht überflutet, es gab keine Schäden an der Infrastruktur und den Pflanzen, aber von den Moldau-Trauben, die noch nicht geerntet wurden – die anderen Sorten waren glücklicherweise bereits geerntet – werden etwa 30 Prozent aufgrund von Rissen verloren gehen und der Rest kann nach der Ernte nicht lange gelagert werden. Die Essqualität ist noch gegeben. Laut dem Erzeuger hat die Geschichte auch eine positive Seite: Die Wasservorräte werden wieder aufgefüllt, was der Produktion langfristig nur zugutekommen kann.

Im Zentrum des Landes berichtet ein Zwetschgen- und Apfelbauer, dass die meisten Zwetschgen bereits eingelagert sind, aber auch bei den Äpfeln, die noch an den Bäumen hängen, nur mit geringen Schäden zu rechnen ist. Der genaue Schaden kann noch nicht beziffert werden, da der Zugang zu den Feldern derzeit schwierig ist. In den vergangenen zwei Tagen sind etwa 40 mm Regen gefallen. Die Bäume selbst haben keinen Schaden genommen, auch weil das Unternehmen die Möglichkeit solcher Wetterbedingungen bei der Pflanzung berücksichtigt hatte. Der Transport nach Westeuropa verläuft übrigens weniger gestört als zunächst erwartet. An den Grenzübergängen sollte man einige Stunden Wartezeit einplanen, aber die Verzögerungen sind überschaubar, so der Erzeuger aufgrund von Nachrichten in den sozialen Medien.

Slowakei: Neuer Tiefpunkt in ohnehin schon schwierigem Erntejahr
Im Gegensatz zu den Nachbarstaaten scheinen sich die bisherigen Wetterschäden in der slowakischen Landwirtschaft in Grenzen zu halten, bestätigt Peter Turlik, Geschäftsführer der führenden Obstgenossenschaft Bonum mit Sitz in der Landeshauptstadt Bratislava. "Zum Glück haben unsere Obstbauern vergleichsweise nur geringe Schäden hinnehmen müssen. Dennoch haben wir bereits eine sehr schwere Saison hinter uns: Auf die Spätfröste im Frühjahr folgten Hitze und entsprechende Schäden in den Plantagen und jetzt werden wir mit Hochwasser und Sturm konfrontiert. Hier stellt man sich langsam aber sicher die Frage, was sonst noch kommen wird?", so Turlik.

Polen: Erneute Überschwemmungen stehen bevor
Die momentane Hochwassersituation in Polen sei äußerst unberechenbar und ändert sich von Stunde zu Stunde, berichtet ein südpolnischer Branchenzulieferer. "Aktuellsten Wettervorhersagen zufolge soll es am Mittwoch erneute Überschwemmungen geben, weshalb wir alle in großer Sorge sind. Unsere Firma und Mitarbeiter sind bisher verschont geblieben, obwohl wir von vielen überfluteten Städten umgeben sind."

Südpolen an diesem Wochenende, wo das Rote Kreuz von 'enormen Bedürfnissen' sprach, nachdem eine weitere europaweite Flutkatastrophe, die fest mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht wird, die gesamte Region heimgesucht hatte. (Foto: Polnisches Rotes Kreuz)

Ungarn sieht Epizentrum des Sturms
In Ungarns Hauptstadt Budapest an der Donau wurden Schutzmaßnahmen für die Flutwelle getroffen, die voraussichtlich den Wasserstand auf Rekordhöhe ansteigen lassen wird. Der ungarische Meteorologe Balázs Berceli von der Wetterüberwachungs-Website idokep.hu sagte: "Das Zentrum des Zyklons Boris, der in vielen Teilen unseres Landes sowie in den Nachbarländern extreme Wetterbedingungen verursachte, zog in der Nacht von Samstag auf Sonntag über Ungarn hinweg. Um 1 Uhr, um genau zu sein, befand sich das Zentrum des Zyklons Boris direkt über Budapest."

Die Regierungsbehörden in allen betroffenen Ländern arbeiten rund um die Uhr, während das wahre Ausmaß der Schäden an der landwirtschaftlichen Infrastruktur und den Plantagen noch lange nach diesem bedeutenden Wetterereignis zu spüren sein wird.

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