Laut Wettervorhersage soll es bis Ende der KW 27 Temperaturen um bis zu 35 und teilweise sogar bis fast 40 Grad geben. Damit ist in großen Teilen Deutschlands offiziell eine Hitzewelle angesagt. Ähnlich wie in anderen Bereichen der Landwirtschaft bereitet die anhaltende Hitze und Trockenheit auch dem Obst- und Gemüsebau Sorge, so geht aus einer Umfrage von FreshPlaza.de hervor.
Einblick in den Arbeitsalltag am Großmarkt Hannover: Kühlfahrzeuge und -häuser garantieren eine ununterbrochene Kühlkette.
Großmarkt Hannover: 'Händler und Wiederverkäufer sind bestens gerüstet'
Die Händler auf dem örtlichen Großmarkt Hannover seien bestens auf heiße Tage vorbereitet: Die empfindliche Ware wird in modernen Kühlhäusern gelagert und ausschließlich mit gekühlten Fahrzeugen transportiert. "Unsere Händler verfügen über eine professionelle Infrastruktur. Die Ware verlässt den Großmarkt nur gut gekühlt und gelangt ohne Unterbrechung der Kühlkette zum Kunden", erklärt Jörn Böttcher, Geschäfsführer der Großmarkt Hannover GmbH. Auch Wochenmarkthändler, die ihre Produkte direkt an Endverbraucher verkaufen, setzen auf Kühltransporter und lagern die Ware zum Teil direkt in ihrem Kühlfahrzeug. "Händler auf unseren Wochenmärkten die wir betreiben, überlassen wir die Entscheidung selbst das Geschäft zu beenden sollten die Temperaturen zur Mittagszeit zu weit ansteigen." Für die Händler sei der Sommer nichts Neues. Böttcher "Wir erleben in jedem Jahr zum Ferienbeginn einen leichten Rückgang im Absatz – das ist saisonal bedingt und völlig normal."
Modernes Kühllager am Großmarkt Hannover.
Auch im Frischezentrum Frankfurt macht die momentane Hitze den Händlern zunehmend zu schaffen. "Grundsätzlich können wir die Ware kaum unter der Sonne frei stehen lassen, sonst würde sie verbrennen. Dies betrifft vor allem empfindliche Produkte wie Salate, Beeren und dergleichen. Dies erschwert die Alltagspraxis entlang der gesamten Lieferkette natürlich gewaltig. Da Verkaufstände mit Frischware kaum aufgebaut werden können, schließen manche Wochenmärkte in der Region um 12 Uhr. Speziell in diesem Marktsegment ist Ware die nicht 100 Prozent ist einfach unverkäuflich", berichtet Christopher Römer, Verkäufer beim Großmarktbetrieb Josef Stapf GmbH.
Lieferfahrzeuge am Großmarkt Hannover.
Hessen: Qualitätseinbußen bei Bohnen und Zuckermais befürchtet
Bei der OGZ in Griesheim (Hessen) herrscht zurzeit Hochbetrieb: Es werden weiterhin Erdbeeren gepflückt, während gleichzeitig auch die Bohnen- und Zuckermaisernte ins Rollen kommt. "Bei den Beeren können wir teilweise nur bis 11.00 Uhr vormittags pflücken, da es für die Erntehelfer danach draußen zu heiß wird. In anderen Jahren haben wir bei anhaltender Hitze auch abends ab 17.00 Uhr gepflückt, was aber zurzeit auch nicht möglich ist, da es abends nur minimal abkühlt", berichtet Marcel Wefers vom Vertrieb. Wetterbedingt startet die Zuckermaisernte dieses Jahr rund eine Woche früher. "Im Grunde kommt der Zuckermais mit Hitze recht gut zurecht. Wenn es aber so heiß bleibt, besteht die Gefahr, dass die Maiskörner irgendwann platzen. Bei den Bohnen hat man wiederum das Problem, dass es bei anhaltender Hitze keinen Blütenansatz mehr gibt. Grundsätzlich tun anhaltende Tagestemperaturen weit über 30 Grad keiner einzigen Kultur gut."
Bornheim: Freilandkräuter kommen teilweise geballt in den Ertrag
Auch in der deutschen Kräuter-Hochburg Bornheim macht sich die Hitzewelle derzeit bemerkbar. Gravierende Auswirkungen habe es bislang noch nicht gegeben, sagt Artur Lammert, Geschäftsführer der Firma Dreesen Kräuter, auf Anfrage. "Momentan haben wir Tagestemperaturen um die 35 Grad und in Richtung Wochenende soll es ja noch wärmer werden. Die größte Herausforderung die wir momentan haben, ist, dass gewisse Freilandkulturen, wie etwa Dill, zu schnell in die Blüte kommen. Infolge dessen müssen wir mitunter drei Sätze gleichzeitig ernten, weshalb die Ware geballt auf den Markt kommt. Dies stellt uns dann auch in der Vermarktung vor große Herausforderungen." Vor einigen Wochen hat es bereits Hagel und Starkregen in und um Bornheim gegeben. "Auch da sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Speziell bei Freilandkräutern führt die extreme Witterung jedoch auch dazu, dass die Rückstandsthematik dieses Jahr teilweise sehr herausfordernd ist."
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette sieht man sich zurzeit mit den Folgen der Hitze konfrontiert. Im Uhrzeigersinn: das Management der Josef Stapf GmbH, Artur Lammert (Dreesen Kräuter), Jörn Böttcher (Großmarkt Hannover GmbH) und Marcel Wefers (OGZ).
Bayern: Rekordhitze setzt Landwirtschaft stark zu
In Bayern gab es im Laufe der KW 27 bereits etliche Hitzewarnungen: Der Obsterzeuger Josef Kraus aus Gessertshausen im Landkreis Augsburg muss jedoch raus aufs Feld, sonst verkommen die Früchte. Seine Erntehelfer und er haben keine Maschine, die Erdbeeren müssen von Hand gepflückt werden. Wie Kraus mit der Hitze zurechtkommt? "Hut, Sonnencreme und viel, viel trinken", sagt der Erzeuger im Gespräch mit unserer Redaktion. Genau wie er befinden sich zahlreiche Bauern in Bayern am Beginn einer schweißtreibenden Woche. Und da sich ihre Arbeitszeiten nach dem Reifegrad der Pflanzen richten, haben sie kaum Spielraum, der Sonne auszuweichen. "Wir starten morgens um 4.30 Uhr, wenn die Sonne gerade aufgeht, und schauen, dass wir bis zum Mittag fertig sind", sagt Kraus. "Danach wird es unerträglich."
Weitere Informationen:
https://www.grossmarkt-hannover.de/
https://www.frische-zentrum-frankfurt.de/
https://ogz.de/
https://www.dreesen.de/