Europäische Behörde ignoriert Hinweise auf krebserzeugende Wirkung von Glyphosat
„Die Einschätzung der EFSA ist unverantwortlich“, kommentiert Sophia Guttenberger, Referentin für Gentechnik und Verbraucherschutz am Umweltinstitut. „Besteht der begründete Verdacht, dass ein Stoff krebserregend ist und die Fruchtbarkeit schädigt, muss er sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Doch anstatt die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, werden einseitig die Interessen der chemischen Industrie bedient.“
Die Bewertung der EFSA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn die derzeit geltende Zulassung von Glyphosat läuft Mitte 2016 aus. Über eine Neuzulassung entscheidet endgültig die Europäische Kommission. Die Risikobewertung der EFSA stellt jedoch eine wichtige Grundlage für diese Entscheidung dar.
Im Vorfeld hatte das Umweltinstitut gemeinsam mit der Verbraucherschutzorganisation foodwatch eine Online-Aktion gestartet, über die sich rund 115.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden an die EFSA gewandt hatten. Sie forderten die Behörde dazu auf, die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation bei der Risikobewertung zu berücksichtigen.
„Zwar konnten wir erreichen, dass die EFSA die Berichte der Weltgesundheitsorganisation in ihre Risikobewertung hat einfließen lassen“, so Sophia Guttenberger, „aber die heute vorgelegte Bewertung beweist einmal mehr, dass die EFSA nicht unabhängig von wirtschaftlichen Interessen agiert. Ihre Einschätzung missachtet das in der EU geltende Vorsorgeprinzip“. Die EFSA stützt sich in ihrer Bewertung weitgehend auf einen Bericht des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Unabhängige Wissenschaftler wie der Epidemiologe Prof. Dr. med. Greiser haben dem BfR erst kürzlich schwerwiegende Fehler bei der Auswertung von Studien nachgewiesen.
Foodwatch und das Umweltinstitut fordern deshalb, das Bewertungsverfahren für die Zulassung von Pestiziden grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen.
Weitere Informationen:
Das heute veröffentlichte "Peer Review" der EFSA finden Sie hier: http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/4302
Hier finden Sie ein deutsches Statement der EFSA zur heutigen Entscheidung:
http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/151112
Quelle: www.umweltinstitut.org