Europaweit, aber auch hierzlande nehmen die Drahtwurmschäden zu. Bekämpfungsstrategien und Forschungsansätze gibt es aber einige.
Drahtwürmer sind lästige Biester. Sie verursachen nicht nur Löcher in den Kartoffeln, sondern auch in der Kasse des Produzenten. «Drahtwürmer sorgen für massive ökonomische Verluste», so Giselher Grabenweger, Projektleiter biologische Schädlingskontrolle bei Agroscope, am Dienstag an einer Weiterbildungsveranstaltung von Swisspatat in Zollikofen BE. In einer Untersuchung der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zeigte sich, dass Drahtwurmbefall bei 12 Prozent der 278 untersuchten Parzellen zu einem Preisabzug oder gar der Rückweisung des Postens führte.
Passt ihnen etwas nicht, tauchen Drahtwürmer ab
Drahtwürmer sind äusserst robuste lästige Biester. Die Larven können ohne Weiteres mehrere Jahre am gleichen Ort überleben. Sie ernähren sich von vielen verschiedenen Wirtspflanzen. Bei Stress (Hitze, Frost, Trockenheit oder Pflanzenschutzmassnahmen) verziehen sie sich flugs in tiefere Bodenschichten. Oder wie Grabenweger es ausdrückte: «Wenn ihnen etwas nicht passt, graben sie sich einfach tiefer hinunter.»
Europaweit, aber auch in der Schweiz nehmen die Drahtwurmschäden zu. Gründe dafür gibt es mehrere. So wurden in der EU und in der Schweiz verschiedene Mittel gegen Drahtwürmer verboten. Auch der Trend zu reduzierter Bodenbearbeitung und Dauerbegrünung kommt ihnen entgegen. In wärmeren Gebieten treten ausserdem vermehrt Arten mit kürzerem Entwicklungszyklus auf (z. . Agriotes sordidus in Baden-Württemberg, Deutschland). Auch die heutigen hohen Qualitätsanforderungen spielen eine Rolle: «Weil fast ausschliesslich nur noch frisch gewaschene Ware verkauft wird, sieht man jedes Fleckchen und Löchchen», so Giselher Grabenweger.
In der Schweiz gibt es keine Puffer mehr für Posten mit ungenügender Qualität und weniger Geld für die Verwertung als Viehfutter. All dies sind ebenfalls Faktoren, die zu mehr Schäden führen. In der Schweiz wüssten die Bauern wegen überbetrieblichen Anbaus und Flächentauschs ausserdem oft weniger über die Vorgeschichte der Parzellen als früher, sagt Grabenweger. Dieses Wissen kann aber im Zusammenhang mit Drahtwürmern entscheidend sein. «Notieren Sie sich unbedingt, auf welchen Parzellen Sie Drahtwurmschäden hatten», rät auch Andreas Kaiser von der HAFL.
Nach Wiesenumbruch zwei, drei Jahre warten
Was kann man sonst gegen die lästigen Biester tun? Bekanntlich sind Kartoffeln nach Wiesenumbruch ein grosses Risiko. Die Experten raten, mindestens zwei, besser noch drei Jahre zu warten. Bekämpft werden können die Drahtwürmer auch mittels Bodenbearbeitung. Flache Stoppelbearbeitung nach der Getreideernte im Juli und August tötet frische Eigelege und junge Larven. Idealerweise erfolgen solche Arbeiten bei warmen, trockenen Bedingungen. Auch ein möglichst früher Erntetermin der Kartoffeln kann helfen, bevor die Larven nach der Sommerpause wieder aktiv werden. Zur chemischen Bekämpfung ist seit Dezember 2014 Ephosin zugelassen. Allerdings ist dessen Ausbringung nicht ganz einfach (siehe Kasten).
Grosse Hoffnung setzt die Forschung in den entomopathogenen Pilz Metarhizium. Dieser ist ein wichtiger natürlicher Gegenspieler von Drahtwürmern in Wiesen und Weiden. Allerdings gibt es keinen «idealen» Stamm des Pilzes gegen alle Drahtwurmarten. Mehrere Stämme in einem Mittel zu mischen dürfte dessen Registrierung unmöglich machen. Drahtwürmer müssen mit möglichst vielen Pilzsporen in Kontakt kommen, damit die Bekämpfungsstrategie erfolgreich sein kann. Eine hohe Dosis pro Hektare zu applizieren ist zwar möglich, man stösst dabei aber rasch an technische und ökonomische Grenzen. Durch Applikation in der Vorfrucht könnte man den Pilz fördern.
Anlocken und töten heisst die Strategie
Forscher haben sich überdies eingehend mit der Frage beschäftigt, wie man die Drahtwürmer zu den Pilzsporen locken kann. Diese Strategie heisst «Attract and Kill» (Anlocken und Töten). So lief an der Universität Göttingen (D) ein vielversprechender Versuch mit Kapseln aus Pilzsporen, welche mit CO2 als Lockstoff kombiniert wurden.
Auch in der Schweiz läuft noch bis 2017 ein von der Kartoffelbranche und dem Bundesamt für Landwirtschaft finanziertes Projekt. Dieses will die biologische Bekämpfung mit Metarhizium und die Pilzkapselmethode weiterentwickeln. Ausserdem sollen verschiedene insektizide Wirkstoffe geprüft und Drahtwurmfallen optimiert werden. Der Kampf gegen die lästigen Biester ist also in vollem Gang.
Quelle / Text: www.bauernzeitung.ch / Jeanne Woodtli


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