Mit fast 6.700 Hektar Kirschbäumen und einer jährlichen Ernte von über 30.000 Tonnen (Quelle: Agreste) liegt Frankreich auf Platz sechs der Kirschanbauländer in Europa. Französische Haushalte kaufen durchschnittlich 2 Kilogramm Kirschen pro Jahr (Quelle: Kantar). Der Sektor ist fest verwurzelt, bleibt aber anfällig.
"Eine deutliche Verbesserung, auch wenn die Spitzenjahre bislang nicht zurück sind"
"Die Ernte liegt etwa eine Woche hinter der des Vorjahres zurück, aber die Kirschenernte ist inzwischen in vollem Gange. Seit Mitte Juni steigen die Erträge in allen Anbaugebieten deutlich an. Nach einer Reihe magerer Jahre wird der Ertrag in dieser Saison auf 80 Prozent des vollen Potenzials der Obstgärten geschätzt. Das ist ein deutlicher Fortschritt, auch wenn die historischen Spitzenjahre bislang nicht erreicht sind", so der Branchenverband Cerises de France.
Nach Angaben des französischen Landwirtschaftsministeriums liegt die erwartete Produktion in diesem Jahr bei knapp über 33.000 Tonnen, 5 Prozent mehr als 2024 und 12 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Die Branche spricht daher von einer Erholung nach dem dramatisch schlechten Jahr 2021. Allerdings bleibt gutes Wetter im Juli entscheidend, um diesen positiven Trend aufrechtzuerhalten.
"Wir hoffen, dass wir bis Ende Juli französische Kirschen in den Regalen halten können"
Die frühen Anbaugebiete wie die Pyrénées-Orientales und der Gard beenden ihre Saison. In der Region Ventoux ist Hochsaison: Dort wird derzeit vor allem die Sorte Belge gepflückt, neben anderen Sorten wie Van und Satin. In höher gelegenen Gebieten wie Malaucène wird bis Anfang Juli weiter gepflückt.
Im Rhône-Tal (Drôme und Ardèche) läuft die Ernte noch gut, mit voraussichtlich zwei weiteren starken Wochen. Auf dem Ardèche-Plateau wird bis Ende Juli stetig geerntet. In Tarn-et-Garonne gehen die Mengen diese Woche zurück. In den Monts du Lyonnais hingegen ist gerade Hochsaison.
Solange das Wetter sommerlich bleibt, läuft auch der Absatz reibungslos. Die französischen Kirschen finden ihren Weg in die Läden. Man hofft daher, bis Ende Juli ein ausreichendes Angebot in den Regalen halten zu können.
Zukunft des Sektors: Nachfolge, Stabilität und faire Preise
Eine gute Ernte reicht jedoch nicht aus, um die strukturellen Probleme des Sektors zu beseitigen. Wie viele andere Kulturen hat auch die Kirschenbranche mit einer alternden Erzeugergeneration zu kämpfen. Nachwuchskräfte werden dringend benötigt, sind aber nicht selbstverständlich.
"Einen Kirschbaumgarten anzulegen bedeutet, nach vorn zu schauen: Bis zur ersten Ernte dauert es durchschnittlich vier bis fünf Jahre, und ein Obstgarten hat eine Lebensdauer von etwa 25 bis 30 Jahren. Wer jetzt anfängt, muss also an das Jahr 2040 denken. Aber junge Menschen werden oft durch Unsicherheiten abgeschreckt: sich ändernde Vorschriften zum Pflanzenschutz, Umweltanforderungen, Steuern und Subventionen erschweren langfristige Planungen. Was wir benötigen, sind stabile Einkommen, sichere Absatzkanäle und eine gute Begleitung in der Startphase. Das sind die Bausteine für einen gesunden, zukunftsfähigen Kirschenanbau in Frankreich."
Drosophila suzukii: ein kleines Insekt, eine große Bedrohung
Die größte Bedrohung für den Kirschenanbau geht von einer winzigen Fruchtfliege aus: Drosophila suzukii, die aus Asien stammt. Seit 2010 ist das Insekt in Frankreich aktiv. Es legt Eier in gesunde Früchte, vermehrt sich rasend schnell und passt sich leicht an. Die Fliege kann ganze Ernten vernichten – nicht nur von Kirschen, sondern auch von Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und anderen Beerenfrüchten. In vielen traditionellen Anbaugebieten hat die Fliege große Schäden angerichtet. Für einige Betriebe hängt ihr Fortbestand am seidenen Faden.
Kirschanbau unter Insektennetz
Auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen
Die Branche bleibt jedoch nicht untätig. Zusammen mit Forschungsinstituten wie Inrae und Ctifl wird an Alternativen gearbeitet. Dazu gehören Pilotprojekte zu natürlichen Feinden, intelligente Fangsysteme und Insektennetze. Diese Lösungen befinden sich noch in der Entwicklung, aber in der Praxis werden bereits Schritte unternommen: von verantwortungsbewusstem Pflanzenschutz hin zu Massenfangtechniken und natürlichen Bekämpfungsmitteln. Obwohl der Kampf bisher nicht gewonnen ist, zeigt sich die Branche kämpferisch und entschlossen, den Kirschenanbau nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen.
Über die Organisation
Die AOP Cerises de France vereint seit 2009 mehr als 800 Kirschbauern in vier Regionen: Provence-Alpes-Côte d'Azur, Auvergne-Rhône-Alpes, Okzitanien und Centre-Val de Loire. Sie besteht aus zehn Erzeugergenossenschaften, fünf Handelsunternehmen und einer Branchenorganisation, die zusammen das Rückgrat des französischen Kirschenanbaus bilden.