Sturm- und Hagelböen zogen am vergangenen Wochenende über Teile Österreichs, unter anderem auch über die beiden Anbaugebiete Burgenland und Marchfeld (Niederösterreich). Die Österreichische Hagelversicherung beziffert die Gesamschäden in der österreichischen Landwirtschaft bereits auf rund 1,9 Millionen Euro (FreshPlaza.de berichtete). Auch dem regionalen Obst- und Gemüsebau bereiten die zunehmenden Wetterextreme immer mehr Sorge, wie aus einer Umfrage hervorgeht.
Marchfeld: Unwetter folgt auf Hochwasserkatastrophe
Das Marchfeld, östlich der österreichischen Hauptstadt Wien, zählt zu den wichtigsten Anbaugebieten des Landes. Auch hier kam es mancherorts zu Sturmböen. "Die Unwetterereignisse waren ziemlich verteilt, insgesamt sind wir aber glimpflich davongekommen. Dennoch hat es auf einigen unserer Erbsenäcker ebenfalls kleinere Schäden gegeben", berichtet Barbara Kargl, Geschäftsführerin der Schneider's Gemüseland Landesproduktenhandels GesmbH mit Sitz in Groß-Enzersdorf.
Die zunehmenden Wetterkapriolen setzen dem Gemüsebau im Freiland stark zu, bestätigt Kargl. "Die Hochwasserkatastrophe im September letzten Jahren ist jedem noch frisch in Erinnerung (FreshPlaza.de berichtete). Das Wetter wird generell tendenziell extremer, was uns entsprechend vor großen Herausforderungen stellt. Wir sind dabei gezwungen, über präventive Lösungen in Sachen Kulturschutz und dergleichen nachzudenken."
© Österreichische Hagel /H. Knöbl
Verhagelte Obstanlage in Südburgenland.
Erleichterung in der Steiermark und Nordburgenland, gravierende Schäden im Süden des Burgenlandes
Obwohl das Unwetter im oststeirischen Sebersdorf begann, sei die steirische Kernobstbranche mit einem blauen Auge davongekommen, heißt es vonseiten der OPST-Gruppe sowie der Bio-Genossenschaft Meleco. Auch im Nordburgenland sei man großteils von Wetterschäden verschont geblieben. Umso größer sind die Schäden hingegen im südlichen Burgenland, berichtet Herbert Knöbl, Obsterzeuger in Neudauberg - nur ein Steinwurf vom Schadensgebiet entfernt - und Ansprechpartner bei der Österreichischen Hagelversicherung im Südburgenland. "Die Hagelböen haben vor allem die Gemeinde Kukmirn voll erwischt, hier gibt es mitunter Totalausfälle bei Erdbeeren, Zwetschgen sowie Marillen. Im Gegensatz zu anderen Jahren sind Frostschäden in diesem Jahr kein Thema. Demnach rechneten viele schon mit einem guten Erntejahr, insofern ist dieses Hagelereignis für die betroffenen Betriebe besonders bitter."
© Österreichische Hagel /H. Knöbl
Sowohl bei Erdbeeren (l) als auch Steinobstkulturen gibt es gravierende Hagelschäden.
Die kritische Phase sei in den vergangenen drei Jahrzehnten wesentlich länger geworden, so Knöbl, der auf einen langen Werdegang bei der Hagelversicherung zurückblickt. "Vor dem Jahrhundertwechsel hat es vor allem im Sommer, sprich vom Juni bis August, Unwetterereignisse gegeben. Mittlerweile fängt es teilweise bereits im April an und hört erst Ende September auf. Insofern ist das Risikofenster aus Sicht des Erzeugers wesentlich länger geworden. Gleichzeitig findet bei nahezu allen Obstkulturen eine stetige Verfrühung der Vegetation statt: Auf meinem eigenen Betrieb kommt die Sorte Golden Delicious etwa zwei Wochen früher in die Vollblüte als noch vor 10–20 Jahren." Speziell in Puncto Hagelabwehr setzen die österreichischen Obstbauern auf Überdachungslösungen sowie sogenannte Hagelflieger, die dafür sorgen, dass die Hagelkörner wesentlich kleiner seien und entsprechend weniger Schaden anrichten.
© Österreichische Hagel /H. Knöbl
Die nasskalte Witterung trägt ebenfalls zum erhöhten Krankheitsdruck in Form von Monilia (Steinobst) und Schorf (Äpfel) bei.