In den Gewächshäusern der LGV Sonnengemüse, der führenden Erzeugergenossenschaft Österreichs, startete man dieses Jahr mit leichter Verspätung in die neue Ernte. "Die Sonneneinstrahlung im Januar und Februar war dieses Jahr wesentlich geringer als sonst im Jahresdurchschnitt. Dies hat uns um circa eine Woche zurückgeworfen. Auch im Vorjahr 2024 hatten wir einen verspäteten Ernteauftakt, was aber weniger der Witterung, sondern vor allem der Energiekrise geschuldet war. Viele Gärtner sahen sich dazu gezwungen, die Pflanztermine nach hinten zu verschieben, um Energiekosten zu sparen. In diesem Jahr wären wir wieder früher am Markt gewesen, wenn das Wetter entsprechend mitgespielt hätte", berichtet Josef Peck, Alleinvorstand des Unternehmens.
Traditionell bilden die Gurken den Saisonauftakt im Bereich heimisches Fruchtgemüse. "Erste Mini- sowie Schlangengurken konnten in der KW 7–8 geerntet und vermarktet werden. Trotz der geringeren Lichtmengen zeugt die bisherige Ware von herausragender Qualität, da sehen wir sortimentsübergreifend überhaupt keine Probleme." Auch die Vermarktung der Gewächshauskulturen sei Peck zufolge erfreulich angelaufen. "Aktionen im Handel werden von Saisonbeginn an getätigt und sind meines Erachtens weiter angestiegen. Darüber hinaus stellen wir seit einigen Jahren fest, dass auch die Aktionszeitpunkte tendenziell früher gesetzt werden. Kaum hat die Saison begonnen, möchten die ersten Ketten bereits Aktionen starten. Das ist auch verständlich, da frühe Aktionen wesentlich besser funktionieren als welche in der Hochsaison. Dies stellt uns seitens der Logistik vor große Herausforderungen, da die benötigten Mengen teilweise kaum vorhanden sind. Wir sind bis dato also immer noch in einer Situation, in der alles, was geerntet wird, sofort ausgeliefert wird und so gut wie keine Lagerbestände oder Reserven entstehen. In der Osterwoche gibt es zusätzlich zu der ohnehin schon guten Nachfrage noch die Wirkung der vermehrten Werbeaktionen."
Währenddessen kam es aufgrund von gravierenden Niederschlägen im spanischen Gemüsegarten Almeria zu einer insgesamt knappen Versorgungslage. Peck: "Bereits auf der Fruit Logistica gab es mehrere Anfragen vonseiten des Handels, ob wir rechtzeitig mit Paprika starten konnten, weil es in Spanien wetterbedingte Ausfälle gegeben hat. Abseits der diesjährigen Mengenverluste in Spanien, die sich in der gesamten Kategorie Fruchtgemüse bemerkbar gemacht haben, stellen wir fest, dass der Handel sofort auf österreichische Inlandsware umschaltet, sobald diese auf den Markt trifft. Keiner möchte länger als notwendig Ware importieren, sodass die Nachfrage bereits zu Saisonbeginn als hoch zu bewerten ist. Dennoch müssen die fehlenden Mengen in der ersten Phase der Saison weiterhin über Importe abgedeckt werden. Dies wickeln die jeweiligen Handelsketten großteils selbst ab."
Preiseinstiegsprodukte weiterhin im Fokus
Die momentanen Preise seien durchweg in Ordnung und im Vergleich zum Vorjahr moderat angestiegen. "Wir können zu diesen Preisen ordentlich produzieren und unsere Kosten entsprechend decken. Derzeit sehen wir, was die Preise anbelangt, keinerlei Ausreißer, weder nach oben noch nach unten. Wir stellen derweil fest, dass die Standardprodukte weiterhin im Fokus stehen, was wiederum der Inflation und erhöhten Preissensibilität beim Verbraucher geschuldet ist. Dennoch sind wir nun nach einigen Jahren wieder dabei, neue, spezielle Sorten zu testen. Diese Produktvielfalt beabsichtigen wir in den kommenden Jahren wieder hochzufahren."
© LGVJosef Peck, Alleinvorstand der Genossenschaft.
Nachhaltige Produktion & virusresistente Tomatensorten
Die LGV Sonnengemüse entstand in ihrer heutigen Form im Jahr 2019 im Zuge der Fusion der beiden Erzeugerorganisationen LGV und SSG. Das Unternehmen vermarktet die genossenschaftlich erzeugten Produkte von rund 130 Mitgliedsbetrieben aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. "Etwa 75 Prozent unseres Gesamtumsatzes entfallen mittlerweile auf die Warenkategorie Fruchtgemüse, Tendenz steigend. Konkret ist die Gurke weiterhin mit Abstand unser stärkster Artikel, gefolgt von Tomaten und Paprika", so Peck, der seit nunmehr fünf Jahren als Alleinvorstand am Ruder der Genossenschaft steht.
Nennenswerte Flächen- oder Kapazitätserweiterungen im Unterglasanbau gab es in den vergangenen Jahren nicht, was vor allem auf die multiplen Krisen zurückzuführen sei. Dennoch fand kürzlich der Spatenstich eines Leuchtturmprojektes beim Wiener Tomatenbetrieb Merschl statt. "Es handelt sich um Österreichs erstes Biomasseheizwerk mit Carbon Capture and Use Funktion, sprich einer CO₂ Abscheidungs-Anlage. Mit dieser Anlage kann CO₂ aus dem Abgas herausgewaschen und der Produktion wieder zugeführt werden, was schlussendlich wesentlich zur nachhaltigen Gemüseproduktion beitragen wird." Parallel zur Inbetriebnahme im Herbst dieses Jahres sei die Eröffnung einer neuen Gewächshausanlage geplant, heißt es weiter. In Zukunft plant die LGV Sonnengemüse weitere Biomassenheizwerke mit CO₂ Abscheidung, um unabhängiger vom Gas zu werden und nachhaltig produzieren zu können."
Speziell in der Tomatenproduktion hat das Jordanvirus (Tobrfv) in den vergangenen Jahren bereits in mehreren anerkannten Gartenbaugebieten zu gravierenden Schäden geführt. "Glücklicherweise ist das Virus bei uns nicht aufgetreten. Unsere Tomatengärtner sind schon sehr weit in der Umstellung auf virusresistente Sorten, und es gibt inzwischen sogar eine leichte Entwarnung. Bei den meisten Standardsorten gibt es auch bereits HR-Alternativen die durchweg gute Ergebnisse im Anbau aufweisen."
Trotz fortschrittlicher Technologie sei auch der Saisonverlauf im Gewächshaus immer für eine Überraschung gut. "In den Sommerferien beobachten wir in der Regel eine gewisse Sättigung, weshalb wir dann von unserer Seite aus Aktionen anstoßen, um die vorhandenen Erntemengen auch entsprechend zu bewältigen. Beendet wird die Saison in der Regel erst im späten Herbst, wobei es im vergangenen Jahr aufgrund der Hochwasserkatastrophe in Österreich ein sehr abruptes Saisonende gegeben hat. Dies hat sich unterschiedlich auf die Kulturen ausgewirkt, unsere Gurkenernte mussten wir um zwei Wochen früher als sonst beenden. Wir hoffen, dass uns solche Umstände in diesem Jahr erspart bleiben. Bei den Tomaten hat es im Laufe der Jahre hingegen eine tendenzielle Saisonverlängerung gegeben und wir haben heutzutage einige Gärtner, die bis in den Dezember hinein kleinere Mengen ernten können."
© LGV
Fehlende Ertragssicherheit prägt Ingweranbau
Auch wenn der Anbau spezieller Kulturen momentan weniger im Fokus steht, zählte die LGV Sonnengemüse hier zu den Pionieren. "Wir waren 2018 einer der Ersten mit frischem Ingwer aus geschütztem Anbau. Ein großer Nachteil dieser Kultur ist jedoch, dass man die Bodentemperatur über sechs Monate im Jahr über 15 Grad halten muss, was uns leider nicht immer gelingt. Wir hätten zwar die Möglichkeit, die Produktion weiter aufzustocken, wenn es eine gewisse Ertragssicherheit gäbe. Es hat sicherlich gute Jahre gegeben, aber eben auch Jahre, in denen die Erträge sehr schwach waren und der Anbau nicht kostendeckend war. Dennoch bleibt es ein interessantes Produkt, welches auch im LEH und beim Verbraucher sehr gut angekommen ist."
Insgesamt blickt der Vorstand der Genossenschaft positiv nach vorn. "Die Nachfrage nach unserem Gemüse ist gut und steigt weiter. In puncto Absatz machen wir uns also keine Sorge. Unsere Aufgabe liegt auch in den kommenden Jahren vordergründig darin, die Produktionen zu sichern und auszubauen. Wenn wir uns die Entwicklungen innerhalb der Genossenschaft anschauen, so wird die Anzahl der Mitgliedsbetriebe vermutlich nicht steigen, sondern leicht zurückgehen. Betriebe, die aufhören, werden in der Regel übernommen, und wir sehen seitens der Gärtnerbetriebe auch wieder eine steigende Bereitschaft, Investitionen zu tätigen. Speziell in der Gärtnersiedlung Simmering sehen wir viele jüngeren Betriebsführer, die den elterlichen Betrieb übernehmen wollen, da man in den vergangenen Jahren gut davon leben konnte. Demnach gehe ich davon aus, dass sich in den kommenden zwei-drei Jahren wieder einiges bewegen wird", schlussfolgert man.
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Josef Peck
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