Können ökologische und konventionelle Produkte im Handel den gleichen Preis haben?

Könnten frisch geschnittene Bio-Kräuter und verschiedene Salatsorten in den Geschäften den gleichen Preis haben wie ihre konventionellen Gegenstücke? 'Unmöglich' oder zumindest 'nicht nachhaltig' werden viele denken. Doch das niederländische Unternehmen Fresh Organic Choice hat dies bereits erreicht und verfolgt eine langfristige Strategie. Wir wollten mehr darüber wissen und sprachen mit dem Geschäftsführer Hakan Ocaktar.

Ocaktar und seine Kollegin Marta

Der rote Gesprächsfaden sind die beiden obersten Ziele der Anbieter von frisch geschnittenen Kräutern und verschiedenen Bio-Salatsorten. Es geht darum, Produkte mit dem kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck anzubieten und den Konsum von Bio-Produkten als gesunde, umweltfreundliche Alternative zu fördern, indem die Preise niedrig gehalten werden. "Bio ist in der Regel 20-40 Prozent teurer als konventionelle Produkte und genau das ist für viele Menschen immer noch ein Hindernis", beginnt Ocaktar.

"Das bedeutet natürlich, dass wir weniger Gewinn machen. Man könnte das als eine Strategie sehen, um uns auf dem Markt zu etablieren, aber unser Ziel ist es, die Preise auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten und die Nachfrage nach Bio-Produkten zu stimulieren. Das kommt den Verbrauchern und der Umwelt zugute. Aber im Moment sorgen wir auch dafür, dass unsere Erzeugerpartner ein gutes Einkommen haben."

Keine Luftfracht
Fresh Organic Choice wurde 2017 von Wilco Heemskerk gegründet und 2021 von Organto Foods übernommen, um Skaleneffekte zu ermöglichen. Das Unternehmen sortiert und verpackt die Kräuter in den Niederlanden, die es in großen Mengen hauptsächlich von italienischen, spanischen, portugiesischen und marokkanischen Erzeugern bezieht. "Wir arbeiten nicht mit Lieferanten in Kenia oder Kolumbien zusammen, denn das würde Luftfracht bedeuten. Unsere frisch geschnittenen Kräuter und Salate kommen per Lkw oder Schiff in die Niederlande, um ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten", sagt Ocaktan.

Keine Gewächshausprodukte
Warum keine Kräuter und Salate aus niederländischen Gewächshäusern? Das würde eine Menge Transportkilometer für den Verkauf in den Beneluxländern und die zahlreichen Kunden des Unternehmens in Großbritannien, Frankreich und Deutschland einsparen. "Wir verkaufen bewusst nur sehr wenige Kräuter- und Salatsorten aus dem Gewächshausanbau. Studien zeigen, dass ihr Fußabdruck tatsächlich viel größer ist als der von Freilandkräutern und -salaten, einschließlich des Transports aus dem Mittelmeerraum."

Rechts: Verfahren zum Versiegeln

"Ich würde sogar sagen, dass der ökologische Fußabdruck von Blattpetersilie aus einem Gewächshaus, das 20 Kilometer vom Verkaufsort entfernt ist, zehnmal größer ist als der der italienischen Sorte, die auf einem Feld angebaut und 2.000 Kilometer mit dem LKW transportiert wird. Hinzu kommt der geschmackliche Unterschied. Frische Kräuter, die auf natürliche Weise im Freien mit Sonne, Regen und Wind angebaut werden, haben einen viel intensiveren Geschmack", erklärt Ocaktan.

Programme für Erzeuger und Kunden
Fresh Organic Choice bezieht seine Bio-Kräuter und -Salate von festen Partnern. Es wird immer angegeben, wie viel Produkt für den kommenden Zeitraum benötigt wird. "Diese Programme sind ziemlich breit gefächert. Da es sich um Freilandanbau handelt, besteht immer das Risiko, dass Mutter Natur uns einen Strich durch die Rechnung machen kann." Aus diesem Grund arbeitet Fresh Organic Choice mit mehreren Lieferanten in verschiedenen Ländern zusammen, um die Kundennachfrage durchgängig zu decken. "Wenn wir außerhalb der Kundenprogramme einen Überschuss haben, verkaufen wir die Kräuter und Salate dieser Erzeuger entweder auf dem freien Markt oder schlagen den Einzelhändlern ein Angebot vor. Wir wollen den Bedarf der Kunden decken, aber auch unseren Lieferanten Vermarktungssicherheit geben", sagt er.

Der Kundenstamm von Fresh Organic Choice besteht aus Einzelhändlern, ergänzt durch einige Lebensmitteldienstleister, darunter auch Anbieter von Mahlzeitenkits. Das Unternehmen arbeitet mit den größten Bio-Fachgeschäften in den Niederlanden zusammen. Ocaktan sagt jedoch, dass sie ihre Bio-Kräuter und -Salate neben den konventionellen Produkten auch in die Regale der normalen Supermarktketten bringen wollen. "Und zwar zum gleichen Preis, damit alle anfangen können, Bio zu genießen."

Von Hand sortiert
Basilikum, Koriander, Minze und Petersilie sind die vier beliebtesten Kräuter. "Ich wage nicht zu sagen, ob die Qualität von Land zu Land unterschiedlich ist. Das Wetter spielt hier die entscheidende Rolle. Beispielsweise haben die Sonnenstunden einen großen Einfluss. Koriander, ein besonders vielseitiges Produkt, dessen Absatz in den letzten fünf Jahren boomt, kann durch zu viel Sonne manchmal recht gelb ankommen. Dann muss er sorgfältig sortiert werden", sagt Ocaktar.

Das geschieht in den Niederlanden vollständig von Hand. "Es wäre billiger, die Kräuter in Marokko zu sortieren, aber dann muss das verpackte Produkt eine lange Reise machen. Um Qualitätsprobleme auf dem Weg zu vermeiden, ziehen wir es vor, alle Kräuter in großen Mengen einzuführen und hier zu verpacken." Ocaktan fügt hinzu, dass sie Kunden mit kleinen Bestellungen von zehn Stück oder großen Bestellungen von 2.000 Säcken helfen können.

Nur frisch geschnittene Kräuter
Fresh Organic Choice führt keine Topfkräuter. "Auch hier kommt die Nachhaltigkeit ins Spiel. Der recht große, schwere Plastiktopf und die Blumenerde hinterlassen einen größeren Fußabdruck als die recycelten, wiederverwertbaren und/oder biologisch abbaubaren Materialien, die für die Verpackung von frisch geschnittenen Kräutern verwendet werden. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass die Menschen nur einen Teil der eingetopften Kräuter verwenden, bevor die Pflanzen verwelken. Das führt zu Lebensmittelabfällen zu Hause. Die Lösung? Abgemessene Portionen", sagt Ocaktan.

Er ist sich sicher, dass das Segment der Bio-Kräuter und -Salate eine große Zukunft hat. "Früher war das Angebot begrenzt und konzentrierte sich auf Wintergerichte wie Suppen. Das Angebot an Kräutern und Salaten wird immer umfangreicher, auch im Sommer. Man denke nur an die vielen globalen Gerichte, Tees, Cocktails und dergleichen. Es gibt einen Markt mit ständiger Nachfrage, und darauf wollen wir reagieren. Vorzugsweise mit Bio-Produkten", schließt Ocaktan mit einem Augenzwinkern.