In Europa erreichte die diesjährige Apfelproduktion rund 11.411.000 Tonnen. Das ist recht wenig, teilte Prognosfruit mit. Die Ernteschätzungen der verschiedenen Apfelsorten haben sich deutlich verschoben. Die erwartete geringere Elstar-Ernte in Deutschland scheint den niederländischen Erzeugern zusätzliche Absatzmöglichkeiten zu bieten. Auch die niedrigen EU-Bestände schaffen eine gute Ausgangsposition für die nächste Saison.
Die europäische Elstar-Ernte wird voraussichtlich um 21,4 Prozent (296.000 Tonnen) geringer ausfallen als im letzten Jahr. Dies ist vor allem auf eine geringere niederländische Ernte (82.000 Tonnen) zurückzuführen. Auch in Deutschland ist die Ernte geringer ausgefallen; hier werden schätzungsweise 50.000 Tonnen weniger Elstars geerntet werden. "Das kann den niederländischen Erzeugern von Elstar Absatzmöglichkeiten bieten", sagt NFO-Direktor Siep Koning.
Schätzungen der Sortenvielfalt
In der Europäischen Union werden dieses Jahr 7,8 Prozent weniger Jongagold-Äpfel geerntet - 371.000 Tonnen. Bei Jonagored wird es einen Rückgang um 18,5 Prozent auf 168.000 Tonnen geben. Die Ernte von rotem Jonaprince wird in diesem Jahr rund 493.000 Tonnen betragen, 14,8 Prozent weniger als im letzten Jahr. Die EU-Ernte von Boskoop (Golden Delicious) wird auf 74.000 Tonnen geschätzt, zwölf Prozent weniger als 2022. Golden Delicious bleibt die wichtigste Apfelsorte in der EU. Seine Produktion ist um 11,7 Prozent auf 2.168.000 Tonnen gestiegen. Die zweitplatzierte Sorte, Gala, wird eine Produktion von 1.527.000 Tonnen (+4,8 Prozent) aufweisen.
Hohe Nachfrage nach Industrieäpfeln
Helmig Schwartau von der AMI weist in seinem Marktausblick darauf hin, dass sich unter anderem der sinkende Apfelkonsum und die inflationsbedingt geringere Kaufbereitschaft der Verbraucher auf den Apfelmarkt auswirken. "Positiv zu vermerken ist jedoch, dass sich die wirtschaftliche Lage langsam verbessert. Auch der Apfelmarkt der Industrie erholt sich. Die Nachfrage nach Produkten für die Apfelsaftproduktion ist groß. Das sollte die Preise nach oben treiben", sagt Helmig.
Anders sieht es bei Bio-Äpfeln aus, hier ist die Nachfrage nach Industrieäpfeln geringer. "Viele Händler haben noch große Lagerbestände. Insofern steht eine schwierige Saison bevor."
Gute Ausgangssituation
Positiv ist laut Helmig auch, dass die EU-Bestände am 1. Juli dieses Jahres gering waren. "Sie betrugen 310.000 Tonnen im Gegensatz zu 517.000 Tonnen im Jahr 2022", sagt er. Die niederländischen Apfelbestände lagen am 1. Juli bei 21.000 Tonnen gegenüber 25.000 Tonnen im Jahr 2022. "Die niedrigeren Apfelbestände in der EU schaffen eine gute Ausgangsposition für die nächste Saison. Nutzen Sie diese Chancen in den kommenden Monaten. Mit anderen Worten: Vergessen Sie nicht, im Herbst zu verkaufen."
Ebenfalls gut: Die Importe aus Überseegebieten sind um rund 30 Prozent zurückgegangen, und die Reife in der kommenden Saison dürfte gut sein. "So wie ich es jetzt einschätze, werden die Äpfel wahrscheinlich nicht zu reif sein", erklärt Helmig.
Luc Vanoirbeek vom VBT erklärte, dass die niedrigeren belgischen Apfelerträge in erster Linie auf eine weitere Verringerung der Anbaufläche in Kombination mit einer geringeren Produktion zurückzuführen sind. Die belgische Apfelanbaufläche ist seit der Saison 2018/2019 um 1.089 ha auf 4.896 ha zurückgegangen. Es sind vor allem Jonagold- (-620 ha) und Jonagored- (-569 ha) Plantagen, die verschwunden sind.
In der nächsten Saison werden diese beiden Sorten zum ersten Mal weniger als die Hälfte der belgischen Apfelanbaufläche ausmachen. "Dennoch gibt es einen starken Anstieg (+40 Prozent) bei anderen, nicht traditionellen Apfelsorten. Der Trend im Apfelanbau verschiebt sich zweifelsohne", sagt Luc.
"Die belgische Birnenanbaufläche ist in diesem Jahr wieder auf 10.630 ha (+65 ha) angewachsen. Auch im Birnenanbau gibt es ein starkes Engagement für Innovation und Angebotsdiversifizierung mit einer Reihe von Birnensorten. In diesem Jahr werden in unserem Land 412 Millionen kg Birnen produziert. Das sind 19 Prozent mehr als im letzten Jahr. Belgien hat sich zum führenden Birnenproduktionsland der EU entwickelt. Die globale Erwärmung mit den damit verbundenen Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen setzt die italienische und spanische Birnenproduktion unter extremen Druck.
Herausforderungen
Nichtsdestotrotz wird die Saison 2023/2024 die notwendigen Herausforderungen mit sich bringen. "Zunächst sind da natürlich die klimatischen Herausforderungen, mit denen unser Sektor seit einigen Jahren konfrontiert ist. Wir als Sektor und die Forschungseinrichtungen müssen darauf reagieren", so Luc weiter. "Aber der Obstsektor muss auch weiterhin nach neuen Absatzmöglichkeiten auf neuen Märkten und einer weiteren Modernisierung der Obstunternehmen (neue Sorten, Risikomanagement, Diversifizierung usw.) suchen.
"Außerdem muss sich der Sektor weiterhin darauf konzentrieren, den Verbrauch von Äpfeln und Birnen zu steigern. Von entscheidender Bedeutung sind dabei der belgische Großhandel und die Unterstützung der Verbraucher. Sie müssen sich bewusst für Äpfel und Birnen aus belgischem Anbau entscheiden. Es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen zu besseren Preisen für die Erzeuger führen werden. Das ist notwendig, damit unsere Unternehmen angesichts der anhaltenden Störungen des internationalen Handels weiterhin überleben können", so Luc abschließend.
Quelle: NFO / VBT