Angesichts der Preissteigerungen bei Lebensmitteln haben Sozialverbände und Ernährungsexperten vor sozialen Folgen gewarnt meldete jüngst der Deutschlandfunk und bezieht sich dabei auf einen Artikel vom Tagesspiegel.
Obst und Gemüse würden für Geringverdiener und Menschen in Grundsicherung zum Luxusgut, sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Bentele, dem Berliner „Tagesspiegel“. Im Hartz IV-Regelsatz seien gerade mal fünf Euro am Tag für Lebensmittel vorgesehen. Das habe Studien zufolge schon bislang nicht für eine ausgewogene Ernährung gereicht.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben sich die Preise für Nahrungsmittel im August verglichen mit dem Vorjahresmonat um 4,6 Prozent erhöht. Die Preise für Gemüse hätten um 9 Prozent zugelegt, Salat um fast 40 Prozent.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft forderte, dass Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse von der Mehrwertsteuer befreit werden. Dagegen sollten ungesunde, stark gezuckerte Produkte wie Softdrinks mit einer höheren Steuer versehen werden. Ähnlich äußerte sich hierzu die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten.
„Obst und Gemüse sind kein Luxusgut“ - DFHV zu Preissteigerungen bei Obst und Gemüse
Bonn. „Frisches Obst und Gemüse sind in Deutschland auf keinen Fall ein Luxusgut, sondern gehören zu den preiswertesten, leckersten und vor allem gesündesten Konsumgütern“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Fruchthandelsverbandes e.V. (DFHV), Dr. Andreas Brügger. Die Preise für Obst und Gemüse, so Brügger, seien abhängig von Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Und diese wiederum werden von sehr vielen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von Produktionsbedingungen, Erntemengen, Wetterverhältnissen oder Transportkosten. Daher seien deutliche Preisschwankungen im Laufe eines Jahres völlig normal. “Aber Befürchtungen, Obst und Gemüse würden zum Luxusgut, gehen an der Realität völlig vorbei.“ (Brügger) Er wies darauf hin, dass die Ausgaben für Obst und Gemüse 2020 pro Person und Tag bei unter einem Euro gelegen hätten. Für eine Schachtel Zigaretten zum Preis von rund sieben Euro könne man im Einzelhandel derzeit sechs bis sieben Kilogramm Bananen kaufen, sodass selbst diese Exoten heute keinen Luxusartikel darstellten, sondern ausgesprochen günstig seien.
Preisexplosion bei Obst und Gemüse – Ministerin sieht tatenlos zu
Die Sprecherin für Ernährungspolitik von den Grünen, Renate Künast, wirft in diesem Zusammenhang der amtierenden Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) vor, ungenügend gegen diese Entwicklung vorgegangen zu sein: "Bundesministerin Klöckner sieht tatenlos zu, wie in Deutschland Preise für Nahrungsmittel, besonders für gesunde, wie Obst und Gemüse durch die Decke schießen. Dabei konnte man dieses Phänomen bereits seit Beginn der Corona-Krise beobachten. Statt frühzeitig Maßnahmen wie zum Beispiel steuerliche Anreize auf den Weg zu bringen, um Obst, Gemüse und andere gesunde Grundnahrungsmittel zu fördern, hatte die Bundesministerin vor allem die Interessen der Wirtschaft im Blick oder steckte Geld in prestigefördernde Öffentlichkeitsarbeit wie den Checkpoint Ernährung in Berlin Mitte. Die Leidtragenden sind Menschen mit wenig Geld und ihre Kinder, die sich immer weniger gutes Essen leisten können. Dabei ist es ist die Pflicht des Staates, das Recht auf angemessene Ernährung zu gewährleisten. Denn es ist als Menschenrecht völkerrechtlich verankert in Artikel 11 des UN-Sozialpaktes. Doch das Recht der Menschen auf adäquate Nahrung scheint Frau Klöckner nicht weiter zu interessieren."