Im Fränkischen Knoblauchsland steht die diesjährige Gurkenernte nun in den Startöchern. Auch der Gemüsebauer Willi Sippel ist gerade dabei das erste heimische Gewächshausgemüse des Jahres zu ernten. Pünktlich zur Temperatursteigerung trifft das Fruchtgemüse nun auf eine gute Nachfrage am inländischen Markt, weiß Sippel. Doch in Zeiten von Corona und CO2-Steuer steht eine herausfordernde Saison bevor, heißt es weiter.
Trotz Schnee und Dauerfrost in den letzten Wochen startet man ähnlich wie im Vorjahr in der KW 7/8 in die Ernte. Ein leichter Anstieg der Sonnenstunden konnte das Wachstum der Gurken etwas beschleunigen und den dunklen Januar einigermaßen ausgleichen. "Wir hatten am vorletzten Wochenende mal drei Tage am Stück über 1000 Joules am Tag, das gefällt uns Gärtnern natürlich sehr."
Blick in die Gewächshausanlage: Frische Gurken aus dem Knoblauchsland
Mehraufwand wegen Corona
Entsprechend der sonnigen Witterung steigt nun auch die Nachfrage: "Nicht jeder fragt sofort nach Gurken, der Bedarf ist noch etwas verhalten. Doch bei andauernd höheren Temperaturen hat man in der Regel keine Lust mehr auf Blau- und Weißkraut, Sellerie und Co, und stattdessen rückt das Fruchtgemüse zunehmend in den Vordergrund", beobachtet Sippel, der einen Teil seiner Erträge direkt am Nürnberger Großmarkt vermarktet. Andersrum gilt jedoch auch, dass sich Fruchtgemüse bei einem späten Kälteeinbruch im Februar oder März schwieriger verkaufen lässt. "Gurken und Tomaten sind durchaus frostempfindlich und lassen sich bei Minustemperaturen früh Morgens auf dem Groß- oder Wochenmarkt schwierig präsentieren."
Das Portfolio des Gemüseerzeugers enthält Schlangengurken, Minigurken und Einlegegurken. Derzeit steht 1,3 ha Gewächshausfläche (wovon 0,8 ha Gurken und 0,5 ha Tomaten) zur Verfügung, eine künftige Erweiterung der Gewächshausfläche sei geplant. "Wir bedienen ein breites Klientel, ob Gastronomen, LEH-Märkte, Wochenmarktbeschicker oder sonstige Großhandelskunden. Aufgrund von Einreisestopps und Corona-Auflagen hatten wir im letzten Jahr natürlich einen beträchtlichen Mehraufwand. Die Mengen die wir normalerweise an die Gastronomie geliefert hätten, sind schlussendlich im regionalen LEH gelandet. Absatzseitig sind wir dementsprechend von Umsatzeinbußen verschont geblieben."
Angst vor einem Corona-Ausbruch im Betrieb hat Sippel bislang nicht. "Wir testen unsere Saisonkräfte sehr ausführlich. Zudem ist die Ansteckungsgefahr im Glashaus minimal weil jeder in seiner eigenen Reihe arbeitet."
Zwangsläufige Preissteigerung
Auch preislich habe sich die Corona-Pandemie kaum auf die Notierungen bei Fruchtgemüse ausgewirkt. "Bei Einlegegurken aus unserem Gewächshaus konnten wir rekordverdächtige Erlöse erzielen, weil die Freilanderzeuger vielerorts mit Spätfrost und entsprechenden Qualitätseinbußen zu kämpfen hatten. Außerdem hat man im Freiland wegen dem Saisonkräftemangel weniger angepflanzt, weshalb es weniger Menge gab. Von ähnlichen Preisen in diesem Jahr auszugehen wäre aber unprofessionell", bilanziert Sippel.
Außer Gurken wachsen und gedeihen auch zahlreiche Tomatensorten im modernen Gewächshaus.
Eine tendenzielle Preissteigerung in Sachen Gewächshausgemüse sei aber in den nächsten Jahren zu erwarten, fährt er fort. "Seit diesem Jahr gibt es CO2-Steuer in Deutschland. Im Idealfall liegen die Gurkenpreise im Schnitt um 10 Prozent über dem Vorjahr. Wir brauchen allein im Jahr 2021 bereits einen Mehrpreis von 1,20 bis 1,40 pro Quadratmeter um diese CO2-Steuer auszugleichen. Bis 2025 ist die Steuerregelung gestaffelt: Das heißt, die Preise werden in den kommenden Jahren zwangsläufig ansteigen müssen."
Weitere Informationen:
Gemüsebau Sippel GbR
Willi Sippel
Höfleser Hauptstraße 88
90427 Nürnberg
T: 0911/30700750
F: 0911/30700755
E: [email protected]
Web: www.gemuesebau-sippel.de