„Als ich zum ersten Mal nach Suriname kam, wollte ich eine kalte Platte zubereiten. Aber ich fand keine schönen Tomaten. Ich fand irgendwo ein welkes Stück Salat, das war alles. Dann stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei: Wird es nicht angebaut, weil die Menschen es nicht essen, oder essen die Menschen es nicht, weil es nicht angeboten wird?" Marnix Maenhoudt bewies, dass Letzteres der Fall war: Mittlerweile verkauft er in Suriname 4.000 Salatköpfe pro Woche und hat jede Woche zu wenig. „Man darf nicht immer warten, bis jemand danach fragt, denn wenn es nichts gibt, tut das niemand."
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deEin Hektar Gewächshaus. Plastik mit Schatten spendendem Tuch darunter
Früher lebte er in Westflandern, Belgien, und arbeitete in der Automatisierung, heute läuft Marnix jeden Tag zwischen den Pflanzen in den Foliengewächshäusern der surinamischen Gärtnerei Intergreens herum. Dort steht der Salat auf pyramidenförmigen Konstruktionen, die Tomaten in Kisten, und jeden Tag dreht sich alles um Produktion, biologische Schädlingsbekämpfung, Abnehmer, Klima und Hydrokulturen.
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deTomatenanbau in Töpfen
„Wenn man auf eine Karte setzt, muss man sehr gut sein", sagt er, als er gefragt wird, warum er den Anbau von Salat mit Tomaten kombiniert. „Und hier weiß man nie: Wenn eine Krankheit ausbricht, hat man nichts mehr." Außerdem wurde ihm gesagt, dass es ihm nicht gelingen würde, in Suriname Tomaten anzubauen. „Das ist für mich die beste Motivation, die es gibt. Ich sagte, dass ich es schaffen würde. Und dann würde ich lieber sterben, als Unrecht zu bekommen." Nachdenklich fährt er fort: „Nach zwei Monaten waren alle Pflanzen tot. Aber inzwischen sind drei Jahre vergangen, und ich kann es doch." Das Gleiche gelang ihm mit Paprika, deren Versuche ebenfalls erfolgreich waren und für deren großflächigen Anbau Pläne auf dem Tisch liegen.
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deMarnix inmitten des krausen Salats
Bas Slagter, Anbauberater und eng in das Projekt involviert, kann darüber lachen. Er stammt aus Nordholland und steht normalerweise zwischen Blumenkohlköpfen. Auch dafür sehen beide Männer Potenzial für den Anbau auf freiem Feld. „Es ist Gold wert. Und Brokkoli, denn hier lieben sie Brokkoli. Und der ist teuer. Er kommt aus der Tiefkühltruhe oder aus den besseren Geschäften. Aber wenn man den Preis ein wenig senken kann, kann man hier wirklich viel davon verkaufen, denn es wird alles importiert."
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deIm neuen Gewächshaus wird das Pyramidensystem durch Anbaurinnen ersetzt; im Vordergrund die Wasserkühler
Und diese Importe sind den Männern ein Dorn im Auge. „Das macht doch überhaupt keinen Sinn", findet Bas, und Marnix ergänzt: „Das ist auch die Frage, die mir jedes Mal gestellt wird, wenn ich so eine schöne Tomate zeige. Ist die für den Export? Das ist hier so üblich. Die schönen Sachen werden weggebracht und wir essen hier den Mist." Die von Intergreens nicht. Die schönen Tomaten bleiben in Suriname. Genau wie ihr Salat. Der ist mittlerweile in allen möglichen lokalen Geschäften erhältlich. „Wenn sie überall erhältlich sind und ich dann noch Überschüsse habe, werde ich darüber nachdenken."
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deAlte Tomatenpflanzen wurden gerade geräumt
Automatisierung
Obwohl Marnix den Automatisierungssektor hinter sich gelassen hat, spielt dieser dennoch eine wichtige Rolle in seiner täglichen Arbeit. Ein Kernaspekt der Unternehmensführung von Intergreens ist nämlich der datengesteuerte Ansatz. „Ich habe zwar einen grünen Daumen, aber vor allem kann ich Systeme entwerfen, programmieren und optimieren."
Alle Anbaudaten werden genauestens erfasst: Behandlungen, Ernte pro Reihe, Ernährungsänderungen und Pflanzdaten. Die Erntehelfer notieren alles manuell auf Papier, woraufhin die Daten von einem zuverlässigen Mitarbeiter in das digitale System eingegeben werden. „Alles bis auf die Komma genau. So können wir genau sehen, was funktioniert und was nicht."
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deEigene Pflanzenzucht
Anfangs dachte Marnix, dass er damit Arbeitskosten sparen würde, aber nach ein paar Jahren in Suriname hat er erkannt, dass es wichtiger ist, mit Hilfe von Technik zu kontrollieren, ob die Pflanzenarbeit gut gemacht wird. Personal ist nämlich schwer zu finden und die Fluktuation ist hoch, daher werden loyale Mitarbeiter gut bezahlt und geschätzt. Neue Mitarbeiter beginnen mit einem Gehalt von etwa 300 USD pro Monat, während erfahrene Mitarbeiter, die sich bewähren, 400 USD oder mehr verdienen können. Marnix erklärt, dass Motivation und Engagement wichtiger sind als Ausbildung: „Jemand, der Initiative zeigt und Lösungen vorschlägt, ist Gold wert."
Mitarbeiter, die mit Wartungsarbeiten, der Ernte oder anderen kritischen Aufgaben betraut sind, erhalten eine zusätzliche Vergütung. Dennoch ist es schwierig, die richtigen Leute zu finden. Als Beispiel nennt er die manuelle Bestäubung der Blumen mit Gebläsen. „Am ersten Tag klappt das gut. Und am zweiten Tag auch. Aber nach einer Weile sieht man doch, dass der eine die Pflanzen gut einbläst und der andere nicht. Dann wird es doch nicht richtig befruchtet."
© Pieter Boekhout | FreshPlaza.deVon links nach rechts: Bas Slagter, pensionierter niederländischer Blumenkohlerzeuger, der heute regelmäßig über die Stiftung PUM in Suriname Unterstützung und Beratung im Agrarsektor leistet; Marnix Maenhoudt, Gründer und Eigentümer von Intergreens NV; Kenny van Dijk, ein surinamischer Unternehmer im Bereich Landwirtschaft und Landmaschinen, im Hintergrund der Kühlwagen, mit dem alles geliefert wird.
Er seufzt. „Ich habe keine Frustrationen, das ist ein hässliches Wort. Aber wenn wir das in größerem Maßstab machen, werden wir es noch mehr automatisieren. Dann wird so ein Wagen mit Gebläseventilatoren fahren." In der Tat: Marnix hat große Pläne für die Zukunft. Die derzeitige Gärtnerei von Intergreens wird eher als eine Art Teststandort betrachtet. Auf einer Fläche von acht Hektar plant er ein Projekt mit zwei Hektar Tomaten, zwei Hektar Paprika und einem Hektar Salat und anderem Blattgemüse. Nicht in Pyramiden, sondern in Rinnen. Mit Sonnenkollektoren und einer eigenen Wasserfilteranlage will Marnix unabhängig und autark anbauen. Der Plan sieht eine vollständige Selbstversorgung mit Energie und Wasser vor.
Aber bevor es so weit ist, muss Geld hereinkommen – Kredite bei der Bank sind in Suriname keine Option. Das bedeutet also, dass nach Geldgebern gesucht werden muss. Und dafür gibt es Interesse. Die Nachfrage nach dem Produkt ist so hoch, dass trotz der Inflation in Suriname kaum Druck auf den Preis ausgeübt wird. „Der Markt verlangt danach. Nicht nur in Suriname, sondern auch in der Region. Aruba, Curaçao, Guyana – überall besteht Bedarf an frischem Gemüse, das nicht erst Tausende von Kilometern transportiert werden muss", sagt Marnix. Außerdem hat er es mit seinen Plänen nicht eilig, auch wenn er entschlossen voranschreitet. „Wenn ich meinem Vater nacheifere, habe ich noch mindestens zwanzig Jahre vor mir, bevor ich es ruhiger angehen lassen kann. Wir machen also noch eine Weile weiter."
Weitere Informationen:
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Marnix Maenhoudt (Geschäftsführer)
Intergreens NV
Mahadjan Ram Adhinweg 57
Ornamibo Wanica (Suriname)
Tel: +597 829 24 16
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