Die diesjährige Witterung machte den Kartoffelanbau erneut herausfordernd. Die Ergebnisse der Ertragserhebung zeigen, dass die Ernte rund 15% tiefer ausfällt als im Mittel der letzten Jahre und auch die innere Qualität unterdurchschnittlich ist. Dafür darf mit einer ansprechenden äusseren Qualität der Knollen gerechnet werden. Vertreter der Kartoffelbranche haben an ihrer Sitzung vom 14. September 2023 die Richtpreise und Übernahmebedingungen für die Speisekartoffeln festgelegt.
Der diesjährige Kartoffelanbau war für die Produzentinnen und Produzenten erneut herausfordernd. Aufgrund des nassen Frühlings wurden viele Kartoffeln entweder bei schlechten Bedingungen oder erst spät gepflanzt. Hinzu kam der trockene Frühsommer, welcher der Kultur ebenfalls zusetzte. Durch die späte Pflanzung der Kartoffeln ist die Entwicklung vieler Bestände im Rückstand und es ist mit einer späteren Ernte zu rechnen.
Anbauflächen stabil zum Vorjahr
Gemäss Hochrechnungen blieb die Kartoffelfläche im Jahr 2023 mit 10'726 ha gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert. Jedoch konnte eine Verschiebung von rund 100 ha vom konventionellen in den Bio-Anbau beobachtet werden, was einer Flächenzunahme von 10% beim Bio entspricht. Die Bio-Fläche beläuft sich nun auf rund 1'120 ha.
Tiefere Erntemengen, ansprechende äussere Qualität
Am 04. und 05. September 2023 fanden die jährlichen Ertragserhebungen statt, bei denen schweizweit gut 900 repräsentative Kartoffelmuster der relevanten Sorten ausgewertet wurden. Die Resultate dienten als Basis für die Ernteschätzung 2023. Die Bruttoerträge belaufen sich in diesem Jahr auf durchschnittlich 385 kg/a. Im Vergleich zum Mittel der Jahre 2017-2022 (450 kg/a) entspricht dies rund 14% geringeren Erträgen.
Bei einem durchschnittlichen Speiseanteil (SA) von 76% belaufen sich die Flächenerträge über alle Sorten in diesem Jahr auf 292 kg/a SA (2017-2022: 354 kg/a SA). Die festgestellten Hauptmängel sind vor allem missförmige Knollen, Hohlherzigkeit und Wachstumsrisse. Die äussere Qualität der Knollen wird trotzdem als gut beurteilt. Die innere Qualität fällt jedoch unterdurchschnittlich aus. Die mittleren Stärkegehalte liegen mit 14.0% ein halbes Prozentpunkte tiefer als im Durchschnitt der Jahre 2017-2022. Auch gibt es bei diversen Veredelungssorten Probleme mit der Pilzkrankheit Verticillium sp. Diese führt zu braun verfärbten Bereichen der Gefässbündel, die sich beim Frittieren schwarz verfärben.
Bio-Kartoffeln
Auch bei den Bio-Kartoffeln fielen die Erträge dieses Jahr unterdurchschnittlich aus. Der Bruttoertrag liegt über alle Sorten bei 275 kg/a (2017-2022: 344 kg/a), der Speiseanteil beträgt durchschnittlich 73% bzw. 201 kg/a SA (2017-2022: 238 kg/a SA). Die festgestellten Mängel sind gleich wie bei der konventionellen Ware. Hinzu kommt ein deutlich erhöhter Befall durch Drahtwürmer. Etwa ein Drittel der ausgewerteten Bio-Muster weisste Drahtwurmschäden auf.
Basierend auf den Flächenzahlen und den Resultaten der Ertragserhebung wird die Gesamternte (konventionell und Bio) auf ca. 360'000 Tonnen geschätzt, was rund 15% unter dem Durschnitt der letzten fünf Jahre ist. Angesichts der guten Nachfrage sowohl im Speise- wie auch im Industriekanal wird diese Menge nicht ausreichen, um den inländischen Markt zu versorgen. Zusatzimporte werden auch in diesem Jahr im grösseren Stil notwendig sein.
Richtpreise der Speisekartoffeln festgelegt
Aufgrund des niedrigeren Angebotes und der stabilen bis steigenden Nachfrage liegen die Produzentenrichtpreise für konventionelle Kartoffeln in diesem Jahr im oberen Bereich der Preisbänder. Bei den festkochenden Sorten beträgt der Preis Fr. 60.00/100 kg, bei den meisten mehligkochenden Sorten bei Fr. 55.25/100 kg. Der Basispreis für grobsortierte Speise- und Veredelungskartoffeln wurde auf Fr. 30.40/100 kg festgelegt.
Bei den Bio-Kartoffeln liegen die Preise ebenfalls im oberen Bereich des Preisbandes, jedoch weniger stark als bei den konventionellen Kartoffeln. Der Grund für den geringeren Ausschlag nach oben liegt in der Ausdehnung der Bio-Flächen von ca. 10%. Sowohl für die festkochende wie auch für die mehligkochende Linie gilt ein Richtpreis von Fr. 102.00/100 kg.
In der Sortenliste 2023 gibt es erstmals ein Segment «Frühsorten». Diese Sorten (Agata, Colomba, Lady Cristl) werden nach dem 15. September als mehligkochend taxiert, übernommen und vermarktet. Dafür gelten die vereinbarten Übernahmebedingungen der mehligkochenden Sorten (Preis, Kaliber, etc.).
Die Anpassung der Übernahmebedingungen finden Sie hier.
Weitere Informationen:
www.kartoffel.ch