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Christoph Hambloch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln, zum europäischen Kartoffelmarkt::

"Der Wettbewerb um die Kartoffeln wird noch wochenlang anhalten"

Die Aussichten für die diesjährige Frühkartoffelsaison seien insgesamt gut, so der Kartoffelexperte und Geschäftsführer der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln, Christoph Hambloch, auf der Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft "Pfälzer Grumbeere".

Ernte von 47,7 Millionen Tonnen Kartoffeln in Europa
2022 fiel die Ernte in Europa mit 47,7 Mio. Tonnen in den Ländern der EU-27 vergleichsweise klein aus. "Die Länder, die maßgeblich für die Versorgung von Speisekartoffeln im Winter verantwortlich sind, hatten sehr trockene Witterungsbedingungen. Alle Regionen, die südlich der Linie Amsterdam/Antwerpen nach Warschau liegen, wiesen niedrige Erträge auf, während Regionen, die nördlich davon lagen, gute Erträge hatten. Deutschland liegt in etwa im Mittelfeld, was auch damit zusammenhängt, dass die meisten Kartoffeln im Norden produziert werden. Von den Kartoffelvorräten stand allein in Niedersachsen mit 2,1 Millionen Tonnen noch eine große Menge im Dezember 2022 zur Verfügung. In NRW auch in Bayern hatte man ebenfalls noch Mengen zur Verfügung, da vom Norden diverse Anteile in den Süden flossen, um den Bedarf zu stillen. Es hat aber bei Weitem nicht gereicht, um die gesamte Saison abzudecken."

Sorge um Versorgungslücke berechtigt
"Viele Programme sind frühzeitig beendet worden. Selbst Programme, die noch bis Anfang Juli laufen, werden nicht mehr mit großen Mengen bestückt sein. Die Sorge, dass wir anschließend in eine Versorgungslücke geraten, ist durchaus berechtigt", stellt Hambloch fest. "Aufgrund des kalten Aprils ist die Ernte sehr langsam angewachsen. In Bayern hinkt die Ernte noch weit hinterher. Die Bestände sehen nicht besonders schön aus, berichten die Vertreter der bayerischen Erzeugergemeinschaften."

Wie groß die Lücke wird, hinge wiederum davon ab, wie sich die festschalige, ausgewachsene Ware entwickele. "Wenn man weiter in Richtung Niedersachsen schaut, sind viele Speisekartoffeln erst im Mai gepflanzt worden. Anders als sonst wird Niedersachsen Mitte Juli noch nicht Speisekartoffeln vermarkten können. Die ersten festschaligen Speisekartoffeln werden womöglich erst ab der zweiten Augustdekade zur Verfügung stehen, mit den ersten reifegeförderten Kartoffeln."

Von links: Johannes Zehfuß, Vorstandsmitglied der EZG „Pfälzer Grumbeere“, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln Christoph Hambloch, Hartmut Magin, Vorsitzender der EZG „Pfälzer Grumbeere“ und EZG-Vorstandsmitglied Markus Frank

Noch nie dagewesene Situation
"Was dazu kommt, ist etwas, das sehr selten passiert, dass alle Bereiche leer sind. Viele Betriebe sind jetzt schon auf der Suche nach neuen Kartoffeln für die erste Julihälfte. Die Preise liegen nun bei 80 EUR/dt. Schälbetriebe müssen den gleichen Betrag bezahlen, weil sie ansonsten kaum Ware erhalten. Das ist eine Situation, die wir bisher noch nicht hatten. Pommeskartoffeln werden in der Spitze bis zu 60 Euro notiert. Für gewöhnlich lag der Höchstpreis bei 30 Euro."

Daher rechnet er auch damit, dass der Wettbewerb um die Kartoffeln noch wochenlang anhalten werde. "Die Notierung seit dem 16. Juni werden auch für drei Wochen ausgelegt. Auch in anderen Ländern wie Frankreich, Österreich und Belgien fühlt man sich unterversorgt."

Mehr Verarbeitungs- als Speisekartoffeln angebaut
In Frankreich seien die Vorräte 2022 um etwa 800.000 Tonnen zum Vorjahr geschrumpft, während in den Niederlanden noch gute Mengen verfügbar waren. "Frankreich, Polen und Belgien waren ebenfalls stark von den Wetterverhältnissen betroffen. Länder wie Spanien und Österreich hatten derweil mit Knappheiten zu kämpfen. Ferner seien europaweit insgesamt mehr Verarbeitungs- als Speisekartoffeln angebaut worden. Im Falle von Frankreich hängt das mit der Versorgung von Verarbeitungsrohstoffen für die Niederlande und Belgien zusammen." Traditionell werden von Frankreich aus zwischen 700.000 bis 900.000 Tonnen Speisekartoffeln nach Spanien exportiert.

Ägypten: Ca. eine Million Tonnen Frühkartoffeln exportiert
Ägypten sei in der EU nach wie vor die bedeutendste Importherkunft. "Für dieses Jahr planten die Importeure dieselben Programme mit den Packbetrieben wie im Vorjahr, womit ungefähr das Mengenniveau mit dem vom letzten Jahr - mit geringen Abschlägen - vergleichbar sein dürfte." Ägypten liefert seine Waren sowohl an Deutschland als auch an Griechenland, wobei zunehmend auch Mengen an Spanien und Italien vermarktet werden. 2022 wurden etwa 211.000 Tonnen nach Europa und um die 718.000 Tonnen in Länder wie Russland, arabische Staaten etc. vermarktet. In der KW 19 lag der Preis bei etwa 79,00 EUR/dt.

Israel: Vergleichbare Vermarktungsmengen zum Vorjahr
Die Anteile Israels fielen hingegen deutlich niedriger aus. Abgesehen von Marokko, das ebenfalls nur geringe Mengen in die EU importiere, sei von anderen Drittländern eher rare Mengen zu erwarten. Die Hauptverkaufsmonate für Israel sind Juni und Juli. "Die Exporteure wollen den Anteil von 167.000 Tonnen aus 2022 halten und somit auch entsprechende Programme laufen lassen. Im Mai gab es bereits größere Mengen am Markt. Für Juni werden, abgesehen von einzelnen Markenprogrammen, keine nennenswerten Quantitäten erwartet. Die Preise lagen zuletzt bei 85 bis 95 EUR/dt."

Spanien: Ertragsniveau um 15 bis 20 Prozent eingebrochen
Spanische Frühkartoffeln werden nahezu ausschließlich als Sackware auf dem heimischen Markt vermarktet. Von Jahr zu Jahr sei zu spüren, dass Spanien von den großen Importländern in Deutschland zunehmend verdrängt werde. Es sei zudem schwierig, die Landwirte von Programmen in Deutschland zu begeistern. "Die Vermarktung fing aufgrund des nassen Winters später an. Während man im Westen stärker mit der Nässe zu kämpfen hatte, war man weiter östlich wiederum von Dürre betroffen. Zusätzlich machte sich auch der Frost bemerkbar. Die Erzeuger klagen ferner über die zunehmend nachlassenden Wasserreserven." Das Ertragsniveau ist um 15 bis 20 Prozent eingebrochen. Davon abgesehen habe es auch eine Unterversorgung mit der französischen Ware gegeben, weshalb hohe Preise von bis zu 100 EUR/dt verzeichnet wurden.

Italien sei früher eine wichtige Herkunft für Deutschland gewesen, dessen Bedeutung von Jahr zu Jahr aber abnehme. Für das Packgeschäft in Deutschland spiele Italien keine Rolle mehr. Phasenweise waren Chipskartoffeln teurer als Pommeskartoffeln. So meldete eine Chipsfabrik im Norden Italiens, dass sie monatelang unterversorgt waren und entsprechend viel Ware aus Deutschland zukaufen mussten. Tunesien, Marokko, die Türkei früher seien auch nicht mehr relevant.

Weitere Informationen:
Christoph Hambloch
Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln
im Haus der AMI
Dreizehnmorgenweg 10
53175 Bonn
Telefon: 0228 - 338 05 352
Mobil: 0179 - 297 43 33
info@bundesvereinigung-kartoffeln.de
www.bundesvereinigung-kartoffeln.de