Die Apfelsorte Fräulein wurde vom Obstbauer Gerd Sundermeyer entdeckt und kann sich seitdem über eine große Beliebtheit erfreuen. Seit dem Herbst 2020 wird diese Sorte auch vom Unternehmen Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH angebaut und vermarktet. Mit uns sprach Frank Döscher, Geschäftsführer von Elbe-Obst, über die Auswirkungen der aktuellen Gegebenheiten auf die Entwicklung von Fräulein. Außerdem blickte er auf das Jahr 2022 zurück.
Frank Döscher auf dem Deutschen Obst und Gemüse Kongress 2022
Eine Million Fräulein-Bäume
"In ganz Deutschland werden rund eine Million Bäume für die Sorte Fräulein gepflanzt. Trotz bestehender Krisen müssen auch Clubsorten wie Fräulein weiterhin angeboten werden. Um bestehen zu können, muss man auch am Ball bleiben. Zumal sie auch eine gute Ersatzgruppe für Sorten wie Jonagold darstellt", so Döscher.
"Wir haben die Qualität und das Marketing für Fräulein auch im dritten Jahr gut aufgebaut. Damit kann man auch einfacher mit den großen LEH-Ketten kommunizieren. Wir haben zwar auch eine rotfleischige Sorte namens Kissabel, die sich gut für eine Aktion von zwei bis drei Monaten eignet."
"Die stärksten Sorten, das heißt die mit der größten Wertschöpfungskette, werden sich durchsetzen", so Döscher. "Es nützt nichts, wenn du 200 Tonnen von einer Sorte produziert, sie aber nur einen Monat anbieten kannst. Gerade wenn man Verbindlichkeiten mit dem LEH vereinbart, braucht man eine Sorte mit einer gewissen Tonnage und verlässlichen Mengen in einem längeren Zeitraum. Das sind dann die Sorten, die sich von den kleineren Sorten abheben und entsprechend positionieren können."
Verkaufspreis unter Vorjahresniveau
"Unsere Verkaufspreise liegen aktuell bei 15 bis 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Es besteht die Gefahr, dass man nicht mehr das einnehmen kann, was man eigentlich erwirtschaften muss. Gerade die Erzeuger geraten in wirtschaftliche Not, da sie ihre Gestehungspreise nicht weitergeben können", sagt Döscher.
Höhere Nachfrage für Standard- statt Premiumware
Auffällig sei zudem, dass die Verbraucher vermehrt Standard- statt Premiumware kauften. "Exklusivangebote zu Weihnachten sind oftmals liegen geblieben. Die Verbraucher orientieren sich aktuell mehr an den Preisen. Sie greifen eher auf Tragetaschen mit 2-3 kg Äpfeln zu, die preisgünstig und geradezu preisaggressiv in der Aktion laufen", so Döscher. Er betont dabei, dass es hierbei um die Entwicklung im Zeitraum seit September handele.
Doppelte Menge an Industrie verkauft im Vergleich zum Vorjahr
"Die Erzeuger mussten ihre Äpfel an die Industrie vermarkten, etwa zur Saftproduktion. Teilweise ließen sie ganze Partien an den Bäumen hängen, da die Vermarktungsperspektive einfach zu schlecht gewesen ist. Es bestand die Befürchtung, dass ab November erhöhte Lagerkosten bezahlt werden müssten, ohne dafür das nötige Geld zu erhalten", so Döscher. "Im Industriebereich haben wir fast die doppelte Menge im Vergleich zum Vorjahr abgesetzt. Die Industriepreise sind an für sich aber nicht allzu interessant, da es sich hierbei zuvorderst um Absortierungen von übrig gebliebener Ware handelt mit einer entsprechend niedrigen Wertschöpfung."
Exportmärkte bleiben schwierig
Doch auch die Produktion des beliebtesten Obsts in Deutschland bleibt vor den hohen Kosten für Strom, Gas, Öl und Löhne sowie vom erheblichen Personalmangel nicht verschont. "Die Containerpreise sind extrem in die Höhe gestiegen, während die Preise höher geworden sind. Wenn man international tätig ist, hat man auch entsprechend mit internationalen Preisverhältnissen zu tun, bei denen es am Ende auch keinen Unterschied macht, wo die Ware herkommt."
Abgesehen von Deutschland seien auch einige asiatische Länder wie etwa Singapur, aber auch Dubai und die Vereinigten Arabischen Emiraten interessante Märkte. "Während der Pandemie waren die Länder auch mit diversen anderen Problemen konfrontiert. Einerseits fehlte die Frachtlogistik, wobei unsere Preise auch zu hoch für die Märkte waren. Andererseits sind zu jener Zeit auch neue Möglichkeiten entstanden. Es zeichnet sich auf jeden Fall ein gewisses Wachstum ab." Der chinesische Markt sei ohnehin für die deutsche Produktion verschlossen, während man in Indien bereits im dritten Jahr der Testphase sei.
Besuchen Sie das Unternehmen auf der Fruit Logistica 2023: Halle 20, B-21
Weitere Informationen:
Frank Döscher
Elbe-Obst Vertriebsgesellschaft mbH
Bassenflether Chaussee 4b
D-21723 Hollern-Twielenfleth
Mail: fdoescher@elbe-obst.de
Webseite: www.elbe-obst.com