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Rudolf Behr, BEHR AG, zum Gemüsehandel der Zukunft:

"Flexibilität des LEHs ist eingeschränkt, um spontan auf Übermengen werblich zu reagieren"

2021 wird für den Gemüseanbau als recht herausfordernd in Erinnerung bleiben: Der nasse Sommer, die andauernde Corona-Problematik und - nicht zuletzt - die weiterhin steigenden Produktionskosten machen den Erzeugern teilweise extrem zu schaffen. Wir sprachen mit Rudolf Behr, dem Vorstandsvorsitzenden von einem der größten Gemüsebau und -handelsunternehmen in Deutschland über Herausforderungen und Chancen im Gemüsesektor.

Niederschlag und Starkregen führten in diesem Jahr zu Wasserschäden in mehreren Anbaugebieten Deutschlands. Die BEHR AG sei aber mit einem blauen Augen davongekommen, so Herr Behr auf Nachfrage. "In unseren Betrieben haben wir keine Wasserschäden gehabt und deshalb eine normale Ertragslage. Die Nachfrage war wegen der Wasserschäden in anderen Gebieten leicht erhöht. Gelegentlich kam es zu Engpässen."


Rudolf Behr, Vorstandsvorsitzender der Behr AG.

In Zukunft müsse man gemäß Behr häufiger mit Engpässen rechnen, da das Wachstum der Kulturen und das Konsumentenverhalten selten im Gleichgewicht seien. "Einen mengenmäßigen Überschuss im Anbau kann man sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr erlauben. Es gibt keinen freien Markt mehr, der Übermengen aufnehmen kann. Die Flexibilität des LEHs ist eingeschränkt, um spontan auf Übermengen werblich zu reagieren. Die erzielten Preise im normalen Geschäft bieten keine Luft Vernichtungskosten zu tragen. So wird es zwangsläufig zeitweise eng werden."

Flächenreduzierung in Spanien zugunsten des Mar Menor
Mittlerweile ist die Ernte am spanischen Standort der BEHR AG nun im vollen Gang. "Viele spanische Erzeuger verdienen seit Jahren kein Geld. Sie haben sich sehr viel einfallen lassen, um ihre Betriebe aufrechtzuerhalten. Da waren auch einige Kostenreduzierungen dabei, die nicht dem geltenden Recht entsprachen. Das fällt vielen Betrieben nun auf die Füße", erläutert Behr. Die Stimmung sei ausgesprochen schlecht und der Ertrag nicht üppig. "Je nach Wetterverlauf werden vermehrt Engpässe entstehen. Die Diskussion um das Mar Menor [Umweltverschmutzung durch intensive Landwirtschaft, red.] wird mittelfristig zur Flächenreduzierung führen."

Corona-bedingte Umsatzsteigerung im LEH
Trotz der andauernden Pandemie sei das 2. Coronajahr nicht ganz so extrem wie das 1. Jahr gewesen, sagt Herr Behr zurückblickend. "Die stark gestiegene Einkaufsmenge beim LEH aus dem 1. Corona Jahr konnte auch nicht getoppt werden. Alle Firmen des LEHs haben Umsatzsteigerungen, besonders der Vollsortimenter. Da wir wenig Gastro-Lieferanten als Kunden haben, sind wir von der Corona-Krise nicht betroffen, sondern profitierten eher davon. Die erhöhten Hygiene-Kosten und Gruppenquarantäne-Kosten konnten aufgefangen werden."


Bio-Spinat-Ernte 

Bio-Gemüse im Aufwind
Im Schatten der Corona-Problematik und Wetterextremen steigt die Nachfrage nach Bio-Gemüse weiterhin an. "Das Angebot geht stärker in die Breite und deshalb erhöht sich die Gesamtmenge. Innerhalb der angebauten Kulturen ist das Wachstum überschaubar. Sollten die Programme der europäischen Kommission, des Parlaments und der Bundesregierung im Bio-Sektor verwirklicht werden, wird es Verwerfungen bei den Betrieben geben", heißt es seitens der BEHR AG.

Um größere Käuferschichten zu generieren, müsse das Preisniveau für Bio-Gemüse erheblich sinken, sagt Rudolf Behr. "Das wird die derzeitige Betriebsstruktur im Bio-Bereich nicht überleben. Es werden nur schlagkräftige, hochmechanisierte Großbetriebe den Markt beherrschen. Das sollte man rechtzeitig mit einplanen. Besonders die Bio-Verbände haben das Problem, den Mitgliedern die bittere Pille zu verkaufen."

Strukturwandel im Gemüsebau
Gemüse sei weiter ein Trendprodukt, fährt Behr fort und weist auf den heutigen Strukturwandel hin. "Die Kosten werden steigen. Das betrifft die Betriebsmittel, die Energie und die Lohnkosten. Nur durch Technisierung und Automatisierung sind die Kosten zu senken. Das bedeutet aber auch ausreichende Produktionsgrößen, um die eingesetzte Technik auszulasten. Der LEH wird sich immer stärker direkt beim Erzeuger bedienen. Die Größenordnungen, die in der Produktion entstehen, lassen das auch zu."

Weitere Informationen:
Patricia Klünder
BEHR AG
Parkstraße 2
21220 Seevetal - Ohlendorf
Tel.: +49 (0) 4185 - 79 77 731
Fax: +49 (0) 4185 - 79 77 739
E-Mail: [email protected]  
Internet: www.behr-ag.com