Gestern (06. Juni 2019) fand bei Maurer/Parat in Dirmstein in der Pfalz wieder der alljährliche Frühkartoffeltag statt. Neben Marktkommentaren verschiedener Experten der Branche, gab es eine Ausstellung von Landmaschinen, Informationsstände von Kartoffelzüchterhäusern und Pflanzenschutzherstellern, sowie ein Versuchsfeld. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Die Landfrauen Mutterstadt sorgten für eine gute Grundlage für Wein und gute Gespräche auf dem Hof.
FreshPlaza war mit dabei, hier geht es zum Fotoalbum.
Kartoffeln: Ein wahrer All-Rounder
Nach der offiziellen Begrüßung durch Maurer/Parat-Geschäftsführer Ludwig Hartmann, sprach Hartmut Magin, der neue 1. Vorsitzende des Verbandes Pfälzer Grumbeere. Er gab eine Einschätzung der aktuellen Situation seitens der Erzeuger in der Region. Die Lager seien leer und man hoffe auf einen guten Preis. Oftmals sei man als Erzeuger der Kritik eines zu hohen Einstiegspreises konfrontiert. Er möchte mit dem Verband jedoch die Interessen der Landwirte unterstützen. "Ich wünsche mir weiterhin einen guten, offenen Umgang miteinander für das anstehende Kartoffeljahr."
Er betont zudem die Vielseitigkeit der Knollen, die sich sowohl konventionell als auch biologisch gut machen, vielseitig, preiswert und vegan sind: "Wir Erzeuger, Vermarkter und Verarbeiter können stolz auf unsere Arbeit sein!"
Valentin Beckmann: "Wünsch-Dir-Was-Saison"
Die Kartoffelläger sind leer in Deutschland und Europa nach der historisch kleinen Ernte in 2018 - eine perfekte Ausgangssituation für Pfälzer Frühkartoffeln am Markt, weiß Valentin Beckmann, Frühkartoffelexperte von Maurer/Parat. "Wir hatten frühzeitig keine Lagerkartoffeln mehr, das war eigentlich eine gute Voraussetzung für ausländische Exporteure. Diese waren aber auch nicht auf eine solche Knappheit vorbereitet." Er spricht von einer regelrechten "Wünsch-Dir-Was"-Saison für die Pfälzer Erzeuger auf einem Markt der bisher "problematisch bis chaotisch" sei.
"Meine Empfehlung: Verkaufen, verkaufen, verkaufen!"
Ferdi Buffen, der Wilhelm Weuthen GmbH & Co. KG, gab seine Einschätzung und Tipps zur anstehenden Vermarktungssaison für (Früh-)Kartoffeln.
"Nach dem guten Beginn der Saison im letzten Jahr hatte ich mir gewünscht, dass es vor Weihnachten nicht mehr regnet. Hätte ich gewusst, wie das Jahr weitergeht, wäre ich wohl lieber ruhig geblieben", scherzt Buffen zu Beginn seines Beitrags. Trotz der hohen Preise hatte es im letzten Jahr mehr Verlierer als Gewinner gegeben. Trotz Knappheit von Saatgut, Industrie- und Speisekartoffeln, habe letztendlich doch alles irgendwie gepasst - er die Kollegen aus der Kartoffelwirtschaft für die gute Zusammenarbeit, durch die diese Herausforderung gemeistert werden konnte. "Ein altes Sprichwort hat sich in der letzten Saison mal wieder bestätigt: Knappe Ware geht nie zu Ende."
Er apelliert, das gute Vermarktungsfenster für Pfälzer Frühkartoffeln bis zum 25. Juli so gut es geht auszunutzen. Langfristig ließe sich die Preisgestaltung in Europa leider nicht mehr absehen: "'Normal' gibt es nicht mehr, nur noch Extreme", so Buffen. Die Preise seien eine der großen Herausforderungen für die Branche in Nordwesteuropa - und das bei steigendem, globalem Bedarf an Verarbeitungskartoffeln.
Ziel sei es, weiterhin qualitativ hochwertige, sichere Lebensmittel zu produzieren. Abschließend gibt er den Besuchern der Veranstaltung noch einen Rat: "Meine Empfehlung für die nächsten fünf Wochen: Verkaufen, verkaufen, verkaufen!"
Besucher und Experten zufrieden
Die Veranstaltung war geprägt durch ein lockeres Zusammensein und den Austausch untereinander. Das wussten Besucher und Standbetreiber zugleich zu schätzen. Das Ehepaar Dobler, Kartoffelerzeuger aus Hatzenbühl, kommen bereits viele Jahre zum Frühkartoffeltag nach Dirmstein: "Wir informieren uns hier gerne über neue Sorten und Entwicklungen." Martina und Konrad Dobler bauen vorwiegend spätere Sorten an und sehen der kommenden Saison mit Spannung entgegen: "Wir sind bisher gut in die Saison gestartet und hoffen, dass es so bleibt. Die Beregnung ist sehr wichtig, da unsere Kartoffeln auf sehr leichten Böden wachsen. Glücklicherweise dürfen wir derzeit uneingeschränkt beregnen, das ist nicht überall so. Und wer weiß, wie lange das noch funktioniert, mit den immer häufigeren Trockenperioden - das könnte langfristig zum Problem werden."