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DBV Präsident zieht Zwischenbilanz zur Ernte 2016

Wetterextreme beeinflussen Ernte von Kartoffeln, Obst und Gemüse

Die feuchtwarme, sonnenarme und unbeständige Witterung dieses Jahres hat bisher die Kartoffel-, Obst- und Gemüseernte in vielen Regionen Deutschlands deutlich beeinflusst. Zwar gab es in der Blühphase der Obstbäume kaum Schäden durch Spätfröste, doch begann das Wachstum infolge der kühlen Witterung im Frühjahr in der Regel zwei Wochen verspätet. Schäden sind durch Hagel zwar stärker als in 2015, aber im langjährigen Vergleich immer noch unterdurchschnittlich. Regionale Wetterextreme mit hohen und ungleichmäßig verteilten Niederschlägen, Starkregen bis hin zu Überschwemmungen beeinflussten Wachstum und Reifung etlicher Kulturen besonders im Mai und Juni. Ende Mai und Anfang Juni waren im vorderpfälzischen Gemüsebau über 800 Hektar einen längeren Zeitraum überschwemmt - mit der Folge eines Totalverlustes der dort angebauten Kulturen vom Salat bis zum Blumenkohl.
 
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, hat auf der Erntepressekonferenz des DBV unterstrichen, dass die bisherige Erntebilanz 2016 bei den meisten Kulturen von einem hohen Krankheits- und Schädlingsdruck infolge der feucht-schwülen Witterung bestimmt ist. Dies führe in diesem Jahr besonders deutlich vor Augen, wie notwendig Pflanzenschutz zur Sicherung von Menge und Qualität der Ernten ist. „Schäden sind bei unbehandeltem Obst, Gemüse, bei Kartoffeln und Wein vor allem durch pilzliche Erreger wie den Falschen Mehltau oder die Kraut- und Knollenfäule zu verzeichnen sowie durch Schadinsekten wie die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege. Nicht nur für den Obst- und Gemüsebau, sondern für den gesamten Ackerbau benötigen die Landwirte eine ausreichende Palette an Wirkstoffen für Pflanzenschutzmittel, auch um der Entstehung von Resistenzen durch Wirkstoffwechsel vorzubeugen", betonte Rukwied. Politik und Zulassungsbehörden forderte der Bauernpräsident auf, mehr Wirkstoffe zuzulassen und die Zulassung der Pflanzenschutzmittel EU-weit zu harmonisieren.
 
Der DBV hat auf der Erntepressekonferenz zu Kartoffeln und den einzelnen Obst- und Gemüsekulturen, die bereits geerntet wurden oder heranreifen, folgenden Überblick bzw. Zwischenbericht gegeben:
 
Kartoffeln
Anbaufläche 2016
Laut vorläufigen Zahlen zur Bodennutzung liegt die Anbaufläche nahezu unverändert bei 235.500 ha (minus 0,5 Prozent gegenüber 2015 mit 236.700 ha). Die Reduzierung gegenüber 2016 um 1.200 ha wird aus der Praxis aber nicht bestätigt, vielmehr wird von einer leichten Ausdehnung ausgegangen. Der Flächenzuwachs soll vor allem Konsumkartoffeln (Speise- und Veredlungskartoffeln) betreffen, bei Stärkekartoffeln (53.000 ha) ist die Anbaufläche stabil, bei Pflanzkartoffeln (15.900 ha) kleiner. Die Anbaubauschwerpunkte in Deutschland liegen in Niedersachsen (43%), Bayern (17%) und Nordrhein-Westfalen (12%).

Ernteerwartungen
Die Ertragserwartungen in Deutschland sind derzeit durchschnittlich bis gut. Ein möglicher Einfluss der niederschlagsreichen Witterung auf die Qualität wird sich erst zur Ernte zeigen.
Witterungsbedingt waren höhere Pflanzenschutzmittel-Maßnahmen notwendig, insbesondere gegen Kraut- und Knollenfäule. Der grundsätzlich hohe Infektionsdruck könnte sich limitierend auf das Angebot von Biokartoffeln auswirken. In der EU wurden niedrigere Erträge in Frankreich (Haupternte) und Belgien erwartet, höhere hingegen etwa in Polen.
 
Preise
Die Erzeugerpreise lagen in der Frühkartoffelsaison über Vorjahr (plus 5 bis 10 €/dt), dadurch konnten Ertragsverluste ausgeglichen werden. Zum Ende der Frühkartoffelsaison (10.08.) war ein stärkerer Preisdruck zu spüren, die Preise lagen mit 20 bis 27 EUR/dt nur noch auf Vorjahresniveau. Bei Veredlungskartoffeln (für Pommes Frites, Chips und Co.) wird das Gros der Ware über Vorverträge abgesichert. Die Verbraucherpreise bei Speisefrühkartoffeln in der 33. Kalenderwoche: festkochend: 1,07 €/kg (Vorjahr: 1,00), vorwiegend festkochend: 0,94€/kg (Vorjahr 0,87).
 
Obst
Apfelernte in Deutschland
2016 werden nach der schlechten Vorjahres-Ernte 1,052 Mio. Tonnen erwartet (plus 8 Prozent, 0,973 Mio. Tonnen in 2015, 9 Prozent über dem Durchschnitt 2013 bis 2015). Bei einigen Sorten in einigen Regionen werden niedrigere Erträge durch „Alternanz“ (d. h. Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus an Obstbäumen) erwartet. Die Erntemenge lässt deutlich anziehende Erzeugerpreise zum Einstieg in die neue Apfelsaison (September) erhoffen, auch die Vermarktung für die Verarbeitungsindustrie wird wieder lukrativ.
 
Apfelernte in EU
Prognosfruit schätzt die EU-Apfelernte auf 12,005 Millionen Tonnen, 3 Prozent niedriger als 2015 (12,3 Mio. Tonnen). Größte EU-Apfelerzeugerländer sind 2016 Polen (4,15 Mio. Tonnen, plus 4 Prozent gegenüber Vorjahr), Italien (2,28 Mio. Tonnen, stabiler Ertrag), Frankreich (1,56 Mio. Tonnen, minus 7 Prozent) und Deutschland (1,05 Mio. Tonnen plus 8 Prozent).
 
Die Birnenernte wird in Deutschland auf nur 36.000 Tonnen geschätzt (16 Prozent niedriger als 2015), in der EU geht man von einer Erntemenge von 2,17 Mio. Tonnen (minus 9 Prozent) aus.
 
Der Beginn der Kirschernte ist im gesamten Bundesgebiet durch Regenfälle und dadurch geplatzten Kirschen regelrecht ins Wasser gefallen. Bei Süßkirschen wird eine durchschnittliche Ernte mit rund 33.000 Tonnen erwartet (31.400 Tonnen in 2015). Die Preise liegen auf Vorjahresniveau, im Süden Deutschlands ist ein Teil der erntereifen Früchte durch zahlreiche Niederschläge im Juni und Juli geplatzt und konnte nicht mehr vermarktet werden.
Hinzu kamen Ertragsausfälle durch die Kirschessigfliege. Der aus Asien neu eingeführte Schädling führt 2016 aufgrund der für ihn günstigen Witterungsbedingungen zu größeren Problemen, betroffen sind insbesondere Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, auch Himbeeren und Erdbeeren sind betroffen. Die Bekämpfung der Fliege erweist sich aufgrund des enormen und schnellen Entwicklungspotentials als sehr schwierig. In Deutschland wurde die Kirschessigfliege erstmals 2011 nachgewiesen. Die mit Fliegen bzw. Maden befallenen Früchte werden ungenießbar und schmecken nach Essig.
Die Sauerkirschenernte dürfte bei 16.000 Tonnen (Niveau von 2012/2013, 2014/ 2015 rund 17.000 Tonnen) liegen. Die Preisen für die Verarbeitungsindustrie sind stabil.
 
Die Ernteerwartungen bei Pflaumen und Zwetschen mit rund 44.000 Tonnen sind niedriger als im Vorjahr (2015: rund 46.900 Tonnen). Preise liegen lediglich auf Vorjahresniveau. Bei Mirabellen wird eine Erntemenge von rund 5.000 Tonnen nach 4.500 t in 2015 erwartet.
 
Erdbeeren werden deutschlandweit bei einer Anbaufläche von ca. 13.000 ha um 10 Prozent weniger geerntet (rund 155.000 Tonnen nach 173.000 Tonnen im Vorjahr). In Süddeutschland gab es infolge der feucht-schwülen Witterung im Juni und Juli teils erhebliche Ausfälle durch Fäulnis und die Kirschessigfliege, jedoch ist eine ausreichende Verbraucherversorgung auch in der zu Ende gehenden Saison gewährleistet. In Norddeutschland war die Saison etwas besser als in den Vorjahren.
 
Bei Beerenobst liegen wegen deutlicher Schäden durch die Kirschessigfliege und der ungünstigen Witterung die Ertragserwartungen unter dem Vorjahr. Ertragserwartungen bei roten Johannisbeeren liegen voraussichtlich bei knapp 5.000 Tonnen, bei schwarzen Johannisbeeren bei 9.000 Tonnen, bei Himbeeren bei 4.500 Tonnen und bei Heidelbeeren bei 10.000 Tonnen.
 
Gemüse
Die Spargelsaison ist beendet, die Witterung war über weite Teile der Saison zu kühl, deshalb gab es eine etwas geringere Ernte mit 110.000 Tonnen Spargel (2015: 113.600 Tonnen). 2016 war preislich eine zweigeteilte Spargelsaison: bis Pfingsten lag der Preis über, danach deutlich unter Vorjahresniveau.
 
Die Anbaufläche von Zwiebeln wurde zum Vorjahr um 5 Prozent erneut ausgedehnt auf rund 11.000 ha, trotzdem ist nur Ernte von 500.000 Tonnen (2015: 498.000 Tonnen) zu verzeichnen.
 
Bei Möhren liegt die Erntemenge bei stabiler Anbaufläche mit 550.000 Tonnen leicht über dem Vorjahr (2015: 527.000 t).
 
Die Salate verzeichnen im Vergleich zu früheren Jahren lange Zeit normale Erntemengen bei ordentlichen Preisen. Die trifft für das gesamte Salatsortiment vom Kopfsalat über bunte Salate bis zum Eissalat zu.
 
Die Blumenkohlsaison ist bislang von einer sehr gleichmäßigen Preisgestaltung geprägt, die für Blumenkohl eher untypisch ist. Die Preise waren bis Ende Juni etwas überdurchschnittlich.
 
Ähnlich entwickeln sich die Preise für Brokkoli. Seit Juli sind allerdings Preisschwankungen zu verzeichnen, zunächst lagen die Preise unter dem mehrjährigen Durchschnitt, ab der 2. Juliwoche stiegen sie teilweise recht deutlich an.

Weitere Informationen:

Deutscher Bauernverband
DBV-Pressestelle
Tel +49(0)30-31904-240
[email protected]
www.bauernverband.de

Quelle: DBV
 
Erscheinungsdatum: