Der ruandische Avocado-Sektor hat in den vergangenen fünf Jahren ein beeindruckendes Wachstum erlebt. Diese Entwicklung ist auf das aktive Engagement der Erzeuger, eine gezielte Regierungspolitik und eine steigende internationale Nachfrage zurückzuführen. Exporteure, Erzeuger und Behörden berichten von steigenden Mengen, einem breiteren Marktzugang und kontinuierlichen Investitionen entlang der gesamten Lieferkette.
Das Unternehmen S&I Fresh begann 2021 mit dem Export von Avocados und verschickte damals wöchentlich etwa 200 Kilogramm. Inzwischen ist das Volumen je nach Saison auf 5 bis 12 Tonnen pro Woche gestiegen. Laut Geschäftsführer Sada Gakuru ist dieses Wachstum vor allem auf die Ausweitung der Anbauflächen und staatliche Unterstützung zurückzuführen. „Früher gab es nur wenige Exporteure, heute sind wir viele, die in diesem Sektor tätig sind", so Gakuru. S&I Fresh exportiert vor allem nach Dubai und in den Nahen Osten, bereitet sich aber auf den Eintritt in den europäischen Markt vor.
Auf nationaler Ebene hat der National Agricultural Export Development Board (NAEB) Avocados als vorrangiges Gartenbau-Exportprodukt eingestuft. Laut NAEB stieg der Export von 840 Tonnen im Wert von 715.000 EUR im Jahr 2019/20 auf 4.201 Tonnen und 7,35 Millionen Euro im Jahr 2024/25. Damit wuchs der Anteil von Avocados am gesamten ruandischen Gartenbauexport von 2,93 % auf über 10 %.
NAEB-Direktor Claude Bizimana erklärt, dass sich der Marktzugang stetig erweitert. „Dies ist Teil der Regierungspolitik, kontinuierlich profitable Märkte für Erzeuger zu finden, die sich auf den Anbau von Avocados spezialisiert haben." Am 12. November unterzeichneten Ruanda und China ein Handelsabkommen, das den Export von Avocados nach China ermöglicht. „Ein wichtiger Schritt für Investoren, die nun einen völlig neuen Markt erschließen können", so Bizimana. Im Rahmen des fünften Strategischen Plans für Agrarreformen strebt Ruanda bis 2029 einen Exportwert von Avocados in Höhe von 11 Millionen Euro an.
Der Anbau konzentriert sich hauptsächlich auf die Sorten Hass (73 %) und Fuerte (27 %). Insgesamt bewirtschaften 9.654 Erzeuger zusammen 549.074 Bäume, von denen etwa 88 % jünger als sechs Jahre sind. Dies deutet auf ein weiteres Produktionswachstum hin, sobald die Obstplantagen ihre volle Reife erreicht haben. Die Nordprovinz liefert etwa die Hälfte der nationalen Ernte, gefolgt von der Südprovinz mit 40 % und der Ostprovinz mit 10 %.
Der Export erfolgt in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Belgien, Spanien, Saudi-Arabien, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Katar. Derzeit gehen etwa 90 % der Exporte in die VAE, kleinere Mengen finden ihren Weg nach Europa. Obwohl Luftfracht derzeit noch dominiert, werden Tests mit Seefracht durchgeführt, um die Kosten zu senken.
Laut den Erzeugern bleibt die Nachfrage stabil hoch. „Wenn die Ernte gut ist, wird alles verkauft, und selbst dann ist die Nachfrage größer als das Angebot", sagt Antoine Ingenera, der auf 5 Hektar im Bezirk Kayonza Avocados anbaut.
Quelle: The New Times