Die Zitrusfruchtkampagne 2025 in Piana di Sibari begann mit einem Szenario, das Optimismus und Schwierigkeiten vereint. Die kalabrischen Clementinen, ein Symbol für die Region und ihre landwirtschaftliche Identität, zeigen erneut ihre Stärke: ein hochwertiges Profil mit intensiv aromatischen, saftigen Früchten, einem ausgezeichneten Zuckergehalt und einer gleichmäßigen Färbung. Die Größe bleibt jedoch im Durchschnitt ähnlich wie im letzten Jahr, und der Markt startete vorsichtig mit stabilen Notierungen, die keinen Raum für leichte Begeisterung lassen.
Laut Antonio und Alfonso Malagrinò, Vertriebsleiter bzw. Qualitäts- und Logistikmanager von Agrifaam, wird an zwei Fronten gekämpft. „Auf der einen Seite steht der Produktionsfaktor, der mit einem zunehmend extremen Klima verbunden ist, das schwer vorherzusagen ist. Tatsächlich war der Sommer 2025 – insbesondere Juni und Juli – einer der heißesten und trockensten der letzten Jahre, mit hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen, obwohl durch Notbewässerung eine hohe Qualität und die Süße der Früchte erhalten werden konnten. Auf der anderen Seite gibt es das strukturelle Problem der Lieferkette, das vor allem die Fähigkeit betrifft, als Team zu arbeiten, sich zusammenzuschließen und kompakt und organisiert auf dem Markt präsent zu sein."
© AGRIFAAMAlfonso und Antonio Malagrinò
Die bereits in dieser Phase erkennbaren Unterschiede zwischen den Sorten sind ein Beweis dafür, dass die Branche dank Diversifizierung auf klimatische Herausforderungen reagieren kann. „Frühe Sorten wie Clemenrubi, Spinoso, Caffin und Orogros lieferten leckere Früchte, die für die ersten Märkte bereit waren; mittlere Sorten wie Comune zeichneten sich durch ihre Ausgewogenheit aus; späte Sorten konnten jedoch durch den Herbstregen an Größe und kommerzieller Haltbarkeit gewinnen. Die Diversifizierung der Sorten ist heute ein unverzichtbarer Schritt, da sie es uns ermöglicht, die Risiken zu streuen und besser auf ein zunehmend instabiles Klima zu reagieren."
Auf der Verbraucherseite zeichnet sich eine ermutigende Entwicklung ab. „Nach Jahren des Rückgangs entscheiden sich italienische Familien aufgrund ihres wachsenden Bewusstseins für Gesundheit und Saisonalität wieder verstärkt für frisches Obst. Der Absatz von verpackten Produkten steigt dank ihrer praktischen Handhabung und der damit verbundenen Sicherheit, obwohl lose Ware weiterhin ihren Platz auf den lokalen Märkten behält. Moderne Verbraucher geben sich jedoch nicht mehr mit der Qualität eines Produkts zufrieden. Heute suchen sie nach Obst, das schön anzusehen, leicht zu verzehren, garantiert in seiner Herkunft und nachhaltig in seiner Verpackung ist. Kernlose Sorten, essbare Schalen, Bio-Produktlinien und ökologische Verpackungen sind nicht mehr nur ein Mehrwert, den nur wenige wählen, sondern werden immer beliebter. In diesem Zusammenhang bleibt die Marke PGI Clementine di Calabria eine grundlegende Visitenkarte, die die Verbindung zum Territorium erzählt und Vertrauen vermittelt."
Welche Rolle spielen große Händler und Großmärkte? „Große Einzelhandelsketten sind heute der dominierende Vertriebskanal; sie diktieren die Standards und Lieferzeiten, können aber auch hochwertige Produkte aufwerten, wenn die Kommunikation koordiniert ist. Großmärkte bleiben wichtig für Flexibilität und um unabhängigen Produzenten Raum zu geben. Das zukünftige Wachstum hängt von der Zusammenarbeit zwischen Erzeugerorganisationen und Vertriebskanälen ab, um die Kontinuität der Versorgung und die Förderung der kalabrischen Marke zu gewährleisten."
© AGRIFAAM
Die Schwierigkeiten in Bezug auf die Erzeugerpreise bleiben bestehen. „Die Produktionskosten steigen ständig, darunter Wasser, Energie und Arbeitskräfte, während die Preise durch den harten Wettbewerb weiterhin unter Druck stehen. Spanien dominiert mit seiner Produktions- und Logistikkapazität, während Marokko die Einstiegspreise auf den europäischen Märkten niedrig hält. Unsere Stärke ist der Geschmack", betont Antonio Malagrinò. „Kalabrische Clementinen haben eine unvergleichliche Süße und ein einzigartiges Aroma. Aber das reicht nicht aus: Spanien verkauft nicht nur eine Frucht, sondern eine Marke. Und wenn wir nicht lernen, dasselbe zu tun, laufen wir Gefahr, zurückzubleiben."
Neben diesen Aspekten gibt es tiefgreifende Überlegungen zur Zukunft der Lieferkette, die die Malagrinos ohne zu zögern thematisieren. „Wir müssen anfangen, zusammenzuarbeiten und zu kooperieren, sonst sind wir raus. Fragmentierung führt zu nichts, sondern birgt sogar die Gefahr, dass wir in den Augen des Marktes unvorbereitet erscheinen."
Das Problem betrifft aber auch den Generationswechsel. „Wenn man jungen Menschen keinen Raum gibt, kommt man nicht weiter. Die älteren Generationen werden früher oder später aufhören, aber in der Zwischenzeit setzen sie sich weiterhin durch. Wir werden oft als unerfahren angesehen, aber ohne Vertrauen und Offenheit kann man nicht wachsen. Improvisation zerstört unsere Arbeit und unser Gebiet. Wir brauchen Organisation, Planung und Seriosität."
Auf kommerzieller Ebene bleibt Deutschland der wichtigste Absatzmarkt für Exporte, aber es gibt ein wachsendes Interesse aus Frankreich, wo die natürliche Süße und die dünne Schale der kalabrischen Clementinen sehr geschätzt werden. Auch osteuropäische Käufer, die während des jüngsten Clementina-Festivals getroffen wurden, zeigten großes Interesse, vorausgesetzt jedoch, dass sie eine Lieferkette finden, die Kontinuität, Zuverlässigkeit und eine starke Marke bieten kann. „Identität, Organisation und Einheit - das ist der Schlüssel. Nur so können wir mit den großen Akteuren im Mittelmeerraum konkurrieren und unserem Produkt die Anerkennung verschaffen, die es verdient."
© Maria Luigia Brusco | FreshPlaza.de
Die Brüder Malagrinò beim Gala-Dinner während des Clementina-Festivals
Welche mittelfristigen Trends sehen sie? „Die Richtung ist klar: Klimaanpassung und Innovation. Wir brauchen hitzebeständige Sorten, effiziente Bewässerungssysteme und nachhaltigere agronomische Techniken. Vor allem aber brauchen wir eine Kettensteuerung, die Produktion, Forschung und Kommunikation miteinander verbindet. Auf der Verbraucherseite gibt es eine wachsende Nachfrage nach Rückverfolgbarkeit, ökologischen Verpackungen und Null-Rückständen. Der kalabrische Zitrusfrüchteanbau muss sich als Vorbild für mediterrane Qualität präsentieren."
Kalabrische Clementinen sind nicht nur eine Frucht, sondern ein Symbol für Kultur und landwirtschaftliche Identität. Um sie zu einer wettbewerbsfähigen Marke zu machen, muss der Fokus auf Zusammenarbeit, Innovation und koordinierter Kommunikation liegen. Die Herausforderung besteht heute darin, Fragmentierung und Improvisation zu überwinden, einer neuen Generation von Produzenten Raum zu geben und sich auf den Märkten geeint zu präsentieren. Das ist kein einfacher Weg, aber ein notwendiger. Denn, wie Antonio und Alfonso Malagrinò zusammenfassen: „Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir nicht abgehängt werden."
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Antonio Malagrinò - Verkaufsleiter
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Alfonso Malagrinò - Leiter Qualität und Logistik
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