Ist es noch möglich, Kopfsalat ohne Blattläuse anzubauen? Daran gibt es im Moment ernsthafte Zweifel. Das wurde am vergangenen Donnerstag auf dem Sla Keten Dag (Salat-Branchentag) deutlich. Angesichts der Komplexität des Problems wird derzeit ein kettenweiter Ansatz entwickelt.
Auf der Vertify im niederländischen Zwaagdijk hatte sich die gesamte Kette während der Saatgutmesse Seed meets Technology versammelt, um über das Blattlausproblem zu sprechen. In den zurückliegenden Jahren gab es eine explosionsartige Zunahme von Blattläusen (Nasanovia ribisnigri) in niederländischen Freilandkulturen. "Das Problem ist wirklich bizarr", sagte der Erzeuger Dorus Droog von Pater Broersen.
Andere Sprecher der Kette schlossen sich später am Vormittag ausnahmslos dieser schmerzlichen Feststellung an. Die größte Sorge gilt dem Eisbergsalat, in dem sich die Läuse gut verstecken und aus dem sie dann nur schwer wieder herauskommen.
© Thijmen Tiersma | FreshPlaza.deAnbauer Dorus Droog berichtet von seinen praktischen Erfahrungen
Suche nach Lösungen
Wie beschreibt sich die Stimmung? Teilweise düster, aber auch kämpferisch. Die Landwirte brachten ihre Sorgen zum Ausdruck und hörten, dass es trotz aller Bemühungen derzeit keine Lösung für das Blattlausproblem gibt. "Ich habe keine guten Nachrichten", war Ilse Vlaar sofort klar.
Die Leiterin des Vertify-Projekts für Freilandgemüse präsentierte die Ergebnisse der Forschung zu möglichen Lösungen. Auf den Versuchsparzellen bei Vertify und bei den Test-Erzeugern gab es trotz aller Versuche immer noch viel zu viele Blattläuse im Salat. Die Arbeit mit verschiedenen Abdeckungen kann helfen, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich, wie z. B. Lichtverlust oder ein schwüles Klima unter der Abdeckung, das Blattläuse ebenfalls mögen.
© Thijmen Tiersma | FreshPlaza.deVertify-Versuch mit Abdeckungen
Fehlende Ressourcen
Bis zum 30. Oktober 2025 können die Landwirte noch Batavia und Movento, zwei Mittel gegen Blattläuse, einsetzen. Der Wegfall von Movento und Batavia als Option war bereits vorgesehen. Dass auch Movento gestrichen wird, sei ein unerwarteter Rückschlag, sagte Berater Johan Kos am Donnerstag gegenüber Vertify, als es um ein neues öffentlich-privates Forschungsprojekt ging.
Bei einem früheren PPP-Projekt hatte man noch die Idee, auf Movento aufzubauen. Die Möglichkeit eines chemischen Eingriffs zur Bekämpfung von Blattläusen gab der Industrie Zeit, nach Alternativen zu suchen. Diese Zeit ist nun vorbei, und die Lösung ist noch nicht gefunden.
Es gibt noch einen Hoffnungsschimmer für eine Ausnahmeregelung für den Einsatz von Movento, teilte Johan mit. Das könnte Zeit sparen. Johan bezweifelt jedoch, dass die Ausnahmeregelung kommen wird. Der allgemeine Trend ist, dass der Sektor, nicht nur der Salatanbauer, mit immer weniger chemischen Pflanzenschutzmitteln auskommen muss.
Andere Mittel, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird, sind Verimark (in Ctgb), Neudosan (zugelassen, aber nicht die Lösung) und Teppeki (Antrag anhängig, in Deutschland zugelassen). Darüber hinaus werden alle Anstrengungen unternommen, um "grüne Mittel", biologische Pflanzenschutzmittel, einzusetzen, und man hofft auch auf Resistenzen.
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Die Versuchsfelder wurden in drei Gruppen besucht
Biologische Bekämpfung
Pascal Staaks erläuterte im Namen von Koppert die Forschungsergebnisse beim Anbau von Eisbergsalat. Die Spezialisten für biologische Schädlingsbekämpfung setzen die Florfliege, Crysopha carnea, zur Bekämpfung von Blattläusen ein. Es ist klar, dass der Freilandanbau noch nicht so weit fortgeschritten ist wie der Gewächshausanbau, wenn es um den Einsatz biologischer Bekämpfungsmittel geht. Zu den Herausforderungen gehören die richtige Sprühtechnik, die Kombination mit anderen Pflanzenschutzmitteln und die Tatsache, dass biologische Bekämpfungsmittel auch Ungeziefer sind, das die Verbraucher nicht im Salat sehen wollen.
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Pascal Staaks, Koppert
Null Toleranz gegenüber Ungeziefer
Bei den Supermarktketten weiß man alles über Letzteres. Am Donnerstag waren auch sie vertreten. Die Supermärkte beschweren sich, wenn Verbraucher Läuse im Salat finden oder hören, dass Läuse im Salat bedeuten, dass der Salat nicht mehr "vegan" ist, wie es auf der Verpackung steht...
Ein Teil des Salats in den Regalen ist dort unverarbeitet, als ganze Köpfe. Hier ist die Herausforderung am größten, denn die Blattläuse kriechen tief in die Köpfe hinein. Aber auch Schnittbetriebe haben mit Läusen zu kämpfen. Sie können die manchmal sehr großen Mengen an Läusen nicht richtig entfernen, und wenn sie es können, dann wimmelt es im Waschwasser von Läusen. Auch das verursacht Probleme.
© Thijmen Tiersma | FreshPlaza.deSuche nach Läusen in der Reihe der unbehandelten Eisbergsalatköpfe
Keine Alternative
Kann man denn keinen Salat aus dem Ausland oder aus einem Anbau auf dem Wasser bekommen? Auch am Donnerstag wurden Geschichten über Salat aus dem Ausland erzählt. Lastwagen voller Salat mit Läusen aus Spanien im Herbst 2023 konfrontierten eine Schneiderei mit der Realität, noch bevor auch die Erzeuger in den Niederlanden 2024 (die meisten Probleme im Süden) und 2025 (die größten Probleme im Norden) die Läuseplage nicht mehr ignorieren konnten. Und was ist mit Salat aus Gewächshäusern oder vertikalen Farmen? Bleibt dieser sauber? Nein, auch nicht immer, denn in diesem Jahr wurde auch Salat mit Blattläusen aus Wasseranbau in den Verarbeitungsbetrieb geliefert.
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Finden Sie die Blattlaus
Resistente Sorten
Ton Smolders sprach im Namen des Züchtungsunternehmens Enza über Resistenzen. Die erste Blattlausresistenz gab es bereits 1999. Im Jahr 2007 wurde diese Resistenz gegen Nas0 jedoch gebrochen. Eine HR-Resistenz gegen das, was in der Nas1-Box war, musste dann warten. Bis jetzt. Die Saatguthersteller führen nächstes Jahr Nas1-resistente Sorten ein. Für Blattläuse gibt es noch kein Standardprotokoll zur Bewertung von Resistenzen. Für den Falschen Mehltau, die Bremie, gibt es eines. Auch dies bleibt ein Problem für den Sektor.
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Versuchsfeld Pilzkrankheiten, ebenfalls eine ständige Herausforderung für die Landwirte
Null Toleranz gegenüber Blattläusen bleibt erstrebenswert
Die Erzeuger werden die Blattläuse nicht los, und die Schneidebetriebe stellen fest, dass es derzeit nicht gelingt, den Salat zu 100 % von Blattläusen zu befreien. Dennoch muss sich der Sektor weiterhin um null Blattläuse in Kopfsalat bemühen. Dies liegt zum Teil daran, dass die Verbraucher, zu denen alle hier Anwesenden gehören, die über die Probleme Bescheid wissen, keine Läuse in einer Tüte Salat akzeptieren werden. Die Aufklärung der Verbraucher ist eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Aufgabe. Andererseits bleibt die Nulltoleranz für Läuse in Salat bestehen, weil Gesetze und Vorschriften es einfach nicht zulassen, dass Salat mit Läusen in die Regale kommt.
Umso mehr müssen wir als gesamte Kette die Köpfe zusammenstecken, wie es in den kommenden Jahren in einem neuen PPP-Projekt 'Ausreichend gesunder und nachhaltig angebauter Salat im Freiland' geschehen wird. Der Landwirt Dorus Droog ist davon überzeugt, ja sogar 'mega-begeistert'. Diesmal gibt es eine echte Zusammenarbeit in der gesamten Kette. Die feste Schlussfolgerung für 2026 bleibt jedoch bestehen: keine resistenten Sorten für den Freilandanbau in Spanien im nächsten Winter und die Lösung für die niederländischen Erzeuger ist noch nicht verfügbar. Es bleibt also noch einiges zu tun."
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Ilse Vlaar (Vertify) beim Versuch mit Abdeckungen
Weitere Informationen:
Vertify![]()
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