Gemäß der Politik der Europäischen Union muss bis 2030 ein Viertel der landwirtschaftlichen Produktion in den Mitgliedstaaten biologisch sein. In der Zwischenzeit setzen große Einkaufsorganisationen die Erzeuger jedoch unter Druck, Bio-Produkte zu fast denselben Preisen wie konventionelle Produkte zu liefern. Das bringt viele Bio-Erzeuger in Schwierigkeiten: Ihre Kosten sind höher, aber die Erträge bleiben zurück. Die Folge ist, dass immer mehr Erzeuger gezwungenermaßen zum konventionellen Anbau zurückkehren.
"Jedes Jahr stehen wir vor neuen Herausforderungen, vor allem durch Wasserknappheit und Schädlingsbefall", sagt Pascual Blanco, kaufmännischer Leiter des spanischen Unternehmens Hortamira. "Wasser ist ein politisches Problem, aber Schädlinge sind einfach ein Naturphänomen. Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Im biologischen Anbau werden die Samen immer resistenter, aber das geht mit höheren Preisen und geringeren Erträgen einher."
© Hortamira
Laut Blanco wird der konventionelle Anbau immer mehr Mittel zur Schädlingsbekämpfung einsetzen. "Die Vorschriften werden jedes Jahr strenger, aber dennoch bleibt der konventionelle Anbau für die Verbraucher günstiger. Ich glaube daher nicht, dass Bio und konventionell jemals wirklich miteinander vereinbar sein werden."
Blanco betont, dass der ökologische Anbau in jeder Hinsicht teurer ist: "Die Samen, die Mittel, der geringere Ertrag und die intensivere Arbeit. Und dann müssen wir auch noch mit Kunden verhandeln, die immer größer und mächtiger werden, aber dennoch eine Bio-Zucchini zum Preis einer konventionellen wollen."
Seiner Meinung nach ist ein Mindestpreisunterschied von 35 % erforderlich, um den biologischen Anbau rentabel zu machen. "Wenn die Abnehmer das nicht bezahlen wollen, tragen sie eigentlich zur Rückkehr zum konventionellen Anbau bei."
© Hortamira
Und dieser Umstieg ist endgültig, meint Blanco: "Ein Erzeuger, der zurückgeht, kommt nicht einfach wieder zum biologischen Anbau zurück. Man muss dann drei Jahre lang biologisch arbeiten, darf seine Produkte aber bisher nicht als solche verkaufen. Früher hat es sich mehr gelohnt, aber in den letzten vier Jahren hat sich das erheblich geändert. Wohin dieser Wandel in der Landwirtschaft führen wird, müssen wir noch abwarten."
© Hortamira
"Zertifizierungen dürfen kein Geschäftsmodell sein"
Was Blanco ebenfalls stört, ist die zunehmende Verbreitung von Gütesiegeln und Zertifizierungen. "Es ergibt keinen Sinn, dass Labels wie IFS, GlobalGAP oder BRC wichtiger genommen werden als die Qualität des Produkts selbst. Natürlich müssen wir Regeln einhalten, aber die Zertifizierung darf kein Geschäftsmodell werden, das auf Kosten des Erzeugers geht."
Er plädiert für eine einzige, klare, verbindliche Norm für alle: "Derzeit führen wir das ganze Jahr über Audits durch, bezahlen für Papierkram, und wenn man gerade eine Norm erfüllt, kommt schon wieder eine strengere hinzu."
© Hortamira
Die Trends bei den Produkten ändern sich ständig, wie er feststellt. "Die Nachfrage nach Bio-Zitronen ist zeitweilig stark gestiegen, aber jetzt sehen wir einen Rückgang. Die EU will, dass 25 % des Verbrauchs aus biologischem Anbau stammen, aber dafür muss es auch Kunden geben, die bereit sind, den Preis dafür zu zahlen."
Und dann gibt es noch den biodynamischen Anbau, eine Methode, die Hortamira inzwischen aufgegeben hat. "Wir haben es mehr als zehn Jahre lang versucht, aber in unserer Region funktioniert das einfach nicht. Diese Methoden wurden für Mitteleuropa entwickelt und passen schlecht zu unserem warmen Klima."
Hortamira baut mittlerweile zu 80 % biologisch an, darunter Zucchini, Mini-Römersalat, Zitronen, Brokkoli, Sellerie, Eisbergsalat, Spitzkohl, Paprika (ihr wichtigstes Produkt), Steinobst und Kürbis. Jährlich liefert das Unternehmen 40 Millionen Kilogramm Obst und Gemüse an Supermärkte und Großhandelsmärkte in ganz Europa, vor allem in Frankreich und Deutschland. In Spitzenzeiten sind dort etwa 350 Menschen beschäftigt.
Weitere Informationen:
Pascual Blanco
Verkaufsleiter
Hortamira
Tel: +34 968 174 192
Mobil: +34 629 632 170
[email protected]
www.hortamira.com