Traditionell zieht der Erwerbsgartenbau nach den Sommerferien eine erste Zwischenbilanz. „Wir sind mit relativ niedrigen Preisen in die Tomatensaison 2025 gestartet, und ich würde das aktuelle Preisniveau weiterhin als unterdurchschnittlich bezeichnen, vor allem wenn man die gestiegenen Kosten berücksichtigt, mit denen wir momentan zu kämpfen haben. Leider sind die Erzeugerpreise weiterhin zu niedrig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dieses Ungleichgewicht auf Preisebene beobachten wir jedoch schon seit 2023", berichtet Erwin Savenije (unten im Bild), Produktionsleiter bei Emsland Gemüse im niedersächsischen Emsbüren.
© Hugo Huijbers | FreshPlaza.deAls Tochterunternehmen der auf Beet- und Zierpflanzen spezialisierten Emsflower-Gruppe erzeugt Emsland Gemüse im Auftrag der Landgard eG Tomaten für den deutschen LEH an. Das Gros der Ernte wird innerhalb der niedersächsischen Landesgrenzen vermarktet.
Änderungen im Sortenspektrum und Anbauplan
„Im Vorjahr war der Absatz zu Beginn der Saison sehr schwach, sodass letztendlich große Mengen zu sehr niedrigen Preisen ins Ausland exportiert wurden. Dies hat uns dazu bewogen, einige Änderungen im Anbauplan vorzunehmen: So haben wir unsere gesamte Tomatenproduktion in diesem Jahr um 3 Hektar auf insgesamt 18 Hektar erweitert, wobei die Anbaufläche für Premium-Strauchtomaten auf Lasten der groben Strauchtomaten ausgeweitet wurde. Rückblickend hat sich diese Entscheidung als richtig erwiesen, da der bisherige Absatz verglichen mit dem Vorjahr wesentlich besser und vor allem stabiler ist. Auch während der Ferienzeit verzeichneten wir eine gute Nachfrage und konnten sogar Kollegen mit unseren Strauchtomaten unterstützen. Wir werden also vermutlich auch im nächsten Jahr einen nahezu ähnlichen Anbauplan beibehalten", führt Savenije weiter aus. Die letzten Tomaten der Saison werden in der Regel in der KW 48-49 geerntet.
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Sweeterno-Strauchtomaten (l) sowie Fleischtomaten der Sorte Falkland: Neben der Haupternte ab Woche 26 konnten in diesem Jahr in kleinerem Ausmaß (ca. 3,6 ha) ab Woche 17 ebenfalls Tomaten für den frühen Bereich geerntet werden.
Neben Strauchtomaten sind im riesigen Gewächshauskomplex ebenfalls Cocktail-, Fleisch- sowie Cherrytomaten vorzufinden. Auch die Emsland Gemüse GmbH setzt auf Sortenebene zunehmend auf Tobrfv-resistente Sorten: „Bei den Cocktailtomaten erzeugen wir neben Brioso nun auch versuchsweise die Sorte Saint Anna, während wir im Segment der Fleischtomaten bereits komplett auf die neue Sorte Falkland umgestiegen sind." Bei Strauchtomaten sei der Übergang hingegen etwas schwieriger, bestätigt Savenije. „Wir führen zwar einige Versuche mit HR-Sorten durch, erfahrungsgemäß ist die Anzahl an geeigneten Optionen in unserem Segment, nämlich den Geschmackstomaten, vorerst jedoch recht limitiert."
Arbeitskräfte aus Zentralasien
Nicht nur hinsichtlich zukunftsfähiger Sorten, sondern auch in vielen anderen Bereichen befindet sich der Erwerbsgartenbau nun im Wandel, beobachtet der Tomatenspezialist des Weiteren. „Unsere Branche sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Energiekrise trifft uns weniger, da wir bereits seit einigen Jahren nicht mehr mit Gas heizen, sondern über eine Holzhackschnitzelanlage verfügen. Vielmehr machen uns der Arbeitskräftemangel sowie die Mindestlohnanhebung zu schaffen. So beschäftigen wir in diesem Jahr erstmals Saisonarbeiter aus Zentralasien, primär aus Tadschikistan und Kasachstan, auf unserem Betrieb. Die Sprachbarriere und der bürokratische Mehraufwand, der mit der Beschäftigung von Menschen aus Nicht-EU-Ländern verbunden ist, sind dabei zwei große Nachteile."
Währenddessen steht auch der Handel vor einem moralischen Dilemma: "Einerseits hat sich der Handel zwar zu Tomaten aus regionalem Anbau bekannt, andererseits werden das ganze Jahr über Unmengen an Tomaten aus Niedriglohnländern importiert. Obwohl ich die Abwägung allein aus Preisgründen nachvollziehen kann, geht es hier nicht nur um reine Margen, sondern vor allem auch um die Schaffung von Existenzsicherheit für einheimische Erzeuger."
© Emsland Gemüse
Zukunft des Erwerbsgartenbaus
Trotz aller Herausforderungen blickt Savenije der Zukunft zuversichtlich entgegen: „Seit einigen Jahren haben wir während der Saison einige Praktikanten aus den Niederlanden sowie Deutschland auf unserem Betrieb, primär Leute, die auf dem elterlichen Hof aufgewachsen sind und voller Energie, Ideen und Ambitionen stecken. Dies fehlt meines Erachtens noch zu sehr in der Berichterstattung und generell in der Diskussion um den Stand des Gartenbausektors." Der niederländisch-deutsche Gemüsebaubetrieb möchte sich dabei als Vorzeigebetrieb positionieren und mutige Wege gehen. "Wir blicken über den Tomatenanbau hinaus und wären auch für weitere Kulturen offen, wie etwa Hydrosalat, den wir bereits in kleinerem Stil in unserer Erlebniswelt anbauen, aber auch Gurken", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
Erwin Savenije
TB Emsland Gemüse GmbH
Sechs-Sterne-Weg 6
48488 Emsbüren
Tel: +49 172 7952831
[email protected]
www.emsflower.de