Die diesjährige Zitrussaison der südlichen Hemisphäre sei von Höhen und Tiefen geprägt, berichtet Sven Stahmer, spezialisierter Zitrusimporteur und geschäftsführender Gesellschafter der Rhino Fresh Produce GmbH mit Sitz in Stuhr bei Bremen. Speziell bei den Zitronen sei die Beschaffungslage bereits seit Beginn der Saison mitunter sehr herausfordernd gewesen, was die Preise entsprechend nach oben getrieben habe. Freundlicher zeigte sich hingegen der Bereich der Grapefruits, in dem sich nun eine vielversprechende Produktinnovation blicken lässt.
Über das ganze Zitrussegment hinweg liegt das südafrikanische Exportvolumen etwa auf oder sogar über dem Niveau des Vorjahres, zitiert Stahmer aktuelle Statistiken. "Speziell bei Zitronen spricht man von knappen Exportmengen, was aber nicht ganz der Wahrheit entspricht. Es gibt aber einen relativ großen Anteil an Klasse-II-Ware, was das Gesamtvolumen für den Export nach Europa entsprechend reduziert. Obwohl die ursprünglichen Erwartungen nicht ganz eingehalten werden konnten, war die diesjährige Kampagne recht stabil, ohne gravierende Preisschwankungen." Angefangen hat die Saison in den nördlichen Anbaugebieten Limpopo, Hoedspruit, Groblersdal und Marble Hall, die bis vor wenigen Jahren überwiegend Ware für den Mittleren Osten produziert haben, gefolgt vom Ostkap ab Juli.
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Die neueste Sorteninnovation im Bereich der Grapefruits namens Jackson
Südafrikanische Zitronen bis Oktober?
Frostbedingt dürfte die türkische Zitronenernte in diesem Jahr verspätet in Schwung kommen. "Es ist daher zu erwarten, dass sich die südafrikanische Saison dieses Jahr länger ziehen wird. Bis Mitte Oktober kann die Ware zollfrei in der EU abgeladen werden: Es wird im späten Bereich also sicherlich auch Ware vom Westkap, die sonst primär in die USA exportiert wird, auf dem EU-Markt landen. Ich schließe auch nicht aus, dass bis zu einem Drittel des gesamten Erntevolumens am Westkap letztlich hier ihren Absatz finden wird."
Die südafrikanischen Star Ruby Grapefruits bilden traditionell den Saisonauftakt im Mai. Stahmer: "Wir sind mit guten Preisen in die Saison gestartet, die dann allerdings im späteren Saisonverlauf mitunter gesunken sind. Nichtsdestotrotz konnten wir die Preiserwartungen der Exporteure im Ursprung größtenteils befriedigen. Nach der ersten Saisonhälfte gibt es während der Ferien im Juli traditionell einen signifikanten Nachfragerückgang, woraufhin wir dann ab der zweiten Augusthälfte wieder mehr Volumen platzieren können. Erwähnenswert ist dabei auch, dass der Bedarf an Grapefruit auf den osteuropäischen Märkten, speziell in Polen und dem Baltikum, in der Regel vergleichsweise höher ist, weshalb die Saison hier meistens auch bis weit in den Oktober hineingezogen wird."
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Das Team von Rhino Fresh Produce zu Besuch bei der Traubenproduktion in Brasilien vor der Saison: Hortencia Ferreira da Silva und Sven Stahmer.
Sorteninnovation bereichert Zitrusauswahl
Aufgrund ihrer Dominanz auf den globalen Märkten ist die Star Ruby bereits seit vielen Jahren sowohl in der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre mit Abstand die meistangebaute Sorte. Mit der Sorte Jackson bietet die Rhino Fresh Produce GmbH ihren Kunden nun im zweiten Jahr eine alternative Sorte für den Premiumbereich an. "Es handelt sich um eine relativ süße, kleinkalibrige und leicht schälbare Frucht, die sich besonders auch für Kinder eignet. Wir stellen fest, dass die Frucht vor allem im Premiumsegment guten Anklang findet. Speziell in Asien, aber auch in Großbritannien scheint sie sich nun gut zu etablieren, und im Baltikum ist sie sogar bei gewissen LEH-Kunden zum Renner geworden. Am deutschen Inlandsmarkt ist sie hingegen noch relativ unbekannt, obwohl sie im Großhandel bereits erste Abnehmer für sich gewinnen konnte. Mittelfristig sehe ich aber auch im hiesigen LEH viel Potenzial für diese Sorte, da sie nicht diesen bitteren Geschmack hat, sondern wesentlich milder ist."
"Sie hat eine glatte Haut, ein helles und saftiges Fruchtfleisch, wenig Kerne und kann gegessen werden wie eine Navel-Orange. Der Grund, warum die Jackson tropisch süßer ist, liegt daran, dass während der Produktion die Bäume mehr Feuchtigkeit und Zucker in den Früchten speichern als in den Wurzeln und Zweigen. Andere Grapefruitsorten verzichten im Allgemeinen auf Zucker, um ihre Saftigkeit zu bewahren. Die Jackson schafft beides. Wer die Jackson zum ersten Mal genießt, merkt sehr schnell, dass man sich auf eine Geschmacksreise begibt. Wir sind sehr erfreut, etwas wahrhaftig Neues in die Zitrusabteilungen bringen zu können." Das Exportvolumen der Jackson ist sehr limitiert. Das Vermarktungsfenster der Sorte Jackson erstreckt sich zunächst über die Sommermonate Juli und August.
Soft Citrus: Große Kaliber überwiegen
Im Bereich der Soft Citrus überwiegen dieses Jahr die dicken Kaliber und Klasse-II-Früchte. Die Ernte im Norden des Landes wurde bereits beendet, während die Saison am Ostkap nun Fahrt aufnimmt. Primär wird derzeit die Sorte Nadorcott verladen, flankiert von kleineren Mengen an Orri. Stahmer: "Angefangen hat die Saison mit Satsumas, die wir hauptsächlich in Osteuropa sowie Finnland verkauft haben. Verglichen mit dem Vorjahr waren die Qualitäten durchweg gut. Im Juni und Juli ging es dann weiter mit Leandri und Clemenules. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass noch hohe Bestände im Umlauf sind, die eventuell auch die Preise der Nadorcotts drücken könnten. Entscheidender Faktor in der Kategorie Soft Citrus sind die LEH-Programme, sodass man nicht vom Spotmarkt abhängig ist."
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Navel-Orangen südafrikanischen Ursprungs
Orangenexport aus Simbabwe gewinnt an Bedeutung
Die Rhino Fresh Produce GmbH wurde 2021 gegründet und widmet sich primär der Beschaffung und Vermarktung von Überseeware weltweit, wie Trauben, Avocados, Kern- und Beerenobst, Exoten sowie Zitrusfrüchten. Das Nuss- und Trockenfruchtsortiment der Rhino Fresh Produce entwickelt sich zu einem immer größeren Segment im Unternehmen. Dort werden bereits die ersten Produkte, wie Datteln, Erdnüsse und Haselnüsse, unter Eigenmarke verpackt und vermarktet. In Südafrika ergeben sich durchaus Synergieeffekte für die Rhino Fresh Produce im Zusammenspiel mit Produzenten, die nicht nur auf ein Obstsegment spezialisiert sind. So ist das Unternehmen ebenso in der dortigen noch jungen Kiwi- und Drachenfruchtproduktion involviert.
Mittlerweile befasst sich das in Stuhr ansässige Unternehmen ebenfalls mit dem Vertrieb ausgewählter, einheimischer Obsterzeugnisse, wie Äpfel, Kirschen und Erdbeeren. Entweder direkt oder über Partner werden LEH-Kunden in weiten Teilen Europas bedient. Im Bereich der Orangen erfolgte der Saisonübergang von Ägypten auf Südafrika in diesem Jahr erst in der zweiten Julihälfte, was ungewöhnlich spät sei. "Navels südafrikanischen Ursprungs haben wir nur kurzzeitig gehandelt, obwohl die qualitativ gute Ware am Markt sehr gut aufgenommen wurde. Seit Anfang August widmen wir uns nun primär den Valencia-Saftorangen, die wir sowohl aus Südafrika als auch aus Simbabwe beschaffen."
"Verglichen mit Südafrika ist der Orangenanbau in Simbabwe flächenmäßig kleiner. Dennoch haben wir den Anteil in den ersten vier Jahren bereits auf rund ein Drittel des Gesamtvolumens steigern können, Tendenz leicht steigend. Wir werden die Verladungen aus Südafrika voraussichtlich in der KW 38 beenden, sodass wir bis Mitte Oktober Wareneingänge in Europa haben werden. Obwohl es auch Packer gibt, die sich bereits einige Wochen vorher aus dem Marktgeschehen zurückziehen", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
Sven Stahmer
Rhino Fresh Produce GmbH
Ernst-Abbe-Straße 6
DE – 28816 Stuhr
Tel: +49 42133005990
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