Bereits Ende Mai konnte im niederrheinischen Brüggen der erste heimische Brokkoli der diesjährigen Saison geerntet werden. Erste Aktionen mit Stückware hat es bereits in der KW 25 gegeben. "Wir schneiden jetzt bereits Bestände, die eigentlich erst in 1-2 Wochen geerntet werden würden", berichtet Fabio Winzen, der auf rund 150 Hektar Brokkoli anbaut und seine Erträge exklusiv über die Erzeugergenossenschaft Landgard vermarktet. Neben der Aufbereitung von Stückware für den deutschen LEH wird ein Teil des Ertrags seit diesem Jahr erstmals zu küchenfertigen Brokkoliröschen verarbeitet. Die Winzen GbR hat damit einen neuen Verwertungskanal für die Über- sowie Untergrößen gefunden, bestätigt der Landwirt im Gespräch vor Ort.
© Hugo Huijbers | FreshPlaza.de
Fabio Winzen im Kühlhaus. Ergänzend zur Aufbereitung und Verpackung von Frischware wird ein Teil des Ertrags nun ebenfalls weiterverarbeitet.
Die großen LEH-Ketten setzen nahezu ausschließlich auf Stückgewichte zwischen 400 und 500 Gramm. "Bis 2024 hatten wir einen LEH-Kunden, der ebenfalls 6kg-Kartons mit unterschiedlichen Größen abgenommen hat. Nachdem auch dieser Kunde auf 500 Gramm Stückware umgestellt hat, ist uns damit der Absatzkanal für die leichtere und schwerere Ware weggebrochen. Dies war für uns ein wichtiger Beweggrund, zusammen mit der Genossenschaft eine alternative Verwertung zu suchen, was uns nun mit der neuen Produktlinie in Form küchenfertiger Brokkoliröschen auch gelungen ist." Bislang sind die Röschen bei zwei LEH-Ketten in Deutschland vorzufinden.
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Die frisch verarbeiteten Brokkoliröschen werden noch ein letztes Mal händisch sortiert. Geerntet wird in der Regel bis Anfang/Mitte November.
Guter Saisonauftakt trotz Hitzephase
Bislang blickt der Landwirt auf einen gelungenen Ernteauftakt zurück. "Wir haben durchweg gute Qualitäten und relativ wenig Probleme mit Fäulnis. Aktuell haben wir eher zu viel als zu wenig Ware. Es ist jetzt bereits absehbar, dass die diesjährige Erntemenge höher als im nassen Vorjahr sein wird." Auch die Hitzewelle in der KW 26/27 hat der Bestand relativ gut überstanden, führt Winzen weiter aus. "Wir haben teilweise nachts geerntet, da es schlicht zu heiß war, um die Erntehelfer tagsüber aufs Feld zu schicken. Auch bei Temperaturen weit über 30 Grad hat der Brokkoli weiterhin eine gute Qualität, seine Lagerfähigkeit kann jedoch etwas geringer sein. Daher ist nicht auszuschließen, dass ab KW 29/30 etwas weniger Ware am Markt verfügbar ist. Da die Nachfrage zwischen Mitte Juli und Ende August aufgrund der Sommerferien aber ohnehin etwas schwächer ist, stellt das kein Problem dar." Momentan wird primär die Sorte Triton geerntet, während im Herbst die Parthenon überwiegt. Die Erzeugerpreise liegen momentan signifikant unter dem Niveau des Vorjahres.
Fokus auf ausgewählten Sonderkulturen
Die Ursprünge des Brokkoli-Anbaus auf dem Betrieb Winzen gehen auf Anfang der 90-er Jahre zurück. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten widmete sich die Familie Winzen sowohl der Viehhaltung als auch dem Gemüsebau. Martin Winzen hat mit dem Anbau von Brokkoli begonnen. Nun wird der Betrieb von Fabio Winzen in der dritten Generation weitergeführt. Nach dem Einstieg von Fabio Winzen im Jahr 2019 wurde der Gemüsebau weiter forciert. 2022 erfolgte die Inbetriebnahme einer neuen Sortier- und Lagerhalle, während die Anbaukapazitäten für Brokkoli auf ca. 150 Hektar ausgeweitet wurden. "Neben Brokkoli erzeugen wir im Frühjahr auf rund 30 Hektar Rhabarber, da sich diese Kulturen auch vom Zeitablauf her sehr gut ergänzen. Darüber hinaus bauen wir seit letztem Jahr auf acht Hektar Urkohl an, der aussieht wie ein flacher Weißkohl und etwa parallel zum Brokkoli gepflanzt, geerntet und vermarktet wird."
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Urkohl für den Frischmarkt. Dank moderner Lagerkapazitäten kann der Flachkohl mitunter bis Weihnachten angeboten werden.
Insgesamt blickt der Brokkoli-Erzeuger der Zukunft zuversichtlich entgegen: "Wir haben mit den Brokkoliröschen ein tolles, zukunftsweisendes Konzept gefunden und fühlen uns mit Landgard als Genossenschaft und verlässlichem Vermarktungspartner weiterhin gestärkt. Durch diese Partnerschaft erfreuen wir uns eines Höchstmaßes an Absatzsicherheit. Anbautechnisch gibt es durchaus zahlreiche Herausforderungen, die wir mittel- bis langfristig zu meistern haben. Brokkoli ist eine vergleichsweise aufwendige Kultur, die über den gesamten Anbauprozess viel Handarbeit erfordert. Wir überlegen uns nun eine vollautomatische Pflanzmaschine anzuschaffen. Eine Automatisierung der Ernte ist zurzeit noch schwierig, für die Zukunft aber hoffentlich umsetzbar, um die steigenden Ausgaben zu minimieren und den sinkenden Erzeugerpreisen entgegenzuwirken", schlussfolgert Fabio Winzen.
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Links: Einblick in die maschinelle Verarbeitung des Brokkolis. Der Strunk findet nachher als Tierfutter Verwendung, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht.
Rechts: Fabio Winzen zeigt frische Brokkoliröschen aus eigener Herstellung in der recyclebaren 350g-Topseal Verpackung.
Weitere Informationen:
Fabio Winzen
Winzen GbR.
Haverslohe 2A
41379 Brüggen
E-Mail: [email protected]
www.landgard.de