Die schwarz-rote Bundesregierung, federführend die SPD, beabsichtigt, den Mindestlohn auf 15 EUR anzuheben. Dann müssten auch Erdbeerbauern ihren meist ausländischen Saisonarbeitern (die Mehrheit kommt aus Rumänien) 15 EUR pro Stunde zahlen. Nicht machbar für viele Betriebe heißt es vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer auf Anfrage des Münchner Merkur.
Sachsen: Üppige Erträge erwartet
In Sachsen wurde die diesjährige Erdbeersaison nun offiziell eröffnet, und zwar auf dem Betrieb Obstgut Genossenschaft Seelitz (OGS) in Mittelsachsen. Die Obstbauern rechnen nach dem Krisenjahr 2024 mit extremen Frostschäden diesmal mit guten Erträgen. Erwartet wird eine Erntemenge von 1.500 Tonnen. Zugleich gibt es in der Branche aber auch Sorgen - die Anbaufläche für Erdbeeren geht in Sachsen immer weiter zurück. In diesem Jahr werden sie noch auf 175 Hektar angebaut. Voriges Jahr waren es nach Verbandsangaben 208 Hektar, Anfang der 2000er Jahren waren es noch 600 Hektar und mehr.
"Die Witterung hat uns in diesem Jahr keine wesentlichen Kapriolen gebracht", sagte Jörg Geithel, Vorsitzender des Obstbauverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt bei der Saisoneröffnung. Die zuletzt kühlen Temperaturen hätten zwar die Reife der Erdbeeren etwas verzögert, aber das werde Qualität und Menge nicht schmälern.
Hessen: Erste Himbeeren aus geschütztem Anbau
Auf dem Betrieb Wetterauer Früchtchen in Münzenberg ist die Erdbeerernte im Freiland nun in vollem Gange, berichtet Betriebsinhaber Maximilian Reuhl, dessen Früchte u.a. bei Tegut-Märkten vorzufinden sind. Sowohl mit dem bisherigen Ertrag als auch mit dem Absatz seiner Erdbeeren zeigt sich Reuhl momentan recht zufrieden. In der KW 22 konnten ebenfalls erste Himbeeren aus geschütztem Tunnelanbau geerntet werden. Es handelt sich jedoch noch um Kleinstmengen, sagt Reuhl auf Anfrage von FreshPlaza.de. Noch sei der Markt hart umkämpft und der Wettbewerb mit günstigen Produktionsländern wie Marokko erheblich, führt er weiter aus.
NRW: 'Frühe Verfügbarkeit regionaler Erdbeeren hat ihren Preis'
In NRW hat die Erdbeerernte in diesem Jahr besonders früh begonnen. Grund dafür war das sonnige Wetter im März, wie Bernd Möllers von der Landwirtschaftskammer NRW sagte. Die frühe Verfügbarkeit der Erdbeeren in NRW hat jedoch ihren Preis. Derzeit liegt der Kilopreis bei durchschnittlich 8,19 EUR, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres kosteten die Früchte 8,08 EUR. Im Jahresdurchschnitt lag der Preis 2024 bei 6,69 EUR.
Von den rund 340 Erdbeerbetrieben in NRW setzen immer mehr auf geschützten Anbau. Während 1.600 Hektar im Freiland bewirtschaftet werden, stehen inzwischen 500 Hektar unter Folientunneln oder Abdeckungen. "Der Trend geht weiter in Richtung geschützter Anbau", stellt Möllers fest.
Sachsen-Anhalt: Suche nach Hilfskräften wird tendenziell schwieriger
Im Burgenlandkreis hat für Landwirt Martin Beck die Erdbeersaison begonnen – und mit ihr der große logistische Kraftakt. Ohne Erntehelferinnen und -helfer aus dem Ausland könnten viele Betriebe ihre Felder gar nicht bewirtschaften. Seit dem Ukraine-Krieg hat sich die Herkunft der Helfer verschoben – und qualifiziertes Personal wird rar.
Bayern: Anbau in Hochbeeten gewinnt rasch an Bedeutung
Auf vielen Feldern in Bayern ist die Erdbeerernte nun in vollem Gange – auch wenn der Mai bisher recht kühl ausgefallen ist. "Jetzt geht es richtig rund", sagt Benedikt Gänger vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband in München. Um die Arbeit zu erleichtern, setzen Landwirte inzwischen vermehrt auf Hochbeete – im Fachjargon: bodenunabhängiger Anbau. Beim bodenunabhängigen Anbau werden unter Sonnentunneln Stellagen aufgestellt, das sind Metallgestelle, auf denen die Erdbeerpflanzen in etwa 1,30 Meter Höhe wachsen, wie Gänger erläutert. Der Landwirt betreibt in Niedermotzing (Landkreis Straubing-Bogen) auf etwa 45,5 Hektar Fläche Erdbeeranbau, davon 5,5 Hektar bodenunabhängig.
Für die Familie Sonner aus Königsdorf (Südbayern) gehört die Erdbeererzeugung bald der Geschichte an. Über 60 Jahre widmete sich die Erzeugerfamilie dem Anbau von Freilanderdbeeren. Nun endet diese Ära. Hans Sonner zieht sich nun jedoch aus dem Erdbeergeschäft zurück. "Ich habe keinen Nachfolger", sagt der 68-Jährige auf Nachfrage unserer Zeitung. "Sonst hätte ich schon weitergemacht." Ganz ohne süße Früchtchen kann der Königsdorfer aber auch nicht. Eine Plantage mit Himbeeren möchte er weiterhin bestellen.
Brandenburg: Teils verheerende Frostschäden im Erdbeeranbau
Trotz ihrer großen Beliebtheit ist die Anbaufläche für Erdbeeren in Brandenburg weiter rückläufig, hieß es zum Saisonauftakt am 26. Mai. Im Freilandanbau werden aktuell nur noch rund 150 Hektar bewirtschaftet. Im Vergleich dazu betrug 2017 die Anbaufläche noch 537,2 Hektar. Unter Schutzabdeckungen wie Folientunneln und Gewächshäusern beträgt die Erdbeer-Anbaufläche aktuell etwa 21 Hektar. Hier wurden ca. 250 Tonnen Erdbeeren geerntet. (Stand 07 / 2024) Auch im geschützten Anbau verringerte sich die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte. Der Ertrag der roten Früchte stieg bei dieser Anbauvariante auf 122 Dezitonnen pro Hektar. Der durchschnittliche Ertrag 2024 im Freiland betrug demgegenüber lediglich 49 Dezitonnen pro Hektar, was zu einem großen Teil auf starke Spätfröste zurückzuführen ist. Daher ist langfristig von einem sinkenden Anbau im Freiland auszugehen.
In der Nacht auf den 6. Mai 2025 sanken die Temperaturen unerwartet auf bis zu -2,5 °C mit verheerenden Folgen für den Obstbau im Osten Brandenburgs. "Trotz aller Schutzmaßnahmen und guter Sortenwahl wurden große Teile unserer Erdbeerernte durch den Spätfrost zerstört", sagt Reiner Matthes von der Pomona Gartenbau GmbH & Co. KG. Eine Möglichkeit, den Anbau besser gegen Klimarisiken zu wappnen, könnte der Einsatz von Agri-Photovoltaik (Agri-PV) sein. Diese Technologie verbindet landwirtschaftliche Nutzung mit Energieerzeugung und könnte Erdbeeranlagen künftig wie ein schützendes Dach überdecken und mit Frostschutzberegnung kombiniert werden. "Noch gibt es wenige Testbetriebe, aber wir prüfen Strategien und Forschungsergebnisse, um uns in diese Richtung hin zu entwickeln", so Matthes weiter.
Oberösterreich: Witterung begünstigt Fruchtgröße und -qualität
Auch in Oberösterreich geht die Freilandernte nun vonstatten. "Wenn heuer in Oberösterreich 70 bäuerliche Familien auf 320 Hektar Erdbeeren kultivieren, bedeutet das, dass knapp 30 Prozent der österreichischen Erdbeeren aus Oberösterreich kommen, denn bundesweit gibt es derzeit 1.156 Hektar dieser köstlichen Frucht", erklärt LK OÖ-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl. Die mäßigen Temperaturen und Niederschläge im Mai waren der Erdbeerkultur grundsätzlich sehr zuträglich, was sich in der Fruchtgröße und -qualität positiv auswirkt.