Der Gemüseanbau in Murcia steht unter Druck. Neben den unbeständigen Wetterbedingungen hat die Branche mit der Konkurrenz aus anderen Ländern, Unsicherheiten hinsichtlich der Wasserüberleitung vom Tajo zum Segura und Umweltvorschriften für die Lagune Mar Menor zu kämpfen. Dadurch wird der Anbau immer spezialisierter, und der Anbau von Kulturen wie Artischocken, Paprika, Brokkoli und Salat erfordert immer fortschrittlichere Techniken.
Jedes Jahr werden die Erzeuger auf die Probe gestellt. Laut Mariano Zapata, Direktor von Mercagrisa und Vorsitzender des Exportverbands Proexport, hat der Regen in dieser Saison zu einem geringeren Ertrag bei Gewächshauspaprika und -brokkoli geführt. Dagegen haben sich Salat und Artischocken gut entwickelt. Insgesamt bezeichnet er die Saison als erfolgreich.
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Das wiedererwachte Interesse an Artischocken ist eine gute Nachricht. Da die Zubereitung zeitaufwendig ist, geriet dieses Gemüse in der Küche in Vergessenheit. Die Unternehmen reagieren darauf mit vorgekochten Artischocken, wobei sie hybride Sorten den traditionellen weißen Artischocken aus Tudela vorziehen. Laut Zapata trägt die Arbeit des spanischen Verbandes der Artischockenerzeuger zu dieser Wiederbelebung bei.
Fairer Wettbewerb wünschenswert
Zapata weist auf den zunehmenden Druck durch Länder wie Marokko und die Türkei hin, insbesondere bei arbeitsintensiven Kulturen wie Tomaten und grünen Bohnen. Dennoch bleibt es schwierig, mit dem günstigen Klima Murcias zu konkurrieren. Er betont, dass Murcia ideale Bedingungen für den Freilandanbau hat, aber mehr qualifiziertes Personal benötigt wird.
Seit einigen Monaten ist Christophe Hansen EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung. Zapata merkt an, dass Hansen ein Auge für die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln hat, die zu mehr Schädlingsbefall führt. Während europäische Erzeuger strenge Vorschriften einhalten müssen, werden Produkte aus Drittländern ohne diese Beschränkungen importiert. "Wir müssen alle nach den gleichen Regeln spielen", fordert Zapata.
Wasserknappheit droht
Neben den EU-Vorschriften stellt die mögliche Verringerung der Wasserzufuhr vom Tajo zum Segura eine Bedrohung für Provinzen wie Almería, Alicante und Murcia dar. "Man kann das Klima nicht dorthin verlegen, wo das Wasser ist, aber man kann das Wasser dorthin verlegen, wo das Klima optimal ist", sagt Zapata.
Das spanische Ministerium für ökologischen Wandel will die Wasserzufuhr durch Übertragung um 50 Prozent reduzieren. Auch die Nutzung von Grundwasser soll um denselben Prozentsatz zurückgefahren werden. "Mit der Hälfte des Wassers ist auch der Ertrag nur halb so hoch, was zu höheren Preisen und weniger Arbeitsplätzen führt. Entsalztes Wasser ist keine kurzfristige Lösung", warnt er.
Ein weiteres Hindernis sind die Vorschriften zu Überstunden. Die Arbeitnehmer erreichen ihre maximale Überstundenzahl oft schon innerhalb von zwei Wochen. Einige Unternehmen stellen auf Schichtarbeit um, während andere ihre Lager früher schließen müssen, weil die Mitarbeitenden ihr Limit erreicht haben. "Wenn die Überstunden aufgebraucht sind, können die Arbeitnehmer kein zusätzliches Geld verdienen, auch wenn sie es brauchen", so Zapata.
Anpassung an das Mar-Menor-Gesetz verläuft gut
Das Mar-Menor-Gesetz ist seit drei Jahren in Kraft. "Der Gartenbausektor in Murcia passt sich hervorragend an, auch wenn das nicht ohne Herausforderungen verläuft. Viele Unternehmen haben jemanden eingestellt, der dafür sorgt, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Dadurch steigt die Qualität des Obst- und Gemüseanbaus in Murcia auf ein unbestreitbares Niveau", so Zapata abschließend.
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