"Die zukünftige Lagerung von Obst ist ein umfassendes Thema, verbunden mit neuer Technik und großen Investitionen – aber es ist ein Thema, das immer mehr in den Fokus von Umwelt, Verbrauchern und damit auch für die Obstbauern kommen wird", erklärte Jacco Smid, Verkaufsleiter der VDH. "Die gute Nachricht ist, dass es inzwischen mit der CO₂-Technik sinnvolle und für die Praxis technisch ausgereifte Lösungen gibt."
An dem Lagertag am 3. April in Schnetzenhausen nahmen über 35 Obstbauern aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland teil. Der einhellige Tenor der Teilnehmer war: Wir müssen uns diesem Thema stellen und dann ist es besser jetzt als in fünf Jahren, wenn die große Nachfrage beginnt. Der Veranstalter VDH Products BV ist ein führender niederländischer Hersteller von Mess- und Regeltechnik, spezialisiert auf Branchen wie die Landwirtschaft und den Obstbau. Jacco Smid: "Unsere Expertise liegt in der Entwicklung fortschrittlicher Regelsysteme für die Lagerung und Konservierung von Weich- und Kernobst, wie Äpfeln, Birnen und Beeren. Darüber hinaus bieten wir Lösungen für die Lagerung und Konservierung landwirtschaftlicher Produkte, einschließlich Kartoffeln und Zwiebeln." Aufgrund der großen Resonanz der Veranstaltung wird der Lagertag am 20.05.2025 am Forum am Campus Klein-Altendorf, Rheinbach wiederholt. Die Tagung richtet sich an: Neueinsteiger, Installateur-Experten, IP- und Öko-Anbauer, Auffrischer, Techniker, Verarbeiter.
Die Referenten des diesjährigen Obstlagertags. Im Uhrzeigersinn: Rob Plaat von Agracool, Volker Pelletier von Meilbeck, Felix Büchele des KOB, Wim Schmitz und das Team von VDH.
Klimawandel beeinflusst Lagerfähigkeit von Äpfeln
Unter dem Thema: "Verlust statt Genuss – Klimawandel als Herausforderung für die Obstlagerung" referierte Dr. Felix Büchele vom KOB Bavendorf. "Der Klimawandel wird zwangsläufig eine Änderung des Sortenspektrums nach sich ziehen; die extrem heißen Bedingungen im Spätsommer beschleunigen insbesondere bei frühen und empfindlichen Sorten das Reifeverhalten, verkürzen das Erntefenster und beeinträchtigen die Lagerfähigkeit nachhaltig", erklärte er. Mit steigenden Temperaturen im Winter und Frühjahr verschiebe sich generell die Pflanzenentwicklung, d. h. "im Schnitt liegt die Vollblüte mittlerweile 20 Tage früher als im Vergleich von vor 60 Jahren!" Folgen hiervon sind noch bis in die Lagerung zu spüren:
Im Vortrag wurde aufgezeigt, wie die extremen klimatischen Bedingungen den Calciumtransport in die Frucht hemmen, mit schwerwiegenden Konsequenzen, "denn was zum Fruchtansatz nicht eingelagert wird, fehlt am Ende. Die Fruchtgröße nimmt zu, das eingelagerte Calcium wird verdünnt, die Gefahr von Stippigkeit steigt. Er schlussfolgerte:
1. Wichtigster Schritt ist und bleibt der Erntetermin! Jedoch sind Empfehlungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit mit den neuen klimatischen Bedingungen unzuverlässig.
2. Hitzebedingte Reifeverschiebungen erschweren das Erntezeitpunkt-Management, mit erhöhtem Risiko überreifer Partien in Mischchargen
3. Inhomogene Fruchtqualität innerhalb von Partien durch stressbedingt variable Reifung erschwert eine standardisierte CA- bzw. ULO-Lagerung und führt zu einer uneinheitlichen Lagerstabilität.
4. Wärmere Früchte zur Einlagerung bedeuten nicht nur einen höheren Kühlbedarf, sondern resultieren zusätzlich auch in einer höheren Kälteempfindlichkeit der Früchte und vermehrt Schadsymptomen wie die weiche Schalenbräune
5. Die extremen Temperaturschwankungen erhöhen das Risiko von Glasigkeit merklich - Betroffene Früchte dürfen keinesfalls im CA-Lager landen!
6. Zunehmend warme Jahre mit anhaltenden Feuchteperioden fördern Pilzwachstum und Sporulation - Hitze- und Trockenstress im Wechsel mit intensiver Feuchtigkeit verursachen Mikrorisse in der Schale und beeinträchtigen zudem das Immunsystem der Äpfel. Unabhängig von der Thematik Pflanzenschutz steigt somit das Fäulnisrisiko im Lager.
In intensiven Untersuchungen erarbeitet er und sein Team in Bavendorf Beziehungen zu den Themen: Wie beeinflusst der Witterungsverlauf in der Zellteilungsphase das Risiko von Fleischbräune im Lager, was hat die Schalenfarbe mit der Haltbarkeit zu tun, sowie das große Potenzial innovativer Technologien wie der DCA-Lagerung bei Risikopartien. "Wir arbeiten hier intensiv an Lösungen für die Obstbauern, betonte Dr. Büchele, die ersten Ergebnisse müssen noch erhärtet werden, das Thema Obstlagerung in Zukunft bleibt spannend."
CO2-Lagerung heißt für die Zukunft denken
"Wir haben seit über 35 Jahren Erfahrung in der Installation und Wartung von gewerblichen Kälteanlagen, in den letzten fünfzehn Jahren spezialisierten wir uns immer mehr auf den Bereich Lagerung mit CO₂-Technik", erläuterte Volker Pelletier von der Firma Meilbeck aus Grünberg. In einer Zusammenarbeit mit über zehn Installationsbetrieben unter dem Dach von BluuUnit in ganz Deutschland haben wir die Kompetenzen im Bereich Kälteverbundanlagen gebündelt.
"Und nach einer solch langen Zeit kann ich sagen, dass jedes Projekt individuell geplant und gesteuert werden muss. Es gibt kein Projekt von der "Stange". Dafür sind die Anforderungen an die Lagerung von Obst zu speziell, die Räumlichkeiten sind zu verschieden und die Ansprüche der Obstbauern auch. Also, jede Kühlung wird individuell auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt", betonte er. In einem Integralsystem verbinden wir Kälte-, Klima- und Wärmeerzeugung intelligent miteinander, wobei die Wärmerückgewinnung ein wichtiger Baustein unseres Konzepts ist. "Ziele für den Obstbauern müssen doch immer eine optimierte Kältetechnik verbunden mit einer hohen Betriebssicherheit und den geringsten Betriebskosten für den speziellen Bedarf im Bereich Kernobst sein." Deswegen sollte sich der Obstbauer vor der Investition folgende fundamentale Fragen stellen:
- Welche Technik / Kältemittel / Konzept usw. setzte ich ein?
- Wer kann mich fachlich kompetent und unabhängig beraten?
- Von welcher Fachfirma kann ich so eine Investition vertrauensvoll bauen lassen?
- Hat die Kältefirma technisch und auch kaufmännisch die Erfahrung?
- Wie wird die Kälteanlage im Service / Fernservice, aber auch im Energiemanagement betreut?
- Hat die Kältefachfirma meines Vertrauens auch das Fachpersonal für die neue Technik?
"Bedenken Sie, riet er den Obstbauern, dass die obstbaulichen Belange und Anforderungen immer abgedeckt sein müssen, Lagerung muss neu gedacht werden, die CO₂ Kühlung ist hier eine sinnvolle Möglichkeit aus energetischen Gründen, eine ausgereifte Technik ist zukunftsfähig, mit wirtschaftlicher Rentabilität vorhanden."
MC2- & MC3-Serie – die neueste Generation von Fruchtreglern
Der Softwareentwickler Allard van der Meer von der Firma VDH aus Roden (Niederlande) präsentierte die neuen Fruchtregler MC2-FC und MC3-FRUIT/COOL. Die MC2- und MC3-Serie stellen die neueste Generation von VDH-Controllern für verschiedene Anwendungen dar. Der Vorgänger des MC2-FC, die 785-Serie, hat sich weltweit als zuverlässig, vielseitig, wirtschaftlich und benutzerfreundlich bewährt. Die neue MC2-Serie verfügt jetzt über eine flexible Schnittstelle, wodurch sich der Controller einfach programmieren lässt. Während der MC2-FC-Controller eine Zelle steuern kann, ist der MC3-FRUIT in der Lage, bis zu fünf Zellen zu regeln und bietet zudem erweiterte Funktionalitäten. Über das Daten- und Registrierungssoftwarepaket namens VASP können mehr als 100 Regler angeschlossen und bedient werden. Es steht zudem eine umfangreiche Analyse der angeschlossenen Zellen zur Verfügung. Alle Controller kommunizieren untereinander über eine Ethernetverbindung. Damit bildet die Serie die neueste Generation von Lagerreglern für Hart- und Weichobst. „Die Parameter und Einstellungen sind frei zugänglich, sodass man nicht von Lieferanten und Installateuren abhängig ist", betonte er.
"Wie alle VDH-Controller sind auch der MC2-FC und der MC3-FRUIT zuverlässig, vielseitig, wirtschaftlich und einfach zu bedienen und daher die beste Option, um ältere Systeme wie den FC 785-PC zu ersetzen." Die Funktionen umfassen: Abtauen, Lüftungsfunktionen, Netzwerkkommunikation mit dem FC785-PC, MC2-FC und MC3-FRUIT/COOL. Er erläuterte Subnetze, Kühlgruppen, Impulskühlgruppen, Abtaugruppen, die Funktionen des Tageszählers und des freilaufenden Zählers sowie die VASP-Software.
Massive Einsparungen beim Stromverbrauch sind möglich
Rob Plaat von der Firma agrocool zeigte anhand von Daten genau auf, wo und wie viel Energiekosten eingespart werden können. Er berichtete von seinen langjährigen Erfahrungen in Dänemark, Niederlanden und Belgien. Er gab eine Übersicht über bekannte Kälteanlagenbauer mit guten Erfahrungen in der CO₂-Kühlung. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer über seinen detaillierten Vergleich des Stromverbrauchs verschiedener Kühlsysteme. Seine Erfahrungen mit CO₂-Kühlung auf Betrieben seiner Kunden, also Unternehmen mit Lagerung von Äpfeln und Birnen, Kartoffeln und Obstbäumen rundeten den fundierten Vortrag ab.
Mehr Kälte mit weniger Stromkosten
"Mehr Kälte mit weniger Stromkosten muss ihr Motto für die zukünftige Obstlagerung sein", forderte Wim Schmitz seine Zuhörer zum Nachdenken auf. Er berichtete in seinem lebhaften Vortrag von seinen Erfahrungen mit der CO2-Kühlung aus der Praxis und stellte verschiedene Möglichkeiten bei der Reduzierung der Stromkosten vor:
- Nutzen Sie das periodische Abschalten der Kühlung
- Abhängig von den Stromverträgen kann die Zellkühlung mehrmals täglich komplett blockiert werden.
- Widmen Sie dabei auch ein besonderes Augenmerk auf die Wahl der Luftzirkulation in Echtzeit auf Tagesstrombasis.
- Optimieren Sie die Nutzung der eigenen Stromerzeugung/PV-Anlagen durch nächtliche Sperrung der Kühlung.
- Planen Sie die Kopplung der Kühlung mit der eigenen Stromproduktion und Batteriespeicherung.
Mit den Worten: 'Lagerung ist immer dann teuer, wenn am falschen Ende gespart wird', schloss er seinen informativen und praxisnahen Vortrag.
Nächster Lagertag am 20. Mai im Rheinland
Aufgrund der großen Resonanz der Veranstaltung wird der Lagertag am 20.05.2025 ab 13.00 Uhr im Forum am Campus Klein-Altendorf in Rheinbach wiederholt. Die Tagung richtet sich an: Neueinsteiger, Installateur-Experten, IP- und Öko-Anbauer, Auffrischer, Techniker, Verarbeiter.
Weitere Informationen und Anmeldung:
Dipl.Ing.agr. Herbert Knuppen
E-Mail: [email protected]