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Die plötzliche Belieferung von Aldi Deutschland war für Levarht mehr Fluch als Segen

Der Konkurs Levarht im Jahr 2022 kam unerwartet. Das 1933 gegründete Unternehmen hat nie rote Zahlen geschrieben. Doch die Nachforschungen der Treuhänder zeigen, dass der Konkurs von Levarht nicht völlig unerwartet kam. Die Treuhänder verweisen auf ein Zusammentreffen von Umständen und betonen in einem neuen Konkursbericht, dass den Geschäftsführern kein Fehlverhalten angelastet wird.

Die Bruttomargen des großen Gemüseunternehmens waren schon seit einiger Zeit rückläufig, sodass ein "extrem schlechtes Jahr" im Jahr 2021 dem Unternehmen den Kopf kostete. Levarht selbst hat die Gefahr erst zu spät erkannt, unter anderem wegen der Einführung eines neuen ERP-Systems. Als der Vorstand im September 2021 die finanzielle Lage im Griff hatte, war es bereits zu spät.

Dass die Einführung des neuen ERP-Systems nicht ganz reibungslos verlaufen ist, geben die Treuhänder nicht dem Vorstand die Schuld. Eine externe Partei sei damit beauftragt worden. Dem Vorstand die Schuld zu geben, würde nach Ansicht der Treuhänder bedeuten, dass die Dinge anders hätten gemacht werden müssen, und sie glauben nach der Untersuchung, dass das hier nicht der Fall ist.

Zentralisierung der Einkaufspolitik von Aldi
Für das Jahr 2021 wurde ein negatives Ergebnis vor Steuern von -/- 9,7 Millionen Euro erzielt. Das sind über 11 Millionen Euro schlechter (!) als im Jahr 2020, als ein knapper Gewinn von 1,3 Millionen Euro erzielt wurde. Die Ursachenanalyse zeigt, dass Levarht unter anderem unter einem sinkenden Volumen des Überseehandels, einem veränderten Produktsortiment aufgrund der Corona-Pandemie und der Zentralisierung der Einkaufspolitik von Aldi litt.

Levarht war auf dem europäischen Markt und auf Überseemärkten wie Asien, Nordamerika und dem Nahen Osten tätig und belieferte auch Aldi in den Niederlanden, Belgien und Deutschland. Das Unternehmen war auf einem Markt mit hohem Volumen und niedriger Gewinnspanne tätig. Dies spiegelt sich in den relativ niedrigen, aber recht stabilen Bruttomargen für die Jahre 2017 bis 2020 wider, die zwischen etwa 9 und 10 Prozent liegen.

Die höchsten Margen wurden im Überseehandel erzielt, die zwischen 4,2 Prozent für Asien im Jahr 2020 und 7 Prozent für den Nahen Osten im selben Jahr lagen. Die Corona-Pandemie schränkte den Tourismus und auch die Luftfrachtkapazitäten ein. Infolgedessen ging der Überseehandel zurück.

Die Gewinnspannen in Europa waren viel geringer, während das Volumen viel höher war. Im Jahr 2020 sank die Marge unter 0: -0,5 Prozent, während sie 2019 bei 0,2 Prozent und 2018 bei -1,3 Prozent lag. Das Mengenwachstum in Europa konnte den lukrativeren Überseehandel nicht ausgleichen.

Die Geschichte der niedrigen Margen weist Ähnlichkeiten mit einer anderen großen Insolvenz im Obst- und Gemüsehandel aus dem Jahr 2019 auf. Damals ging Quality Queen in Konkurs. Hier stellte der damalige Treuhänder fest, dass sich das Handelsunternehmen in einem "erdrückenden Zwiespalt zwischen Erzeugern und Supermärkten" befand.

Mehrkosten durch die Logistik
Das Produktsortiment bei Levarht hat sich nicht nur wegen Corona verändert, stellen die Konkursverwalter auf der Grundlage der Finanzuntersuchung fest. Während Levarht zuvor hauptsächlich Aldi-Niederlande und Aldi-Belgien mit "akzeptablen Bruttomargen" belieferte, musste das Unternehmen aufgrund der Zentralisierung auch Aldi-Deutschland beliefern. Die Logistik des Unternehmens war darauf nicht ausgerichtet. Die Lieferungen an Aldi Deutschland erforderten die Inanspruchnahme externer Transportdienste, bei denen die Lastwagen manchmal nur teilweise beladen waren. Außerdem musste Levarht mit (deutschen) Unternehmen konkurrieren, die ihre Lastwagen voll beladen hatten.

Qualitätsprobleme
Zwei weitere Gründe für den finanziellen Rückschlag von Levarht waren Qualitätsprobleme bei drei Produktgruppen im Jahr 2021: Melonen, Trauben und Paprika. Es ist normal, dass die Qualität einer Produktgruppe innerhalb eines Jahres enttäuschend ausfällt, aber enttäuschende Qualität bei drei Produktgruppen in einem Jahr ist überdurchschnittlich, was auch bedeutete, dass es mehr Gutschriften gab und viel weggeschmissen wurde.

Fehlerkosten
Ein weiterer Punkt, der sich negativ auf die Bruttomarge auswirkte, waren die Fehlerkosten in der Kette. Die Abteilungen Einkauf, Verkauf, Produktion und Logistik waren nicht gut aufeinander abgestimmt. Ineffizientes Bestandsmanagement und schlechte Koordination zwischen den Abteilungen führten beispielsweise dazu, dass Levarht sich für teure Last-Minute-Transporte oder Teillieferungen entscheiden musste, um die Produkte pünktlich zu den Kunden zu bringen. Diese Eil- und/oder Teillieferungen verursachten zusätzliche Kosten. Ein weiteres Beispiel ist, dass die Handelsabteilung einen Auftrag übernahm, den die Logistikabteilung nicht erfüllen konnte, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen, die über die Preisvereinbarungen mit dem Kunden hinausgingen.

Mangelnde Zusammenarbeit und Erfahrung
Die Bruttomarge sank, und die Personalkosten stiegen. Dies war mindestens seit 2017 der Fall, und im Jahr 2021 stiegen die Kosten weiter an, vor allem aufgrund der Einführung eines neuen ERP-Systems. Es stellte sich heraus, dass dies zusätzliches Personal erforderte, was zu zusätzlichen Kosten führte.

Für die Studie wurden auch Stakeholder befragt. Hier wird unter anderem der Ausscheiden eines erfahrenen Mitarbeiters in der Produktgruppe Paprika als zusätzliche Herausforderung im Unternehmen genannt, wo man sich mit einer konsistenten Selbstkostenkalkulation schwer tat. So kam es vor, dass beispielsweise Melonen oder Gurken ohne genaue Kalkulation der Marge eingekauft wurden. Dies führte dazu, dass einige Produkte trotz beträchtlicher Verkaufsmengen in die Verlustzone gerieten. Außerdem hatte Levarht nur einen begrenzten Einblick in die täglichen Preisschwankungen, insbesondere bei Produkten, die stark von internationalen Märkten und Wechselkursschwankungen abhängig waren. Zu diesem Zweck wurden u. a. externe Berater hinzugezogen.

Auszahlung der Gläubiger
Im regulären Konkursbericht reflektieren die Treuhänder über die weitere Abwicklung des Levarht-Konkurses. Levarht Dubai ist praktisch aufgelöst. Die Arbeiten zur Eintreibung von Geldern bei den letzten Schuldnern sind noch im Gange. Mit einem Schuldner wurde ein Vergleich geschlossen. Mit einem weiteren Schuldner wurde eine Zahlungsvereinbarung getroffen. Kurzfristig wird mit 650.000 USD (621.000 EUR) gerechnet. Damit wäre die Eintreibung der Schuldner weitgehend abgeschlossen.

An bevorrechtigte Gläubiger, darunter auch ehemalige Mitarbeiter, wurden Ende des vergangenen Jahres bereits über 1 Million Euro ausgezahlt. Die Treuhänder streben an, den Konkurs von Levarht so schnell wie möglich abzuwickeln. Dies wird jedoch davon abhängen, wie schnell die Forderungen der Endschuldner beglichen werden können. Wenn die Vereinbarungen mit den Schuldnern eingehalten werden, rechnen die Treuhänder damit, dass sie im zweiten Quartal 2025 mit den Vorbereitungen für die endgültige Abwicklung des Konkurses beginnen können.

Als Treuhänder wurden die Herren M.R. van Zanten und M.N. de Groot aus Amsterdam bestellt. Der am 28. Februar 2022 eröffnete Konkurs ist unter dem Aktenzeichen 13.ams.22.43.F.1306.1.22 registriert.