Patrick Meinhardt von Tannenhof Meinhardt in Weiterstadt erläuterte im Rahmen des Pfälzer Spargeltages im Januar die zukünftigen Umstellpläne im Grünspargelanbau und die Frage, ob die Restnutzung alter Bleichspargelanlagen noch zeitgemäß sei. "Wir sehen bei uns im Betrieb, dass die Absatzzahlen von Grünspargel steigen, die Nachfrage der Kunden von Jahr zu Jahr besser wird und wir schauen müssen, wie wir diese Nachfrage befriedigen können", sagte Meinhardt zu Beginn seines Vortrags. "Bisher haben wir Bleichspargelanlagen verwendet, die in Betrieb waren und nach sechs Erntejahren eigentlich ausgelaufen sind." Aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingungen habe man überlegt, welche alternativen Produktionswege für die Zukunft besser sein könnten.
Patrick Meinhardt während seines Vortrags zur Grünspargelproduktion. Foto: VSSE
Um diese Produktionswege zu vergleichen, habe er sich zunächst die aktuellen Kosten für eine Spargelanlage angesehen und sei auf ca. 24.000 EUR gekommen, die eine Spargelanlage kostet, bis sie das erste Mal ernten können. Hinzukämen laufende Kosten pro Jahr von ca. 4.000 EUR. "Bei der jungen Spargelanlage muss ich für die Produktion von Grünspargel die Investitionskosten am Anfang mittragen, auf der anderen Seite sind bei der Nutzung der Altspargelanlage die ganzen Investitionskosten durch die sechs Jahre mit Bleichspargel abgedeckt." Da stelle sich betrieblich die Frage, was wirtschaftlich sinnvoller sei. "Wenn ich diese 24.000 EUR dann durch die sechs Jahre teile, habe ich Kosten von 4.000 EUR pro Jahr, die bei einer jungen Spargelanlage, die ich direkt für Grünspargel verwende, draufkommen, denn die jährlichen Kosten bleiben bei den Anlagen, wenn ich sie weiterlaufen lasse, gleich." Seiner Meinung nach können diese 4.000 EUR über drei Ansätze wieder reingeholt werden: Erntemenge, Erntekosten und Qualität.
Fünf Tonnen Grünspargel in den ersten sechs Jahren
"Mit einer Anlage, die sechs Erntejahre auf dem Buckel hat, liegen wir noch ganz gut mit 2,8 Tonnen, aber die Problematik ist, dass jedes weitere Jahr der Ertrag nachlässt." Die Stangenanzahl und die durchschnittliche Schneidleistung, die von Jahr zu Jahr fallen, verglich er deshalb mit einer neu gepflanzten Grünspargelanlage. "Eine grüne Neuanlage bringt in den ersten sechs Jahren im Schnitt zehn Tonnen Ertrag, geteilt durch 80 Gramm und auf Grünspargel heruntergerechnet, können wir davon ausgehen, dass fünf Tonnen Grünspargelertrag im Schnitt in den ersten sechs Jahren machbar sein müssten. Das würde 125.000 Stangen entsprechen. Ob das letztlich so ist, werden wir sehen. Vielleicht war ich ein wenig optimistisch, aber man kann es auch als Ziel sehen und wenn es nur 4.500 hinterher sind, dann ist das auch okay."
Eine ältere Anlage bedeute aber auf jeden Fall einen Minderertrag. "Mit diesem Minderertrag, wenn wir jetzt mal die Stechkosten außer Acht lassen, müssen wir 4.000 EUR Anlagekosten sparen können. Das sieht jetzt nicht so schwierig aus, aber es gibt natürlich noch weitere Faktoren, die man beachten muss."
Wann ist eine Neuanlage profitabler?
Einer dieser Faktoren ist der steigende Mindestlohn. "Wenn wir uns jetzt allein die letzten fünf Jahre ansehen, dann ist der Mindestlohn um ein Drittel gestiegen. Das Verhältnis von Maschinen und Anlagekosten verschiebt sich Richtung Arbeitserledigungskosten. Deshalb die Frage: Wo liegt der Kipppunkt? Wann ist eine neue Anlage für uns profitabler als die Altanlage?"
Die Altanlage mit ca. 50.000 Stangen und 7,5 kg Schnittleistung führe im Betrieb zu Erntekosten von 1,71 EUR. Für die Vergleichbarkeit errechnete er eine kalkulierte Stechleistung von 11 kg pro Stunde. Eine Anlage mit fünf Tonnen oder 125.000 Stangen würde dementsprechend die Kosten pro gestochenem Kilo reduzieren. "Die Ernte für so eine Neuanlage ist 0,55 EUR pro Kilo günstiger."
Produktion um 25 Prozent günstiger
Bei der Altanlage liegen seine Stechkosten für zwei Tonnen bei 3.420 EUR. Dazu kämen die 4.000 EUR jährlichen Kosten. "Wenn ich das dann wiederum durch die zwei Tonnen Ertrag teile, kostet mich jedes einzelne Kilo, was ich produziert habe, 3,71 EUR. Der Vorteil dieser Variante ist, dass man die Investitionskosten nicht extra aufbringen muss." Seien die Investitionskosten von ca. 20.000 EUR aber vorhanden oder leihbar, sehe die Rechnung anders aus. "Für uns darf ich mit Stechkosten von 5.850 EUR und 4.000 EUR jährlichen Kosten rechnen sowie zusätzlichen Kosten von 4.000 EUR für die Neuanlage, sodass sich die Produktionskosten bei einer Neuanlage auf 2,77 EUR das Kilo belaufen." Das würde für den Betrieb in der Zukunft eine 25 Prozent günstigere Produktion bedeuten.
Neben dieser Hoffnung, die seiner Meinung noch nicht ausreichend ist für eine Umstellung, gebe es noch weitere Gründe für Produktionsumstellung wie die direkte Sortenwahl für Grünspargel, die Anpassung oder Optimierung der Anbaumethode (Abstand, Pflanztiefe, Doppelreihe) und eine Mentalitätsänderung der Belegschaft. Hinzukämen auch eine flexible Mengenproduktion in Bezug auf die gestiegene Nachfrage, eine bessere Beurteilung der Entstehungskosten und Erlöse, weniger Personalstundeneinsatz durch eventuell maschinelle Ernte sowie eine bessere Qualität durch jüngere Anlagen bzw. bessere Erlösmöglichkeiten.
Eher ein Einstieg als die Lösung
"Der Weg, Grünspargel aus altem Bleichspargel zu produzieren, war absolut unstrittig der richtige Weg, um in die Grünspargelproduktion einzutreten", betonte er. "Man konnte die beste Spargelanlage auswählen, sie weiter nutzen und schönen Grünspargel produzieren. Jetzt hat der Kunde aber angefangen, so viel Grünspargel nachzufragen, dass wir mit unseren Flächen gar nicht mehr hinkommen. Das heißt, wir fangen an, die Anlagen noch ein Jahr älter werden zu lassen, und das führt dazu, dass die Qualitäten abnehmen."
In Bezug auf die Sorten setzt Meinhardt weiter auf dunkelgrün. "Interessant ist, dass die Sorten, die wir jetzt anlegen, wieder anthocyanhaltig sein werden, weil auf Kundenseite sich kein Mensch dafür interessiert, ob der Spargel hellgrün ist oder dunkelgrün. Ich glaube auch, kaum ein Endverbraucher kennt den Unterschied. Solange die Kunden nicht explizit den Wunsch äußern, dass es der Hellgrüne sein muss, nehme ich lieber dunkelgrün, wo ich glaube, dass wir im Anbau vielleicht doch effektiver sein können."
"Ich hoffe, dass wir den richtigen Weg gehen, und würde mich freuen, in zwei oder drei Jahren wieder hier zu stehen und dann sagen zu können, es hat funktioniert. Jeder, der Interesse daran hat oder auch mit dem Gedanken spielt, den Grünspargel anders anzubauen, kann gerne mit mir in Kontakt treten", bot er anschließend an.
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