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Deutscher Wetterdienst und Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Wie geht es mit der Wasserversorgung infolge des Klimawandels in der Landwirtschaft weiter?

Extremwetterereignisse, trockene Böden und Sorgen um die Wasserversorgung: Die Folgen des Klimawandels sind in manchen Teilen der Welt, wie etwa in Spanien, bereits spürbar. Auf dem 7. Bio-Fachforum Gemüse und Kartoffeln in Visselhövede stellten Vertreter des Deutschen Wetterdienst sowie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ihre Ergebnisse zu den Folgen des Klimawandels für die deutsche Landwirtschaft vor.

Zur Entwicklung des Wasserhaushalts im Zuge des Klimawandels hielt Mathias Herbst vom Zentrum für Agrarmeteorologische Forschung Braunschweig (ZAMF) vom Deutschen Wetterdienst einen Vortrag. "Unter dem Klimawandel verstehen wir nicht, dass sich lediglich die Temperaturen und Niederschläge um einen bestimmten Betrag verschieben, sondern dass sich die Verteilung verändert. Ferner, dass in den nächsten Jahren mehr Extremwetterereignisse vorkommen werden. Wir müssen uns auf variablere Bedingungen einstellen", so Herbst.

2-Grad-Ziel schwer erreichbar
Klimaprojektionen, die sich auf die nächsten Jahrzehnte beziehen, hängen stark davon ab, ob und wie politische Maßnahmen greifen, um die Emissionen zu begrenzen. "Im sogenannten Klimaschutz-Szenario wird davon ausgegangen, dass wir bis Ende des Jahrhunderts eine Erderwärmung von maximal +1,7 Grad erreichen werden. Allerdings sind wir bereits jetzt schon bei einer Erwärmung von +1,4 Grad. Im Weiter-wie-bisher-Szenario, also dem Hochemissionsszenario, dass wir es mit Temperaturerhöhungen von einer ganz anderen Größenordnung zu tun haben werden. Wenn wir das 2-Grad-Szenario erreichen wollen, dann ist das kaum noch durch die Begrenzung von Emissionen zu erreichen. Vielmehr müsste man noch mehr CO₂ aus der Atmosphäre ziehen." Mit "Klima" bezeichnet der Deutsche Wetterdienst einen Zeitraum von 30 Jahren.

"Tröstlich für unsere Region ist, dass der gesamte Teil nördlich der Alpen insgesamt feuchter geworden ist und mehr Niederschläge abbekommt. Im mediterranen Bereich ist es eher tendenziell trockener geworden. Im gesamten Jahresverlauf zeigen die Projektionen, dass die sich Jahresniederschläge in Deutschland, selbst im pessimistischen Szenario, kaum verändern werden. In Winter werden allerdings mehr Niederschläge vorkommen, während sie im Sommer etwas abnehmen oder weitestgehend gleich bleiben."

Trockenere Böden
Im alten Referenzzeitraum von 1991 bis 2020 zeigt sich, dass etwa in Niedersachsen bereits eine negative Wasserbilanz zu spüren im Gegensatz zum Zeitraum von 1961 bis 1990. "Auch in Unter- und Mittelfranken, im Rhein-Main-Gebiet sowie in der Kölner Bucht ist es deutlich trockener geworden. Die Defizite in den betroffenen Regionen werden auch auf weiteres so trocken bleiben, womit keine vollständige Produktion mehr gewährleistet werden kann. Die Pflanzen werden stets von Wasserstress betroffen sein, sodass eine Ertragsmaximierung nur durch den zusätzlichen Einsatz von Wasser gelingen kann."

Die hohen Temperaturen hätte zur Folge, dass die Verdunstung und der Verbrauch sich erhöhen und dadurch auch der Wasserbedarf. In den vergangenen Jahren ist außerdem die Bodenfeuchtigkeit auf weiten Flächen unter 30 Prozent der nutzbaren Feldkapazität gesunken, was gerade bei Möhren zu Wasserstress führt. "Seit 2011 gibt es eine anhaltende Tendenz zu trockeneren Böden."

Verfrühte Vegetationsveränderung
Durch die verfrühte Vegetationsveränderung verlängert sich auch die Zeitperiode, in der die Pflanzen Wasser verdunsten bzw. in denen sie Wasser benötigen. Man kann sich aber auch nicht immer darauf verlassen, dass die Periode so lange anhalten wird oder ob im April/Mai nicht wieder Fröste auftreten." Daher sei eine komplette Umstellung der Anbaukulturen auch nur bedingt von Vorteil.

"Es ist eine Veränderung der klimatischen Wasserbilanz zu beobachten, die eine höhere Verdunstung aufweist, bei wiederum kaum veränderten Niederschlägen. Ein anderer Effekt, den wir berücksichtigen müssen, ist die Veränderung der Phänologie, sprich: der Pflanzenentwicklung. Es zeigt sich, dass sich die Vegetationsentwicklung insgesamt verfrüht, sodass die Vegetationsruhe drei Wochen kürzer ist als in den 30 Jahren davor." In diesem Winter sei zumindest eine Neubildung des Grundwassers in Sicht.

Herbsts Fazit: "Niederschläge im Winter nehmen zu, im Sommer wiederum nicht. Die Wasserverfügbarkeit wird sehr variabel sein. Schließlich kann man nicht davon ausgehen, dass in jedem Winter auch Grundwasser neu gebildet werden kann. Der Anbau von Zwischenfrüchten kann zumindest ein Ansatz sein, um künftig dem Klimawandel zu begegnen. Wir bleiben in Deutschland weiterhin in einer Gunstregion. Wir müssen uns aber den veränderten Bedingungen anpassen, denn bestimmte Wetterlagen und Witterungsperioden werden länger anhalten."


Ekkehard Fricke

Verschlechterte Wasserbilanz in vielen Regionen
Über die kommenden Herausforderungen und Anpassungsmöglichkeiten stellte Ekkehard Fricke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen seine Ergebnisse vor. "Laut dem Statistischen Bundesamt werden in Deutschland 16,6 Millionen Hektar Flächen landwirtschaftliche genutzt. Davon werden 770.000 Hektar bewässert, was ungefähr fünf Prozent entspricht. Niedersachsen ist das bewässerungsreichste Bundesland mit einem Gesamtanteil von 14 Prozent." Hinsichtlich der Wasserbilanz sei allerdings in Regionen Deutschlands eine Verschlechterung zu beobachten. "Der Einstieg in die Bewässerung ist für die Landwirtschaft die wirksamste Maßnahme, sich an den Klimawandel anzupassen."

Das Jahr 1959 galt als bislang das trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, was 2018 jedoch getoppt wurde. "Bewässerung gibt so ziemlich allen Kulturen einen deutlichen Vorteil, unter anderem aufgrund von Mineralieneinsatz und weiterem." Der Wasserbedarf, allein für die Beregnung, wird vermutlich von aktuell 254 Millionen m3/Jahr auf 598 Mio. m3/Jahr bis 2050 ansteigen, soweit die Prognose. Der Einsatz von passender Technik wird hierbei von Bedeutung sein: "Je nach Fläche werden Düsenwagen, Wasserkanonen oder der Einsatz von digitalen Hilfsmittel sowie die Bewässerungssteuerung vonnöten sein. Ferner werden Laub(misch)bestände sowie die Grundwasseranreicherung durch Versickerung wichtig werden. "Die Bereitstellung von Wasser für die Landwirtschaft wird künftig eine gesellschaftliche Aufgabe sein."

Weitere Informationen:
https://www.dwd.de
https://www.lwk-niedersachsen.de