Am 12. und 13. September lud die Hessische Landesfachgruppe Pilzbau zu den diesjährigen HLP-Tagen im Tagungsort Zaltbommel in den Niederlanden ein. Es erwartete die Besucher ein breit gefächertes Rahmenprogramm, bestehend aus einer traditionellen Betriebsbesichtigung, Fachvorträgen sowie Diskussionen und Dialogen zu den Chancen und Herausforderungen in der (Edel-)Pilzzucht.
Hier gelangen Sie zur Fotoreportage des HLP-Tages.
Teilnehmer des diesjährigen HLP-Tages. Im Uhrzeigersinn: das Team von Kirnig aus Südtirol, Torsten Jonas von Pilzgarten, die Vertretung von Hermann.Bio aus Österreich, und die Geschäftsleitung der Kernser Edelpilze mit Kasper Moreaux (Mycelia)
Hochmoderne Substratherstellung
Die Veranstaltung stand diesmal unter Federführung von Evelin Krolopp statt, die Anfang des Jahres die Geschäftsführung vom HLP-Gründer Ulrich Groos übernahm. Der zweite Veranstaltungstag startete mit der alljährlichen Betriebsbesichtigung, diesmal bei CNC Exotic Mushrooms BV, einem international agierenden Hersteller und Lieferanten von Substrat für die Edelpilzzucht. Das Unternehmen hat seine Kapazitäten im vergangenen Jahr maßgeblich erweitert und produziert im Dreischichtbetrieb hochwertige Substrate, hauptsächlich für die Zucht von Shiitake und Erengii.
Nach den umsatzstarken Coronajahren sei die Nachfrage nach Edelpilzsubstraten im Sommer 2023 geringer gewesen, weshalb das Substrat länger gelagert werden musste, so Joost Hesen von CNC. "Diese Situation ist für uns relativ neu, da wir sonst mit der Produktion kaum hinterherkamen und die Substratblöcke nur kurzzeitig zwischengelagert werden mussten. Die Belüftung und Temperatursteuerung haben wir hingegen im Vergleich zum letztjährigen Sommer deutlich besser in den Griff bekommen, was wiederum unseren Ventilatoren zu verdanken ist. Im nächsten Jahr planen wir die Installation einer PV-Anlage, sowie eines Wärmetauschers. Ansonsten versuchen wir, Temperaturschwankungen in unseren Produktionsräumen zu vermeiden, in dem wir die Blöcke in verschiedenen Altern durchdacht aufteilen."
HLP wird zur ESSMI
Der diesjährige HLP-Tag stand ebenfalls im Zeichen der Namensänderung und Neustrukturierung des Branchenvereins. Denn während der Gründungsversammlung am 20.06.2023 wurde der European Society of the Specialty Mushroom Industry (ESSMI) e.V gegründet, der sich selbst als Nachfolgeorganisation der HLP sieht. "Der Verein bezweckt die Wahrung und Förderung der Interessen des europäischen Pilzanbaus. Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch eine umfassende Austauschplattform, insbesondere durch Durchführung von Tagungen, Exkursionen, Newslettern und vielem mehr, sowie die Zusammenarbeit in der Forschung mit öffentlichen und privaten Trägern. Vor allen Dingen sollen klare Forschungsfragen definiert werden. Außerdem vertritt der Verein die gemeinschaftlichen Interessen der Mitglieder gegenüber anderen wirtschaftlichen Organisationen und politischen, amtlichen, halbamtlichen und privaten Stellen. Des Weiteren hat sich der ESSMI zum Ziel gesetzt, den europäischen Pilzkonsums zu fördern", erläutert Krolopp auf Anfrage.
Einblick in die Substratlagerung: CNC setzt auf die sogenannte Vakuumtechnologie zur Sterilisierung und Kühlung von Substratblöcken. In nur 3 Stunden können bis zu 2 Tonnen Substrat behandelt und in Beuteln verpackt werden.
Proteine und Vermarktungskonzepte
Das restliche Rahmenprogramm stand im Zeichen der Herausforderungen und Chancen im Bereich Pilzexoten. Dr. Karin Scholtmeijer von der Universität Wageringen sprach in ihrem Vortrag über Edelpilze als alternativen Markt für die Gewinnung von Proteinen. Pilze seien dabei keine Lösung an sich, sondern eine Ergänzung der bestehenden Palette an Proteinquellen (wie Leguminosen und Zuchtfleisch). Im Vergleich zu Nordamerika, wo der Markt für innovative Produktkonzepte und alternative Proteinquellen bereits weit fortgeschritten sei, hinke Europa noch deutlich hinterher, schlussfolgerte sie.
In der anschließenden Breakout-Session diskutierten die Teilnehmer unter anderem über zukunftsweisenden Vermarktungskonzepte. CNC-Verkaufsleiter Joost Hesen sprach mit Edelpilzzüchter Victor Paulissen über die Anforderungen am Substrat und dem Hersteller. Zuverlässigkeit und gleichmäßigen Erträge statt Produktionsschwankungen sind dabei ein entscheidender Faktor. Auch die Sortenvielfalt spiele eine maßgebliche Rolle und trage letztendlich zum erhöhten Absatz bei, in dem die Abnehmer vorzüglich das komplette Programm aus einer Hand beziehen möchten. Schließlich sei auch Flexibilität in der Substratlieferung ein wichtiges Thema.
Geert-Peter de Rijk, Edelpilzzüchter und Inhaber des Unternehmens Paddestoelenrijk, stimmte seinem Kollegen zu und ergänzte: "Ein gesundes Miteinander bringt den gesamten Sektor weiter nach vorne. Ich wäre dafür Vermarktungsstrukturen zu entwickeln, über die wir mit mehreren Züchtern statt im Alleingang erfolgreich Großabnehmer beliefern können."
Weitere Informationen:
Evelin Krolopp
ESSMI e.V.
Ernst-Moritz-Arndt-Str. 7
06114 Halle/Saale
[email protected]
www.pilzbau.de