Vor etwa drei Jahren entschloss sich das Management der Räss Wildbeeren AG zu einer umfassenden Umstrukturierung des Bio-Obstbaubetriebs. Sowohl der Anbau der drei Hauptkulturen Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren als auch die Fruchtverarbeitung auf dem eigenen Hof wurden aufgestockt, ohne dabei die Nischenkulturen wie etwa Felsenbirnen, Goji- oder Haskapbeeren aus den Augen zu verlieren. Mit Simon Räss, der das Unternehmen mit Sitz in Benken (Kanton Zürich) zusammen mit seinem Bruder Christoph führt, sprachen wir über die diesjährige Saison und die langfristigen Marktentwicklungen.
Die erste Zwischenbilanz zur diesjährigen Saison sei überwiegend positiv, so der Bio-Beerenproduzent. "Grundsätzlich ist das Erntejahr mit einem wettertechnisch guten Frühjahr und Sommer recht gut angelaufen, sodass insgesamt mit einem durchschnittlichen bis guten Erntevolumen zu rechnen ist. Generell ist der Bio-Beerenanbau besonders anspruchsvoll und es hat auch eine Stagnierung der Flächenentwicklung in der Schweiz gegeben."
© Räss Wildbeeren AG
Christoph und Simon Räss leiten gemeinsam die Geschicke des Bio-Obstbaubetriebs.
Heidel- und Himbeeren: Chancen in der späten Vermarktung
Zurzeit läuft die Ernte der Bio-Heidelbeeren auf Hochtouren, fährt Räss fort. "Bei den klassischen Frühsorten, die im Juli geerntet werden, sind wir etwas zurückhaltend. Stattdessen haben wir uns auf den Anbau von Spätsorten konzentriert, die ab August in den Ertrag kommen, gerade in dem Zeitraum, in dem in der Schweiz weniger heimische Bio-Ware vorhanden ist. Dies passt auch von der Personalplanung sehr gut: Unsere anderen Kulturen wie zum Beispiel Brombeeren sind dann eher rückläufig, weshalb wir unsere Mitarbeiter mehrheitlich für die Heidelbeerernte einsetzen können." Die Spitzenzeit bei den Heidelbeeren geht bis etwa KW 35. Die Anbaufläche ist überwiegend mit der Sorte Aurora bepflanzt.
Auch bei den Himbeeren widmet sich der Betrieb hauptsächlich dem Anbau im späteren Bereich. "Sommer-Himbeeren sind extrem anspruchsvoll, weshalb wir uns ausschließlich auf Herbsthimbeeren konzentriert haben. Wir befinden uns nun in den Hauptwochen, können aber nach Abschluss der Hauptsaison Ende September bis in den November hinein Früchte ernten", schildert Räss den Saisonablauf. Angebaut werden die Sorten Enrosadira, Versailles und Paris. Bei fast allen Beerenkulturen konnte in diesem Jahr eine leichte Preiserhöhung verhandelt werden. Dies genüge nicht, um die Mehrkosten in der Produktion zu decken, sind jedoch ein wichtiger Beitrag dazu."
Obwohl man sich im Zuge der Neustrukturierung ganz klar auf die großen Beerenarten Erd-, Him- und Heidelbeeren fokussiert hat, wachsen und gedeihen nach wie vor auch zahlreiche Nischen- und Sonderbeeren auf dem Bio-Hof. Räss: "Wir können diese Nischen weiterhin gut bedienen, wobei man auch sagen muss, dass es in diesem Bereich verglichen mit den großen Beerenarten relativ wenig Bewegung am Markt gibt. Dies liegt wiederum daran, dass es bei den meisten Nischensorten nur wenige Bio-Anbieter gibt und die Nachfrage auch eher stabil ist." Zu seinen Abnehmern zählt Räss unter anderem den LEH, den Bio-Fachhandel sowie den klassischen Großhandel wie den Zürcher Engrosmarkt.
© Räss Wildbeeren AGNeben Tafelbeerenobst erzeugt die Räss Wildbeeren AG ebenfalls Verarbeitungsware z.T. für die eigene Hofverarbeitung sowie Bio-Äpfel und -trauben für die Weinindustrie.
Konsolidierung und Professionalisierung
Gemäß Räss liegen heimische Bio-Beeren nach wie vor im Trend, wobei sich das Marktsegment in den vergangenen Jahren einigermaßen stabilisiert habe. "Vor etwa fünf Jahren hat es einen Hype und entsprechende Zuwächse gegeben. Wir stellen nun aber fest, dass es eine Konsolidierung und Professionalisierung des Bio-Beerenmarktes gegeben hat."
Die größten Herausforderungen zeigen sich nicht so sehr in der Vermarktung, sondern in der Produktion, betont Räss des Weiteren. "Seitens des Handels war und ist eine gewisse Unterstützung immer noch vorhanden. Wirtschaftlich ist der Bio-Beerenanbau aber nach wie vor sehr anspruchsvoll. Die Hauptaufgaben in den kommenden Jahren sind, die Kosten zu reduzieren und gleichzeitig unsere Produktion zu optimieren. Die Herausforderung besteht schließlich vor allem darin, die entsprechenden Mengen in der gewünschten Qualität zu produzieren."
Bilder: Räss Wildbeeren AG
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Simon Räss
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