Jedes Jahr werden zahlreiche neue Kartoffelsorten von den international sowie den regional agierenden europäischen Züchtern gelauncht. Von Anfang bis zum Ende beansprucht der gesamte Zuchtprozess etwa zehn Jahre, nur wenige setzen sich dabei aber schlussendlich durch. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels ist die Hitzeresistenz heutzutage einer der entscheidende Faktoren, der das Potenzial einer Neuzulassung bestimmt. Wichtig sind dabei ausführlichen Sortenversuche, die vorzüglich unter extremen Anbaubedingungen durchgeführt werden. Georg Kolmhofer, Geschäftsführer des Unternehmens Sesur mit Sitz im südspanischen Sevilla, gab uns Einblicke in diese spannende und für viele unbekannte Stufe des Kartoffelzuchtprozesses.
Bereits seit der Gründung vor nunmehr 13 Jahren befasst sich Sesur mit Sortenversuchen in allen Bereichen des Sortenspektrums. Eingeführt hat dies Edmund Wright, ehemaliger Mitgesellschafter der Sesur und vormals Geschäftsführer der spanischen Partnerfirma von MBM, dem führenden britischen Kartoffelunternehmen. Unter Federführung von Herrn Wright entwickelte sich Sesur zum Spezialisten für Sortenversuche, sagt Kolmhofer rückblickend.
Der gebürtige Österreicher Georg Kolmhofer steht am Ruder des Unternehmens Sesur.
Sortenversuche unter gleichen Bedingungen
Man unterscheidet dabei zwei Arten von Sortenversuchen, schildert er des Weiteren. Zum Einen gibt es den klassischen Sortenversuch, in dem die Züchter ihre neuen Sorten im Mittelmeerklima unter einheitlichen Bedingungen testen wollen. Die dazugehörigen Ergebnisse werden in der Regel schriftlich publiziert. Kolmhofer: "Wir agieren dabei als rein technischer Dienstleister ohne kaufmännisches Interesse. Das heißt, wir bewerten die Sorten nicht. Es werden in der Praxis nur die Ergebnisse präsentiert und alle Züchter - unabhängig von der Betriebsgröße - haben dabei die gleichen Bedingungen."
Zu diesem Anlass wird Ende April-Anfang Mai normalerweise auch einen zentralen Feld- oder Sortendemotag veranstaltet, der sich im Laufe der Jahre zu einem Fixpunkt und wichtigen Branchentreff der Kartoffelwelt entwickelt hat. Im Schnitt seien an diesem Tag die Sorten von rund 25 Züchtern vertreten und es kommen meistens zwischen 200 und 300 Besuchern die sich vor Ort über die Fortschritte und Neuheiten im Bereich der Züchtungsarbeit erkundigen, so Kolmhofer.
Reger Austausch auf den Versuchsfeldern im Raum Sevilla.
Testlauf in anderer Klimazone
Zum Anderen unterscheidet man auch das Sorten-Screening in dem es Züchtern ermöglicht wird, zukünftige Sorten auf deren Mittelmeertauglichkeit zu testen. Kolmhofer: "Die meisten Züchter sind prinzipiell im Norden Europas angesiedelt und stehen nach sieben Jahren Tüftlerei der Regel zwei bis drei Jahre vor der tatsächlichen Sortenzulassung bzw. Markteinführung. Wir bieten den Züchtern eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Sorten und deren Eigenschaften auch in einer anderen Klimazone zu testen, bevor es dann zu dem eher langwierigen und nicht zuletzt auch teuren Sortenzulassung kommt." Diese Versuche seien überwiegend strikt intern und die Auswertung erfolge auch prinzipiell durch die Techniker der jeweiligen Zuchtunternehmen.
Kartoffelexperten erkundigen sich vor Ort über das Wachstum der einzelnen Sorten. Es werden händeringend hitzeresistente Kartoffeln gesucht.
Ansprechpartner im Bereich Sortenberatungen
In beiden Fällen agiert Sesur in erster Linie als technischer Dienstleister. "Nichtsdestotrotz ist es für uns sehr interessant die Genetik der verschiedenen Firmen bereits Jahre, bevor die neuen Sorten tatsächlich auf den Markt kommen, zu kennen. Durch dieses technische Knowhow sind wir ebenfalls ein interessanter Ansprechpartner für Abpacker und LEH-Ketten im Bereich Sortenberatungen. Denn insgesamt dürften im Laufe der Jahre durch unsere Hände gut 4.000 Sorten und Stämme gegangen sein", heißt es ferner.
Generell sei zu beobachten, dass die Speisekartoffelanbaufläche tendenziell zugunsten der Industrieproduktion weiter zurückgeht . Währenddessen werden vor allem in Frankreich die Flächen für die Saatgutproduktion verringert. Ferner müssen neue Sorten heutzutage ganz andere Anforderungen als in den letzten Jahrzehnten erfüllen: "Früher war ein hoher Ertrag pro Hektar das Hauptkriterium, während Dünger und Spritzmittel billig waren und nahezu unkontrolliert eingesetzt werden durften. Heute werden die chemischen Hilfsmittel immer stärker eingeschränkt. Der Krankheitsdruck wird immer stärker aufgrund des wiederholten Anbaus und außerdem sind die klimatischen Bedingungen immer extremer. In der Züchtung werden Krankheitsresistenzen, sogenannte Low-Imput-Sorten mit einem geringen Stickstoffbedarf sowie einer hohen Stressresistenz gegenüber Hitze und Wassermangel somit immer bedeutender. Ein weiteres Züchtungsziel ist es die Verbesserung der Lagerfähigkeit von bestimmten Sorten, um ganzjährig auf lokale Ware zurückgreifen zu können", schlussfolgert Kolmhofer.
Bilder: Sesur SLU
Weitere Informationen:
Georg Kolmhofer
SESUR Semilla y Exportación SLU
Apdo. de correos 20.008
41020 Sevilla - Spain
T: +34 954 610012
F: +34 954 303051
[email protected]
www.sesur.net