Während sich bei den Himbeeren und Heidelbeeren eine erhebliche Angebotssteigerung im Mittelmeerraum abzeichnet, bleibt die europäische Erdbeer-Anbaufläche relativ konstant. Lediglich in Deutschland sei eine Flächenreduzierung zu beobachten, die wiederum auf den rückläufigen Freilandanbau zurückzuführen sei. Währenddessen wird tendenziell mehr Ware im geschützten Anbau produziert. "Die steigenden Energiepreise verzögern nun die Reife in den Gewächshäusern. Dies könnte bald zum erhöhten Vermarktungsdruck bei Tunnelerdbeeren führen", prognostizierte AMI-Experte Helwig Schwartau beim diesjährigen Beerenseminar.
In der Kategorie Heidelbeeren beobachtet Schwartau eine exponentionelle Produktionssteigerung aufgrund von Flächenerweiterungen im Übersee und Mittelmeerraum. Zwischen 2005 und 2021 konnte das globale Erntevolumen um 500 Prozent gesteigert werden und auch die Heidelbeerimporte nach Deutschland haben im letzten Jahrzehnt kräftig zugenommen. "Dementsprechend ist es auch nicht auszuschließen, dass die Aufnahmefähigkeit des europäischen Marktes irgendwann überfordert wird. Zeitgleich beeinflusst diese Überversorgung ebenfalls den Konsum übriger Obstprodukte." Die Heidelbeere etabliere sich dabei als leicht zu handhaben, was einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Obstarten am POS darstellt. "Eine Ausweitung des Anbaus in Nordeuropa halte ich aber für fraglich."
Auch bei den Himbeeren gibt es eine deutliche Volumensteigerung, insbesondere in den mediterranen Anbaugebieten. "Wir stellen fest, dass die Ladenverkaufspreise momentan zu günstig sind, zu diesen Konditionen kann Nordeuropa keine Himbeeren produzieren. Des Weiteren prägen Lizenzen die Situation im globalen Himbeeranbau", resümiert Schwartau.
Generell gewinnt Marokko massiv an Bedeutung als Beerenanbau und -exportland, insbesondere bei den Heidelbeeren und Himbeeren. In den Niederlanden stagnierte der Anbau von Strauchbeeren hingegen nach einigen Wachstumsjahren. In Polen blieb der Anbau relativ stabil, während Industrieware die dortige Beerenproduktion prägt. Gleiches gilt für Serbien, wo das Gros der Rohware schlussendlich als TK-Obst vermarktet wird.
Deutschland als führender Absatzmarkt im Beerensektor
Absatzbetreffend etabliert sich Deutschland als stärkster Absatzmarkt Europas in der Kategorie Beeren. Es wurden 2021 im deutschen LEH Beeren im Wert von 1931 Mio. Euro umgeschlagen. Frankfreich (701 Mio. Euro) und Italien (551 Mio. Euro) rangieren auf Platz 2 und 3. Ansonsten fällt auf, dass Erdbeeren die Gesamtausgaben frischer Beeren dominieren. In Deutschland ist der Markt in etwa zweitgeteilt (47 Prozent Erdbeeren, 53 Prozent übrige Beeren), in Frankreich (80 Prozent), Italien (71 Prozent) und Spanien (84 Prozent) dominieren die Erdbeeren hingegen den Beerenkonsum.
Darüber hinaus haben sich Beerenfrüchte, allen voran Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, mittlerweile als Ganzjahresprodukt im deutschen LEH behaupten können, fährt Schwartau fort. Trotzdem zeichne sich insbesondere bei den Erdbeeren eine deutliche, saisonale Absatzspitze in den Monaten Mai und Juni ab. Auch die jährliche Einkaufsmenge an Strauchbeeren pro Kopf hat sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdreifacht, während die Reichweite der Strauchbeeren von 45 auf 65 Prozent gestiegen ist. Ähnliche Konsumtrends seien ebenfalls in Großbritannien zu beobachten, ergänzt der Marktexperte.
Erdbeermarkt stabilisiert, Heidelbeeren im Aufwind
Sowohl die Produktion als auch den Konsum betreffend scheint sich der europäische Erdbeermarkt zu stabilisieren. Die Durchschnittspreise an den Erzeugermärkten tendieren dabei nach oben, bei einem eher rückläufigen Verkaufsvolumen. Schwartau: "Bei den Heidelbeeren sehen wir jenseits des Marktes einen klaren Aufwärtstrend: Denn im Anbau haben die Überseeländer in den letzten fünf Jahren um 200.000 Tonnen zugelegt und absatzseitig sehen wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien, Niederlanden und Großbritannien eine erhebliche Steigerung der Verkaufsmengen.
Auch der inländische Heidelbeeranbau gewinnt unverändert an Bedeutung. Zwischen 2013 und 2021 wurde die Anbaufläche von gut 2000 auf über 3300 ha ausgeweitet. Durch die kräftige Nachfragesteigerung habe der Selbstversorgungsgrad Schwartau zufolge nur minimal zugenommen. Bei den Himbeeren scheint der Konsum im europäischen LEH hingegen zu stagnieren, während Marokko das deutsche Angebot dominiert. Gleiches gilt für Brombeeren, während der Bedarf an Johannisbeeren seit einigen Jahren sogar leicht rückläufig sei.
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Helwig Schwartau
AMI Hamburg
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